Ortsgemeinderat Raubach verschleppt die Zukunft
Nachdem zum wiederholten Mal ein Termin, der seit geraumer Zeit feststand, nicht zustande gekommen ist, wundert man sich auf Seiten des Werks von Metsä Tissue in Raubach über erneut aufkommende Gerüchte zu einem eventuellen Heizkraftwerk. Der Werksleiter, Markus Claaßen und andere Teilnehmer eines Pressegesprächs konnten die Herkunft dieser Gerüchte nicht verifizieren.
Raubach/Hanroth. Am Freitag, 30. Juni fand in den Räumen der Metsä Tissue, Werk Raubach, ein Pressegespräch statt. Hierbei legten die Vertreter des Werkes, die Geschäftsführer Christoph Zeiler und Arno Simon, der Betriebsratsvorsitzende Klaus Marth und der Werkleiter Markus Claaßen, erneut die Pläne für die Erweiterung der Kapazitäten und eines Logistiklagers offen. Diese Pläne bestehen, so die Verantwortlichen, seit nunmehr drei Jahren und sind durch die SGD Nord, die Verbandsgemeinde und das Land abgesegnet worden. Ausschliesslich die unterste kommunale Ebene, die Gemeinderäte von Hanroth und Raubach, lassen immer wieder Termine ungenutzt verstreichen oder es werden lange besprochene Termine nicht anberaumt.
Das Raubacher Werk, seit mehr als 150 Jahren am gleichen Standort, beschäftigt derzeit insgeamt 294 Mitarbeiter. Für Arbeitnehmer aus der unmittelbaren Nachbarschaft, Fahrtstecke zum Arbeitsplatz unter zehn Kilometer, sind es 153 Arbeitsplätze. Darüber hinaus hat das Unternehmen in der abgelaufenen Woche den sechsten Ausbildungsvertrag für dieses Jahr abgeschlossen. Damit werden fünf Auszubildende im gewerblichen Bereich und einer im kaufmännischen Bereich ihre Ausbildung absolvieren können. Auch solche Zahlen sollten zu denken geben. Die Zufriedenheit der Arbeitnehmer wird mit 97 Prozent angegeben und die Firmenzugehörigkeit beträgt, in der heutigen Zeit eher selten, durchschnittlich fast 20 Jahre.
Die Pläne für das Logistikzentrum sind mit den Aufsichtsgremien, Struktur- und Genehmigungsdirktion Nord (SGD Nord), der VG Puderbach und dem Land Rheinland-Pfalz, abgestimmt und genehmigt. Das Land hat zudem Fördergelder bereitgestellt, deren Zuweisung allerdings in 2018 abläuft, womit diese dann verfallen würden.
Ob das Logistikzentrum in eigener Regie oder, im Rahmen von Outsourcing, betreiben werden wird, ist noch nicht geklärt. Fest steht aber, dass ein Betreiber sich an die hohen Standards der Metsä Tissue Gruppe, im Besonderen das hohe Lohnniveau halten muss, um den Zuschlag zu bekommen, so die Vertreter des Unternehmens.
Die Pläne, die zur Offenlegung anstanden, beinhalten ausschließlich das Logistikzentrum und die erforderliche Infrastruktur. Die, wie es in den Gerüchte immer wieder verbreitet wird, energetischen Fragen sind explizit ausgenommen. Selbstverständlich, und das ist legitim, befasst sich ein Unternehmen in seinen mittel- und langfristigen Planungen auch mit der Versorgung der erforderlichen Energie aber, so betonten die Vertreter von Metsä Tissue ausdrücklich, bei den hier in Rede stehenden Plänen haben diese Fragen keine Rolle gespielt und werden dies auch nicht. Markus Claaßen sagte hierzu: „Wir haben die Mitglieder der Gemeinderäte eingeladen unser Werk in Schweden zu besichtigen. Hier wird eine Biogasanlage betrieben, die so viel Energie liefert, dass die Stadt ebenfalls, mittels Fernwärme, hieraus versorgt werden kann“.
Es ist in keiner Weise nachvollziehbar welche Gründe es haben sollte sich einer, für die „Strukturschwache“ Region wichtigen und erfreulichen Erweiterung zu widersetzen. Besonders auch im Hinblick auf die Sicherung und die Schaffung neuer zukunftssicherer Arbeitsplätze, was dann auch junge Menschen in der Region bleiben lässt oder es ihnen erleichtert sich hier anzusiedeln. Es bleibt zu hoffen, dass die Gemeinderäte ihre Meinung überdenken und zu einer, für die Region, sinnvollen positiven Einstellung finden können, wie es ihrer Verantwortung entspricht. (kkö)
Kommentar von Wolfgang Tischler
Es ist nicht nachzuvollziehen, warum in Raubach von einzelnen Leuten immer wieder Gerüchte über ein zu bauendes Heizkraftwerk gestreut werden, das belastetes Holz verbrennen soll. Die Werksleitung hat hierzu mehrfach öffentlich Stellung bezogen und dies verneint. Im Übrigen hat ein in Zukunft geplantes Heizkraftwerk nichts mit dem Logistikzentrum zu tun. Es sind zwei separate Verfahren.
Es stellt sich die Frage, warum der Ortsgemeinderat Raubach einen neuerlichen abgestimmten Termin mit allen Beteiligten zur Abwägung der Einsprüche einfach nicht ansetzt. Die Räte wissen genau, dass die erforderlichen Ausgleichsmaßnahmen im Naturschutz nur im Winterhalbjahr gemacht werden können und jetzt steht die Sommerpause an. Durch die neuerliche Verschleppung besteht die große Gefahr, dass das Projekt Logistikzentrum mit der Schaffung neuer Arbeitsplätze um ein weiteres Jahr verschoben werden muss.
Die Konzernleitung in Finnland hat im Gegensatz zu den Verantwortlichen in Raubach keine Bindung zu Raubach. Ihnen ist es egal, wo produziert und verteilt wird. Eines sollten die Raubacher und Hanrother wissen: Ein Konzern wie Metsä Tissue lässt sich nicht auf der Nase herumtanzen und schon gar nicht mit „wenn und dann“ erpressen. Da werden schnell Entscheidungen getroffen, die der Region sehr wehtun.
Nach Auskunft des Werkes ist man Hanroth und Raubach sehr, sehr weit entgegengekommen. Wenn der Bogen überspannt wird, dann bricht er irgendwann. Soweit sollte es im Interesse der 294 Arbeitnehmer und den Azubis, sowie der geplanten Erweiterung nicht kommen.
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