Lieb gewordene Tradition: Ostereier färben und verstecken
Von Helmi Tischler-Venter
Seit Hunderten von Jahren werden gekochte und bunt gefärbte Hühnereier an Ostern versteckt und verschenkt. Warum ist das so? Was muss man beim Färben beachten?
Region. Vorchristliche und nachchristliche Tradition des Eierfärbens
Das Dekorieren von Eierschalen ist weitaus älter als die christliche Tradition. Es wurden 60.000 Jahre alte Funde dekorierter Straußeneier aus Südafrika gefunden. Sumerer und Ägypter nutzten bunt bemalte Eier als Grabbeigaben. Schon im alten Orient galt das Hühnerei als Sinnbild für Fruchtbarkeit. Die Symbolik für das ranghöchste Fest der Christenheit erhielten sie in Mesopotamien. Dort malten die frühen Christen Eier rot an, um an das Blut Christi zu erinnern, das er bei der Kreuzigung vergoss.
Verschiedentliche Färbung hatte praktische Gründe: Aufgrund des Fastengebotes der katholischen Kirche durften ab Aschermittwoch bis Ostern neben Fleisch auch keine Eier gegessen werden. Darum erfolgte die Haltbarmachung durch Hartkochen der Eier. Um ältere Eier von jüngeren zu unterscheiden, färbte man sie unterschiedlich. Nach der Fastenzeit standen am Ostersonntag verschieden gefärbte Eier zum Verzehr zur Verfügung.
Im deutschen Raum werden gefärbte Eier erstmals im frühen 13. Jahrhundert erwähnt. „Osterei“ bedeutete im 14. Jahrhundert „zu Ostern abzulieferndes Zinsei“. In den darauffolgenden Jahrhunderten wurde das Färben, Bemalen und Verzieren von gekochten Eiern immer mehr verbreitet und verfeinert. Im 17. Jahrhundert wird auch das Verstecken der Ostereier für Kinder zum Brauch.
Das österliche Eierfärben ist nicht nur Tradition, sondern macht auch viel Spaß! Man kann die Färbeaktion sehr gut mit Kindern durchführen. Früher hatten die meisten Menschen eigene Hühner als Eierlieferanten. Heute kauft man die Eier am besten auf einem Bio-Hof, denn Eier sind biologisch kostbare und empfindliche Lebensmittel. Zudem haben Bio-Eier eine dickere und stabilere Schale. Passend zu den leckeren Bio-Eiern kann man auch bei den Farben ganz auf die Natur setzen. Die Farbergebnisse sind zwar nicht so knallig wie die gekaufte Variante aus dem Supermarkt, aber dafür kann man die Ostereier ganz ohne chemische Zusatzstoffe genießen. Zudem macht schon das Sammeln der farbgebenden Pflanzen Spaß.
Ostereier färben mit Pflanzen
Sowohl weiße als auch braune Eierschalen lassen sich färben, wobei weiße Eier eher leuchtende oder hellere Farben ergeben, braune Eier einen dunkleren Farbton. Durch den immer mitspielenden Braunton sind diese etwas schwerer in der Natur zu finden. Das ist dann auch für große Kinder eine Herausforderung. Mit einem Hund an der Leine funktioniert die suche schnell und einfach, ist aber anderen gegenüber unfair.
Pflanzenfarben aus der Natur sind vorwiegend Grün- und Rotbrauntöne. Grundsätzlich eignen sich alle färbenden Lebensmittel, wie frischer Spinat, Brennnesseln, Bärlauch und Minzen. Sie ergeben einen Grünton. Zwiebel- und Karottenschalen färben gelb bis goldbraun. Rottöne erhält man durch Rote Beete oder Hibiskusblüten und Rotkohl färbt blau, sobald ein Schuss Essig hinzukommt. Ein schönes leuchtendes Gelb erhält man durch Kurkuma und sattes Braun bewirkt Kaffeesatz. Je weniger Wasser benutzt wird, desto intensiver färbt die Brühe. Achtung: Kurkuma färbt auch Finger gelb!
Zubereitung
Wer sichergehen will, dass er keine geplatzten Eier erhält, muss sie zuerst kochen. Dafür die Eier am Tag vorher bei Zimmertemperatur aufbewahren. Die Eier dann in einen Topf mit lauwarmem Wasser legen und für mindestens zehn Minuten kochen. Anschließend legt man sie beliebig lange in den aufgekochten Kräutersud, bis die Farbgebung ansprechend ist.
Einfacher ist es, die Eier direkt im Pflanzsud mit zu kochen. Da dieser essbar ist, schadet es nicht, wenn Eier aufplatzen. Diese erhalten auf dem Eiweiß ein interessantes Krakeleemuster. Nach zehn Minuten den Topf vom Herd ziehen und noch einige Zeit die Eier im Sud belassen.
Warum versteckt ausgerechnet der Osterhase die Eier?
Da im Frühling die Hasen durch die Landschaft flitzen - früher gab es Wildhasen in großer Zahl - und gleichzeitig die Natur allenthalben sprießt und für Nachwuchs sorgt, galt er als Fruchtbarkeitsymbol.
Der Osterhase war nicht immer und überall der Überbringer der Ostereier. Noch vor 200 Jahren war er in Deutschland weitgehend unbekannt. Wahrscheinlich ließen im 17. Jahrhundert Protestanten den Hasen die Eier bringen, um sich von den Katholiken zu distanzieren, deren Fastenbräuche und insbesondere die Eierweihe sie ablehnten. Andernorts waren Vögel die Eierboten, in der Schweiz war oft der Kuckuck der Überbringer. In Schleswig-Holstein, Sachsen, Oberbayern und Österreich lieferte der Hahn die begehrten Ostereier. In Thüringen war der Storch und in Westfalen der Fuchs zuständig. Inzwischen hoppelt überall der Hase mit Eiern beladen durch die Gärten.
Unbestritten ist weltweit, dass die Eier von Hennen gelegt werden. Wer ihnen dann die Farbe verleiht, ist variabel. htv
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