NI: Der Wolf ist zurück, um zu bleiben
"MdB Erwin Rüddel ist auf der falschen Fährte und schießt über das Ziel hinaus", analysieren die Wildtierexperten der Naturschutzinitiative e.V. (NI) Gabriele Neumann und Günter Hahn.
Quirnbach. „Die Rückkehr des Wolfes ist ein Gewinn für die biologische Vielfalt und das gesamte Ökosystem. Daher heißen wir den Wolf willkommen. Er ist, nachdem er im 19. Jahrhundert wie Luchs, Wildkatze, Fischotter und Biber gezielt ausgerottet wurde, wieder zurückgekommen, um zu bleiben“, erklärte Gabriele Neumann, Naturwissenschaftlerin und Projektleiterin Großkarnivoren des Umweltverbandes Naturschutzinitiative (NI).
„Das hat MdB Erwin Rüddel leider noch nicht verstanden. Anstatt sich an einer sachlichen Aufklärung zu beteiligen, schürt er weiter Angst und Panik. Das ist völlig unverantwortlich“, betonte Biologe Günter Hahn, Sprecher der Naturschutzinitiative e.V. (NI) und Wissenschaftlicher Beirat des Umweltverbandes.
Der Umweltverband NI kritisiert scharf die ständigen Forderungen des Abgeordneten zu einer „Regulierung“ des sogenannten Wolfsbestandes im Westerwald.
Seine ständigen Forderungen, den Westerwald oder einen der örtlichen Landkreise von Wölfen frei zu halten, ist bei einer weit wandernden Art wie dem Wolf gar nicht möglich. Im Grunde genommen fordert Herr Rüddel damit die erneute Ausrottung einer Wildtierart, was aufgrund des Schutzstatus des Wolfes rechtswidrig wäre. „Das erachten wir als ungeheuerlich, handelt es sich beim Wolf doch um eine nach bundesdeutschem und vor allem nach europäischem Recht streng geschützte FFH-Art, deren Erhaltungszustand sogar zu verbessern ist“, so Gabriele Neumann und Günter Hahn.
Erst Ende 2019 hat der Europäische Gerichtshof eindeutig klargestellt, unter welchen Voraussetzungen einzelne Wölfe überhaupt geschossen werden dürfen. Alle diese Voraussetzungen sind im ganzen Land Rheinland-Pfalz nicht erfüllt.
Rheinland-Pfalz verfügt über einen guten Wolf-Managementplan, der unter Einbeziehung vieler Akteure und auch der Weidetierhalter entwickelt wurde. Damit werden von Wolfsrissen betroffene Weidetierhalter unbürokratisch und schnell entschädigt.
Die erforderlichen Präventionsmaßnahmen müssten von den Tierhaltern natürlich auch umgesetzt werden, so der Umweltverband. „Eine ungeschützte Schafherde ist für den Wolf wie ein ‚Drive In‘: Einfacher geht es für ihn nicht“, erklärte Gabriele Neumann.
„Wir müssen uns als Menschen wieder daran gewöhnen, auch mit größeren Tieren zu leben, wie das in den meisten Ländern der Erde der Fall ist, und auf den heimischen Weiden Vorsichtsmaßnahmen zu treffen, wie es früher üblich war. Denn die Natur gehört nicht uns, wir sollten wieder neu lernen, mit der Natur und nicht gegen sie zu leben“, so Gabriele Neumann.
Auch die immer wiederkehrenden „Hochrechnungen“ von MdB Rüddel zur Entwicklung der Wolfsbestände in Deutschland sind völlig unrealistisch und zeugen von wenig wildbiologischer Sachkenntnis. Bei der Populationsstruktur des Wolfes und seiner beanspruchten Reviergröße von 200 bis 250 Quadratkilometer je Rudel sind die von ihm genannten Zahlen überhaupt nicht möglich und rein populistisch motiviert, so der Verband.
„Die Forderungen nach Aufnahme des Wolfes in das Jagdrecht lehnen wir strikt ab und würden wir auch nicht akzeptieren. Denn der Wolf müsste als streng geschützte und FFH-Art mit einer ganzjährigen Schonzeit belegt werden, was alles noch komplizierter machen würde“, betonte Biologe Günter Hahn.
Dringender denn je ist es die Aufgabe der politisch Verantwortlichen, einen funktionierenden Biotopverbund zu schaffen, um die Lebensräume und Habitate miteinander zu vernetzen. Deutschland ist hierzu durch die Berner Konvention, die Natura 2000-Richtlinien und die Biodiversitätskonvention von Rio 1992 verpflichtet. Erst vor kurzem hatte die EU Deutschland vor dem EuGH verklagt, weil es zu wenig für den Naturschutz tut.
Für dieses wichtige Ziel zum Erhalt und zur Förderung der Biologischen Vielfalt sollte sich Herr Rüddel engagieren und nicht die Ausrottung einer streng geschützten Art fordern.
„Die Rückkehr der Wölfe stellt sicher eine Herausforderung dar, aber wir werden lernen, mit dieser Facette der wilden Natur zu leben, so wie es auch in den anderen europäischen Ländern mit Wolfsvorkommen gelungen ist. Der Wolf ist nicht zurückgekommen, um erschossen zu werden, sondern um zu bleiben“, so Gabriele Neumann und Günter Hahn. (PM)
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