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Nachricht vom 27.03.2019    

Josefstag im Heinrich-Haus: "Zum Glück bin ich anders!"

Vor zehn Jahren, am 26. März 2009, trat in Deutschland die UN-Behindertenrechtskonvention in Kraft. Sie hat zu einem gesellschaftlichen Umdenken hin zu mehr Teilhabe von Menschen mit Behinderungen geführt, aber im Alltag ist Inklusion für die Gesellschaft nach wie vor eine Herausforderung. Das verdeutlichte eindrucksvoll Rainer Schmidt bei seinem Gastvortrag zur traditionellen Feier des Josefstages im Heinrich-Haus in Neuwied.

Spannend, authentisch und mit einem Augenzwinkern erzählte Rainer Schmidt beim Josefstag im Heinrich-Haus, warum er glücklich ist, anders zu sein. Foto: Heinrich-Haus

Neuwied. Der Vortrag regte die 200 Gäste nicht nur zum Schmunzeln und Nachdenken an, sondern ging vielen emotional sehr nahe. Schmidt ist ein wahres Multitalent: Pfarrer, Buchautor, Kabarettist und mehrfacher Goldmedaillengewinner bei den Paralympics – und er hat keine Hände sowie ein verkürztes Bein. Seine Großmutter beschäftigten nach seiner Geburt grundlegende Fragen: „Wie soll er sich je allein anziehen, essen, einen Beruf erlernen?“

Wir alle hätten Bilder im Kopf, die dann unsere Handlungen bestimmten. Schmidt nahm die Gäste mit auf eine emotionale Reise durch seine Kindheit und erzählte in bewegenden Anekdoten, dass die Realität ganz anders aussehen kann: Er kann allein essen, sich anziehen und ist gleich in mehreren Berufen erfolgreich – nur die Menschen, auf die er im Alltag trifft, wüssten teilweise nicht mit seiner Behinderung umzugehen und sorgten immer wieder für besondere Erlebnisse, die er humorvoll schilderte.

„Behinderung irritiert“, sagte Schmidt: „Wie gibt man jemandem die Hand, wenn der keine hat? Behinderung lässt sich nur diagnostizieren und nicht therapieren. Menschen mit Behinderung können sich nicht verändern. Deshalb lautet die entscheidende Frage: Wie müssen wir unsere Gesellschaft verändern, damit sie teilhaben können?“ Sehr am Herzen liegt ihm dabei das Zugehörigkeitsgefühl, „sense of belonging“, wie es die UN-Behindertenrechtskonvention fordert. Er will Unsicherheit und Ängste abbauen, damit jeder die Chancen erhält, so zu sein, wie er ist.



„Stellen Sie sich vor, wie langweilig es wäre, wenn alle gleich sind. Zum Glück bin ich anders!“, betonte Schmidt. Inklusion ist nach seiner Definition die Kunst des Zusammenlebens von sehr verschiedenen Menschen. Diese Kunst müsse die Gesellschaft erst einüben, aber Lernen beginne immer mit einer Irritation.
Viele Partner, Förderer und Freunde waren angereist, um gemeinsam mit dem Heinrich-Haus den Namenstag des heiligen Josef – Patron der Josefs-Gesellschaft – zu feiern, darunter Detlef Placzek, Präsident des Landesamtes für Soziales, Jugend und Versorgung, Kreisbeigeordneter Michael Mahlert, Jan Einig (Oberbürgermeister Neuwied), Michael Kessler (Bürgermeister Bendorf) und Hans-Dieter Kraft (Ortsbürgermeister Höhn).

Beim einstimmenden Gottesdienst ging Pfarrer Paul Freialdenhoven darauf ein, wie Gott uns das Menschliche begegnen lässt. Großen Applaus erhielt der Schulchor der Christiane-Herzog-Schule, der mit seinen Liedern die Messe bereicherte. Erwin Waider, Geschäftsführer und Sprecher des Heinrich-Hauses, dankte anschließend allen Gästen für die fortwährende Unterstützung. Beim Imbiss im Heinrich's wurden dann die authentischen Schilderungen des Referenten intensiv diskutiert und der Netzwerkgedanke gefördert.


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