Hallerbach beantwortet Fragen in Kreisausschusssitzung zu Corona
Von Wolfgang Tischler
Die Fraktion „Die Linke“ hatte in der jüngsten Kreisausschusssitzung vorab einen sehr umfangreichen Fragenkatalog an Landrat Achim Hallerbach eingereicht, die er in der Sitzung sehr ausführlich beantwortete.
Neuwied. Die ersten Fragen bezogen sich auf das Ausbruchsgeschehen von Corona im Kreis Neuwied und den hohen Zahlen im Vergleich zu anderen Landkreisen.
Im Vergleich zum vergangenen Jahr, der ersten Pandemiewelle, ist das heutige Virus ein anderer Virus. Es ist schneller, er ist aggressiver, er befällt deutlich jüngere Menschen und Jugendliche. Im letzten Jahr war das Virus eine Herausforderung in den Pflegeeinrichtungen und Krankenhäuser. „Im vergangenen Jahr hatten wir eine deutliche Infektionsentwicklung durch Hotspots. Heute ist die Infektionslage diffus. Wir haben ein absolut ubiquitäres Infektionsgeschehen“, erklärte Achim Hallerbach.
Im Kreis Neuwied erfolgen sehr viele Testungen. Der Kreis hat bereits im letzten Jahr zu Beginn der Pandemie eine Fieberambulanz eröffnet. Dort werden neben Kontaktpersonen und Index-Patienten auch Personen getestet, die aus verschiedenen anderen Gründen (Reiserückkehrer oder Personen, deren Hausärzte keine Coronatests machen) eine PCR benötigen. Im Gegensatz zu anderen Landkreisen fordern wir „enge Kontaktpersonen“ (früher Kontaktperson 1) auf, sich mittels PCR testen zu lassen.
Viele Kontaktpersonen werden dann positiv getestet und gelangen somit in die Statistik. Andere Landkreise setzen enge Kontaktpersonen nur in Quarantäne und machen keine Tests. Da es durchaus symptomlose Verläufe gibt, werden solche Kontaktpersonen während ihrer Quarantäne nicht getestet und fallen auch nicht auf. Hallerbach: „Und noch eins, alle positiven PCR-Tests aus der Fieberambulanz werden auf Vorliegen einer Mutations-Variante überprüft. Damit gehen wir deutlich über die Vorgabe der fünf Prozent des Landes hinaus.“ Positive PoC-Test werden nicht in die Statistik aufgenommen.
Wer viel testet, bekommt auch viele Ergebnisse, auch viele positive Ergebnisse. Deutlich schlimmer wäre es, wenn diese unentdeckten positiven Fälle weiter in der Gegend herumlaufen würden, das Virus damit weiterverbreiten und unerkannt die vulnerablen Gruppen/Menschen gefährden.
Jetzt kann man sicherlich trefflich darüber streiten, testet der Kreis Neuwied zu viel? „Sollen wir weniger testen? Wer weniger testet hat einen niedrigeren Inzidenzwert? Sollen wir das Virus unerkannt und unentdeckt streuen lassen, um damit die Herdenimmunität in der Bevölkerung zu erreichen? Nehmen wir damit auch ein höheres Risiko der Sterblichkeit in Kauf? Riskieren wir damit gegebenenfalls eine Überlastung unseres Gesundheitssystems?“, fragte Achim Hallerbach.
In vielen Fällen ist derzeit nicht zu ermitteln, wo sich die Personen infiziert haben. Häufig sind es Kontaktpersonen und meist über private Kontakte, in den Familien, bei privaten Treffen, gefolgt von beruflichen Kontakten. „Jetzt, in dieser dritten Pandemiewelle ist Vernunft und Eigenverantwortung gefragt!“, mahnte der Verwaltungschef.
Zur Frage wie der Kreis die Zahlen senken wollte führte Achim Hallerbach aus: „Die Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie stammen seit 13 Monaten aus insgesamt 18 aufeinanderfolgenden Rechtsverordnungen des Landes Rheinland-Pfalz mit insgesamt 25 Änderungsverordnungen die Ausfluss der regelmäßigen Ministerpräsidentenkonferenzen (MPK) mit der Bundeskanzlerin und dem Bundeskanzleramt sind.
Darüber hinaus haben wir über Allgemeinverfügungen ergänzende Maßnahmen, wie zum Beispiel die Maskenpflicht in der Innenstadt von Neuwied, erlassen. Nach der Rechtsverordnung müssen lokale Maßnahmen, die über die Regelungen und Vorgaben des Landes hinausgehen, nach Vorgaben des Landes und im Einvernehmen mit den zuständigen Ministerien erlassen werden. Insbesondere für mögliche Maßnahmen, die weitere massive Grundrechtseinschränkungen nach sich ziehen. Maßnahmen, die weitgehende Auswirkungen auf die Gesamtbevölkerung haben, wie der Wegfall des Präsenzunterrichts an Schulen oder die Schließung von Kindertageseinrichtungen mit ausschließlichen Notbetreuung würden für einen Landkreis allein keine Zustimmung finden.
Grundsätzlich muss die Strategie, Kontakte reduzieren, Abstände halten, Hygienemaßnahmen beachten, testen und impfen sein. Derzeit sind kaum Pflegeheime betroffen, so dass sich die Impfung und die Kontaktbeschränkungen dort wohl auszahlen. Seitdem die Kitas in den eingeschränkten Regelbetrieb gingen, ist es dort ebenfalls ruhiger geworden. Da viele Infektionen im privaten Umfeld geschehen, ist dort ein staatliches Eingreifen schwierig.“
woti
Hier können Sie die Fragen im Wortlaut nachlesen.
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