Sonderausstellung „August Friedrich Siegert - Die kleine Welt in der großen“
Von Helmi Tischler-Venter
Bis zum 29. August 2021 befindet sich im Roentgen-Museum Neuwied die Sonderausstellung „August Friedrich Siegert (1820-1883) – Die kleine Welt in der großen“. Präsentiert werden rund 50 Kunstwerke des in Neuwied geborenen, später in Düsseldorf lebenden Malers und Akademie-Professors August Friedrich Siegert.
Neuwied. Museums-Direktor Bernd Willscheid gab am Dienstag, 18. Mai in einer digitalen, kostenlosen Live-Führung einen Einblick in die Ausstellung, die ab 19. Mai zu sehen sein wird.
August Friedrich Siegert gehörte zur Düsseldorfer Malerschule. Anlässlich des Geburtsjahres 1820 fanden bereits Ausstellungen in Düsseldorf und Kleve statt, die dritte Station ist Neuwied.
August Friedrich Siegert entstammte einer Fabrikantenfamilie (Seifen- und Kerzenfabrikanten), die zur Hautevolee der Stadt Neuwied gehörte. Als ältester Sohn hätte er sicherlich die Fabrik übernehmen sollen, er zeigte aber bereits in jungen Jahren großes Talent im Zeichnen und Malen. Das erkannten auch die Eltern und schickten den Jungen mit 15 Jahren auf die Kunstakademie. An der Kunstakademie Düsseldorf wurde August Friedrich Siegert von bedeutenden Lehrern unterrichtet. Später wurde er selbst Professor an der Kunstakademie. Nach dem Studium blieb er in Düsseldorf und heiratete eine Kaufmannstochter. Das Paar hatte zwei Töchter und zwei Söhne.
August Friedrich Siegert hatte ein gutes Marketing, er verkaufte seine Werke gut, auch ins Ausland, wie zwei Seiten des in Neuwied ausgestellten Geschäftsbuchs beweisen. 1883 starb der Künstler mit 63 Jahren an einer Blutvergiftung.
In der Sonderausstellung sind rund 50 Werke ausgestellt, überwiegend Ölgemälde, von denen Bernd Willscheid zwei vorstellte: „Der kleine Kunstfreund“ ist ein sehr beliebtes Bild, wahrscheinlich das bekannteste Motiv. Man sieht darin den Vorraum eines Maler-Ateliers, in dem ein kleiner Junge, Siegerts Sohn Adolf, ein Schlachtengemälde von Wilhelm Kamphausen betrachtet. Das Kind ist so vertieft in das Gemälde, das es sein Holzpferdchen nicht mehr beachtet. Mit dem Bild im Bild zeigt Siegert, dass er ebenfalls in der Lage ist, ein solch aufwändiges Schlachtengemälde zu fertigen. Im Hintergrund steht ein großer Schrank mit Keramik und Porzellan obenauf. Links daneben wird ein Blick in das Atelier gewährt. Dort sitzt ein Maler vor seiner Staffelei. Das Gesicht gibt Adolph Tidemand wieder, einen Malerfreund aus Norwegen und Patenonkel des kleinen Adolf.
Das zweite Gemälde mit dem Titel „Die Fruchtmalerin“ aus dem Jahr 1876 zeigt einen großbürgerlichen Salon mit Gobelin und Paravent, in dem eine junge Dame vor einer Staffelei sitzt. Sie ist herrschaftlich bekleidet, eine weiße Schürze schützt die Kleidung. Links hält sie eine Malpalette, rechts einen Malstock. Auf der Erde sieht man eine Zeichenmappe mit Skizzen von Früchten und Obststillleben. Die Vorlage der Malerin ist ein üppiger Aufbau auf dem Tisch: Obstschale, Obstteller, Glaskaraffe und Glas mit roter Flüssigkeit. Das kleinste der drei Kinder, die ebenfalls im Bild sind, will nach dem Obst greifen. Es handelt sich bei ihnen vermutlich um Kinder aus Siegerts Umfeld.
Die Malerin ist Emilie Preyer, eine bekannte Düsseldorfer Obstmalerin, der als Frau der Zugang zur Kunstakademie verwehrt war und die daher Unterricht bei ihrem Vater, dem Stilllebenmaler Johann Wilhelm Preyer nahm. Das Gemälde ist auch ein Stück Sozialkritik, denn Emilie Preyer war so erfolgreich, dass sie ein eigenes Atelier führte.
Der kleine Einblick, den Bernd Willscheid mit seiner Video-Führung gab, motiviert, die Ausstellung im Roentgen-Museum Neuwied live zu betrachten. Das geht ab Mittwoch, dem 19. Mai unter Beachtung der geltenden Corona-Hygiene-Regeln und Terminvereinbarung.
(htv)
Video vom Rundgang durch die Ausstellung
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