Schulelternbeirat hat viele Fragen an Ministerin Hubig
Die Schulöffnungen haben den Schulelternbeirat der Carmen-Sylva-Schule in Neuwied veranlasst einen ausführlichen Brief mit vielen unbeantworteten Fragen an die Ministerin Hubig zu schreiben.
Neuwied. Hier können Sie den Brief nachlesen, auf den die Eltern Bezug nehmen.
Nachstehend der Brief der Eltern im Wortlaut:
„Sehr geehrte Frau Ministerin Hubig,
als Schulelternbeirat der Carmen Sylva Realschule+ Neuwied nehmen wir Bezug auf Ihren Brief an die Eltern und Sorgeberechtigten der Schulkinder in RLP vom 26. Februar 21.
„Die Surveillance-Untersuchung des Landesuntersuchungsamtes zum Übertragungsrisiko von COVID-19 in Schulen und Kindergärten sowie die Sentinel-Untersuchung an ausgewählten Schulen werden weitergeführt.“
Wir begrüßen Ihr Vorgehen der Schulöffnung und sind erfreut, dass auch von wissenschaftlicher Seite die Öffnung der Schule befürwortet worden ist. Hier wüssten wir gerne, wer die beratenden Wissenschaftler sind?
Zudem halten wir es ebenso wie Sie für zielführend die weitere Öffnung wissenschaftlich zu begleiten und haben diesbezüglich eine ausgiebige Diskussion im Schulelternbeirat geführt. Wir würden uns über weitere Informationen freuen, die Ihr Schulöffnungskonzept, welches in Ihrem Schreiben leider nur ansatzweise erkennbar ist, näher beschreibt.
Alle Beteiligten, insbesondere Schüler, Lehrer und Eltern sind dringend auf eine verlässliche Grundlage angewiesen auf der über die nächsten Tage und Wochen hinaus zumindest alles Erdenkliche unternommen wird, einen für alle Beteiligten sicheren Präsenzunterricht stattfinden zu lassen.
Der Bogen, der sich diesbezüglich „spannt“, sollte einen zeitlichen Rahmen von einem Jahr beinhalten, d.h., dass wir davon ausgehen, dass er auch für den Winter 21/22 Maßnahmen vorsehen sollte, die ggf. im Laufe des Jahres erfolgen bzw. angepasst werden könnten, z.B. Einbau von Lüftungsanlagen.
Selbst bei großzügiger Durchimpfung gehen wir nach unserem Kenntnisstand nicht davon aus, dass das Virus einschließlich entsprechender Mutationen im Laufe dieses Jahres verschwinden wird.
Als SEB treibt uns insbesondere die Sorge um, dass die Schüler in Zukunft nicht einem „Schul-Ping-Pong“ (Schule auf...Schule zu…) ausgesetzt werden.
Kinder gehören in der aktuellen Situation zu der am schwächsten vertretenen gesellschaftlichen Gruppe. Eine entsprechende Lobby ist derzeit in der öffentlichen Wahrnehmung nach unserem Eindruck kaum vertreten. Kindern und ihren Familien sollte unbedingt die ihr gebührende Aufmerksamkeit gerade auch im Hinblick auf die erlittenen Einbußen und Einschnitte zukommen. Wir möchten alles in unserer Kraft Stehende tun, um die Schulöffnung auch als SEB zu unterstützen.
Wenn Sie in Ihrem Schreiben auf Seite 2 Abs. 2 erwähnen: „Auch die Notbetreuung wird weiter angeboten. Im Falle von Inzidenzwerten über 100, in einzelnen Landkreisen oder Städten werden – wie bisher auch mit Blick auf den Unterrichtsbetrieb an Grund- und Förderschulen – die örtlichen Gesundheitsämter gemeinsam mit der Schulaufsicht die Entscheidung über Öffnungsschritte begleiten“, könnte der Eindruck entstehen, dass die von der Häufigkeit der Testung abhängige Inzidenz wesentliche Grundlage für Ihre Bereitschaft zur Schulöffnung ist. An dieser Stelle fehlt uns natürlich die Expertise.
Gleichwohl finden wir, dass das Vorgehen Präsenzunterricht wiederaufzunehmen, an einem einzigen Kriterium, nämlich der Inzidenz festgemacht wird, der Komplexität der Situation nicht gerecht wird. Wir begrüßen daher die Bereitschaft der Ministerin sich wissenschaftliche Unterstützung für das Öffnungskonzept „einzuholen“.
Die Lerndefizite sind erheblich, ca. 10 % der Schüler besuchen die Notbetreuung an der Schule, das Homeschooling ist in weiten Teilen defizitär, es sind zahlreiche Verhaltensauffälligkeiten beschrieben.
Kinder über einen solch langen Zeitraum von fast allen sozialen Aktivitäten abzuschneiden ist keine Lösung.
Abschließend stellen wir unsere Fragen noch einmal klar und deutlich:
Auf welche wissenschaftlichen Untersuchungen stützt sich Ihre wissenschaftliche Begleitung, wenn diese die Öffnung der Schulen nunmehr befürwortet?
Wer sind die von Ihnen genannten „Gesundheitsexperten der Universitätsmedizin Mainz“ von denen Sie sich „zur aktuellen Lage beraten lassen“ und zu welchen Schlüssen sind diese gekommen?
Welche Kriterien/Studien haben insbesondre den Ausschlag gegeben, die Schulöffnung, die wir ausdrücklich begrüßen, vorzunehmen?
Welche Wissenschaftler/ Virologen/ Kinderärzte/ Erziehungswissenschaftler etc. sind in Ihrem Ministerium verantwortlich für die von Ihnen erwähnten Untersuchungen?
Werden überhaupt Berufsgruppen außerhalb der Virologie- Forschung in die Entscheidungen mit einbezogen, wenn ja welche?
Zu welchen Ergebnissen sind Sie gelangt, was das Thema Schule als „Hotspot“ anbetrifft? Wie viele Schüler und Lehrkräfte sind in den vergangenen Monaten positiv getestet worden?
Was umfasst die von Ihnen erwähnte „Sentinel-Untersuchung“ konkret?
Werden in dieser Untersuchung auch Schulen mit entsprechenden Lüftungssystemen untersucht?
Ist mit Blick auf den Winter 2021/22 vorgesehen, Schulen mit Raum-Lüftungssystemen auszustatten?
Welche Anstrengungen werden unternommen, die Voraussetzungen der AHA-Regeln auch im Bereich des öffentlichen Nahverkehrs einzuhalten bzw. einhalten zu können?
Welches Konzept ist hier vorgesehen, überfüllte Busse gerade in Stoßzeiten des öffentlichen Nahverkehrs zu entlasten?
Die bisherigen Konzepte erwecken den Eindruck der Kostenneutralität.
Welche Mittel werden vom Land bzw. mit Unterstützung des Bundes bereitgestellt in puncto zusätzliche bauliche Veränderungen, Raumlüftungssysteme, zusätzliche Reinigungs-/ Hygienekräfte, zusätzliches Lehrpersonal?
Gibt es Pläne wie mit dem “verlorenen Schulstoff” umgegangen wird?
Werden entsprechend geforderte Masken vom Land/ Bund für die Schülerschaft zur Verfügung gestellt?
Warum wurde Lehrern von weiterführenden Schulen nicht ebenso wie Ihren Kollegen aus Kitas, Grund- und Förderschulen ein Impfangebot unterbreitet?
Welche Hilfen können wir als Elternschaft bereitstellen?“
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