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Nachricht vom 19.06.2015    

Ein besonderer Job - Reinigung des Faulturms mittels Tauchgang

Der Faulturm einer Kläranlage hat eine wichtige Funktion: Hier sammelt sich der Klärschlamm und wird von speziellen Mikroorganismen in Gas, Wasser und Feststoffe zersetzt. Jetzt wurde er von einem Taucher gereinigt.

Taucher Arne Thien wird nach dem Tauchgang abgespritzt, damit er auch durch das Ausziehen seines Spezialtauchanzugs nicht mit Klärschlamm in Berührung kommt. Foto: privat

Bad Honnef. Seit der letzten Reinigung des Faulturms der Bad Honnefer Kläranlage im Tal sind rund 20 Jahre vergangen, deshalb wartete jetzt eine anspruchsvolle und nicht ganz leichte Aufgabe auf die Taucher, die sich auf das Ausräumen von Faultürmen und Tauchen in Kläranlagen spezialisiert haben.

Beeindruckend ist bereits der Schutzanzug, ein Konstantvolumenanzug für gewerbliche Einsätze, den der Taucher Arne Thien mit Hilfe seiner Kollegen anlegt. Durch das Sicherheitssystem kommt er nicht mit dem Klärschlamm in Berührung. Auch durch den Helm können keine Bakterien eindringen. Arne Thien steigt die Leiter hinunter und verschwindet vollständig im schwarzen Klärschlamm.

Nur die Bewegungen des Mammutschlauchs, mit dem der tote Klärschlamm abgesaugt wird, verraten, dass in 18 Metern Tiefe ein Mensch seine Arbeit verrichtet. Per Telefon ist Arne Thien mit den Kollegen verbunden. Er arbeitet in völliger Dunkelheit, die Temperatur im Turm beträgt mindestens 38 Grad. Deshalb ist die Tätigkeit auch so anstrengend und nach 30 Minuten wird Arne Thien wieder an die Oberfläche geholt, desinfiziert, mit Wasser abgespritzt und vom Tauchanzug befreit. Nach ihm kommt im Turnus ein Kollege an die Reihe, um für eine halbe Stunde in der Tiefe zu arbeiten.

Pro Tauchgang werden etwa 15 bis 20 Kubikmeter Klärschlamm ausgeräumt, pro Tag werden vier bis fünf Tauchgänge vorgenommen. In einer Woche wird die Arbeit erledigt und 300 bis 400 Kubikmeter Klärschlamm werden ausgetauscht sein. Der tote und feste Schlamm wird abgesaugt und die biologisch wertvolle dünnflüssige Masse bleibt erhalten und wird durch den laufenden Betrieb und Wasser aufgefüllt. 80.000 Euro kostet der Einsatz inklusive der weiteren Verarbeitung, was immer noch kostengünstiger ist, als wenn der Turm vollständig geleert und dann gesäubert würde.

Der abgepumpte Schlamm durchläuft zwei Verarbeitungsvorgänge: Im ersten Schritt wird er mittels eines Siebs gefiltert, im zweiten passiert er eine Zentrifuge zur Trocknung. Das übriggeblieben Granulat wird professionell verbrannt. Der normalerweise anfallende Klärschlamm der städtischen Kläranlagen wird in der Landwirtschaft als hochwertiger Düngestoff verwertet. Landwirte können dadurch auf chemischen Dünger verzichten und die knapper werdenden Phosphatvorkommen werden geschont.

Übrigens riecht der Klärschlamm kaum und schon gar nicht durchdringend. Anton Ulrich, Chef des Umwelt-Tauchservices, meint dazu: „Eine Kläranlage, die gut geführt ist, riecht wie ein Waldboden nach einem Gewitter.“

Im Stadtgebiet Bad Honnef gibt es die Kläranlagen in Aegidienberg und Bad Honnef-Tal. Das anfallende Klärgas in der Kläranlage im Tal wird in einer Kraft-Wärme-Nutzungsanlage eingesetzt. 30 Prozent des Gesamtstromverbrauchs der Kläranlage werden so selbst produziert und die selbst erzeugte Wärme wird neben der Nutzung im Faulprozess ebenfalls zur Beheizung aller Betriebsräume der Kläranlage verwendet.

Um ein spezialisierter Berufstaucher oder –taucherin zu werden, muss auf einer technischen Lehre wie Elektriker/in, Schlosser/in oder Schweißer/in aufgebaut werden. Die körperliche Eignung wird jedes Jahr geprüft und wenn die Verfassung es zulässt, die international gültige Taucheignung G31 bescheinigt. Noch lang nicht jeder Taucher aber kann in der Enge, Hitze und Dunkelheit eines Faulturms arbeiten und neben der perfekten Taucherausrüstung und technischem Verständnis gehört eine große Portion Mut dazu.



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