Werbung

Wirtschaft | Anzeige


Nachricht vom 26.02.2022    

Umweltbilanz – Bitcoin verursacht 30.000 Tonnen Elektroschrott pro Jahr

Die 2009 lancierte Kryptowährung Bitcoin steht angesichts ihres hohen Stromverbrauchs schon seit Langem in der Kritik durch Umweltschutzorganisationen. Laut Studien verbrauchen lediglich 30 Länder weltweit mehr Strom als der Bitcoin. Die Kryptowährung emittiert damit etwa gleich viel Kohlendioxid (CO2) wie die gesamte Bevölkerung von Dänemark. Eine im wissenschaftlichen Fachmagazin Resources, Conservation and Recycling nun publizierte Studie offenbart zudem, dass der Bitcoin auch am Elektroschrott einen nicht zu vernachlässigten Anteil hat.

Foto Quelle: pixabay.com / madartzgraphics

Wie die Universität der Vereinten Nationen (UNU) in Tokio ermittelt hat, hat sich die Menge des jährlich erzeugten Elektroschrotts von 20 Millionen Tonnen im Jahr 2000 auf 50 Millionen Tonnen im Jahr 2021 mehr als verdoppelt. In den kommenden 30 Jahren erwarten die Wissenschaftler eine weitere Verdoppelung des meist kaum recycelbaren Mülls. Neben Smartphones, Fernsehern, Laptops und Co. sind daran auch Kryptowährungen wie der Bitcoin schuld.

Rechenzentren erzeugen Elektroschrott
Laut der Studie „Das wachsende Elektroschrott-Problem des Bitcoins“ der Autoren Alex de Vries und Christian Stoll fällt der Elektroschrott des Bitcoins hauptsächlich durch das sogenannte Mining an. Bei diesem Prozess berechnen große Anlagen mit Spezialcomputern neue Bitcoins. Sobald die in den Rechenzentren dazu verwendete Hardware veraltet ist, landet sie meist im Müll. Das Berechnen neuer Bitcoins verursacht laut der Studie aktuell dadurch etwa 23.000 Tonnen Elektroschrott.

272 Gramm Elektromüll pro Überweisung per Bitcoin
Als Basis ihrer Berechnung setzten die Wissenschaftler einen Kurs von 40.000 Euro pro Bitcoin an. Zudem haben sie die geschätzte Rechenleistung der Bitcoinfarmen, die pro Tag neu berechneten Bitcoin und die dabei anfallenden Kosten für Strom miteinbezogen. Als Lebensdauer der zum sogenannten Schürfen der Kryptowährung verwendeten Spezialhardware setzten die Forscher zwei Jahre und vier Monate an. Sie konnten so ermitteln, dass pro Überweisung per Bitcoin in der Blockchain 272 Gramm Elektroschrott erzeugt werden. Dies entspricht etwa zwei iPhone 13 mini. Die Verwendung des Bitcoins verursacht damit pro Tag etwa so viel Elektroschrott wie 500.000 verschrottete Smartphones.

Ausschließlich Mining-Hardware berücksichtigt
In der Realität wird sehr wahrscheinlich noch mehr Elektroschrott durch den Bitcoin verursacht. Wie die Wissenschaftler erklären, wurde in der Studie ausschließlich spezielle Mining-Hardware für Bitcoin-Berechnungen berücksichtigt. In einigen Regionen der Erde mit besonders geringen Stromkosten wie die Kryptowährung aber auch über gewöhnliche Grafikkarten berechnet. Dies ist jedoch die Ausnahme.

„Bitcoin-Miner verwenden nahezu ausschließlich sogenannte ASICs. Diese Art der Hardware ist auf einen bestimmten Zweck zugeschnitten und kann somit nicht für andere Anwendungen wiederverwendet werden“, erklärte Christian Stoll von der TU München und dem Massachusetts Institute of Technology (MIT) dem SPIEGEL.

Umweltfreundliche Alternative?
„Die Menschen vergessen oft, dass das Bitcoin-Netzwerk nicht nur viel Energie schluckt, sondern auch Millionen hoch spezialisierter und kurzlebiger Geräte nötig sind. Unser Ziel war es, den bisher unerwähnten Teil der Geschichte hervorzuheben“, erklärte Alex de Vries dem SPIEGEL. Laut de Vries beschleunigt Elektroschrott nicht nur den Klimawandel, weil bei seiner Verbrennung giftige Chemikalien in die Atmosphäre freigesetzt werden, sondern kann bei unsachgemäßer Entsorgung auch den Boden und das Grundwasser für lange Zeit verseuchen.

Als Reaktion auf ihre Studie fordern die Autoren daher, dass die Methode, mit der neue Bitcoins freigegeben werden, umgestellt wird. Der aktuelle Stromverbrauch und der erzeugte Elektroschrott durch die Millionen von sogenannten Minern sind laut ihnen auch angesichts der Innovationen durch den Bitcoin deutlich zu groß. Wie de Vries erklärt, sollte man stattdessen auf ein sogenanntes Proof of Stake Modell wechseln. Die Konkurrenzwährung Ethereum hat diesen Schritt bereits geplant.

Neben der Änderung des Bitcoin-Algorithmus verlangt Stoll außerdem eine höhere Recyclingquote. Laut ihm ist es jedoch wichtig, sich bei den Umweltbemühungen nicht ausschließlich auf Kryptowährungen wie Bitcoin und Ethereum zu konzentrieren. Diese stehen zwar im Zentrum der öffentlichen Kritik, sind aber „absolut gesehen nur für einen kleinen Teil des globalen Elektroschrott-Problems verantwortlich“, erklärt der Wissenschaftler. (prm)



Anmeldung zum NR-Kurier Newsletter


Mit unserem kostenlosen Newsletter erhalten Sie täglich einen Überblick über die aktuellen Nachrichten aus dem Kreis Neuwied.

» zur Anmeldung



Aktuelle Artikel aus der Wirtschaft


Kooperatives Vorhaben für die Zukunft: Neuwied plant Zentrum für Robotik

Neuwied. Die Lokomotive war die Schlüsseltechnologie des 19. Jahrhunderts und Neuwied spielte dabei eine bedeutende Rolle. ...

Touristische Leistungsträger im Kreis Neuwied: Das Netzwerk im Tourismus wächst weiter

Kreis Neuwied. Zu dem Zweck, die Handlungsansätze weiter auszuarbeiten, gibt es im Landkreis Neuwied unter dem Dach der Wirtschaftsförderung ...

Vereinsstammtisch in Linz am Rhein: VR Bank RheinAhrEifel stärkt lokales Vereinswesen

Linz am Rhein. Die Veranstaltung wurde von Christian Kehr, Direktor des Regionalmarktes NeuwiedLinz eröffnet, der die Bedeutung ...

Aktionstage für Geflüchtete: Unternehmen online kennenlernen und eine Arbeitsstelle finden

Region/Neuwied. An drei Tagen geben Unternehmen, die bundesweit Personal einstellen, in jeweils einstündigen Slots einen ...

Start ins Berufsleben nach dem Abitur: Berufsleben und gleichzeitig Studieren bei Ximaj IT-Solutions

Rosenheim. Nach dem Abitur stehen junge Erwachsene oft vor der Wahl: Ausbildung, direkter Berufseinstieg oder doch ein Studium? ...

So gelingt die berufliche Orientierung der Fachkräfte von morgen

Region. Die Regionalinitiative "Wir Westerwälder" hat sich auf die Fahnen geschrieben, sie dabei bestmöglich zu unterstützen. ...

Weitere Artikel


Heckenschnitt: Schutzzeit beginnt

Neuwied/Altenkirchen/Montabaur. Erlaubt sind lediglich Form- und Pflegeschnitte, die den Zuwachs des vergangenen Jahres beseitigen, ...

Runder Tisch Freibad Oberbieber: Familienbad soll erhalten bleiben!

Neuwied. Röder freute sich, dass alle Beteiligten der Einladung gefolgt sind: Von Seiten des HVO nahm der stellvertretende ...

8:0-Sieg ist Muster ohne Wert

Neuwied. Um auf diesen Weg zu gelangen, führt der Zwischenstopp zwangsläufig über den Spielberichtsbogen, der bereits verrät, ...

Wanderung rund um Nauort und Caan-Westerwald

Neuwied. Bei strahlender Sonne und blauen Himmel begab man sich auf die rund acht Kilometer lange Wanderroute. Die Wanderstrecke ...

Politischer Aschermittwoch SPD Rheinland wegen Krieg in Ukraine abgesagt

Neuwied. „Russland hat die Ukraine angegriffen, es herrscht Krieg in Europa! Vor dem Hintergrund des Einmarschs Putins in ...

Leserbrief zur Demonstration in Neuwied gegen den Krieg in der Ukraine

Neuwied. Der Leserbrief hat folgenden Wortlaut: „Dass auf der Demonstration gegen den Krieg in der Ukraine mehrere Redner ...

Werbung