Pflanzenhof Schürg bietet besonderes Naturerlebnis
Von Helmi Tischler-Venter
Die Kooperative „Wir Westerwälder“ der Landkreise Neuwied, Altenkirchen und Westerwaldkreis stellt herausragende Personen und Betriebe der Region vor. Der Pflanzenhof Schürg in Wissen ist ein solches Vorzeige-Objekt.
Region. Der Altenkirchener Landrat Dr. Peter Enders zeigte sich erfreut, diesen prosperierenden Traditionsbetrieb in seinem Landkreis zu haben, der durch Qualität und Nachhaltigkeit überzeugt und zu Recht überregional bekannt ist.
Die Brüder Klaus und Harald Schürg bilden die dritte Generation des vielseitigen Unternehmens Pflanzenhof Schürg. Ihr Großvater gründete im Jahr 1913 auf dem Südwesthang des Alserberges eine Obstplantage. In den fünfziger Jahren wurde, weil der Vater kriegsversehrt war, der Betrieb verkleinert, zum Obstbau kam Gemüseanbau. Die Kinder mussten bei der Arbeit helfen, sie wuchsen so zwischen Himbeeren, Kirschen und Pflaumen heran und beschlossen schon früh, die Arbeit ihres Vaters und Großvaters weiter zu führen. Beide Brüder durchliefen eine Lehre zum Gärtner in die Fachrichtung Zierpflanzenbau sowie anschließend in die Fachrichtung Baumschule.
1978, als Harald und Klaus den Betrieb übernahmen, wandelten sie die Obstplantagen in eine acht Hektar große Baumschule und Staudenkultur um. Später kamen noch das Verkaufsgewächshaus und der Landschaftsbau hinzu. Mittlerweile sind die Schürgs sehr breit aufgestellt und bieten alles an, was das Gärtnerherz höherschlagen lässt. Von Zwergstauden über Bonsais und Vogelheckengehölz bis zu jahrzehntealten Großbäumen kann der Betrieb fast alles bieten.
Bei einem Rundgang durch den wunderschönen und vielfältigen Betrieb sieht und spürt der Besucher, mit wieviel Herzblut und Fachkenntnis alle gearbeitet haben und noch arbeiten. Die Weitergabe funktioniert hervorragend: Zwei Söhne - Stefan und Michael - und Tochter Lisa, die für das Marketing zuständig ist, haben Lust am Gartenbau und auch die Enkelkinder schalten sich gern erklärend in die Führung ein. So kann Seniorchef Klaus Schürg in absehbarer Zeit beruhigt aussteigen.
Stefan Schürg erklärt das Bewässerungskonzept: Der Betrieb speichert Oberflächenwasser, das per Schlauchsystem punktgenau an die Pflanzen in Kübeln und Töpfen geleitet wird. Dadurch lässt sich der wasserspeichernde Torfanteil im Substrat reduzieren. Die Bewässerung ist ein israelisches System, dessen Herzstück ein Tropfer ist, der acht Liter Wasser pro Stunde abgibt. Zwei bis dreimal am Tag lässt die digitalisierte Steuerung die Bewässerung laufen. Die effiziente Technik spart Wasser und die Pflanzen sehen sehr gesund aus.
Die Pflanzen werden vorwiegend aus dem Rheinland geliefert, große Bäume kommen aus Ladenburg sowie Stauden und Rosen aus dem Ammerland. Solitärgehölze produzieren die Schürgs auch selbst, dafür stehen ihnen etwa neun Hektar Außenquartier zur Verfügung.
Michael Schürg ergänzt, dass die Bäume im Feld vorgezogen und dann in einen Topf umgepflanzt werden. Pflanzkübel fassen 150 bis 200 Liter. Für die alten Riesen wurde ein neues Kultursystem entwickelt: Flexible Matten werden um die Ballen der etwa 30 Jahre alten Bäume gewickelt. Sie erleichtern den Transport, denn das Einzugsgebiet erstreckt sich über 50 Kilometer.
Durch die Internetpräsens erfahren die Kunden von den Events in der Erlebnisbaumschule, wie das Rosenfest, den Tag der offenen Gartenpforte oder den Lichtscheinabend. Virtuelle Touren nehmen die Gartenliebhaber mit in die Heimat von floralen Spezialitäten: Die Sommeraktion führt nach Norddeutschland, im Juni geht es zu den englischen Edelrosen, im Juli in die Toskana zu mediterranen Kräutern, Palmen und Oliven und im August in die Provence. Produkte wie Wein, Essig, Marmelade und Öl findet man neben Gartendekoration im Verkaufsgewächshaus mit Galerie und automatischer Dachlüftung.
Beim Stöbern im Gelände entdecken Besucher außer dem „Haus am See“, in dem sich ein Konferenzraum versteckt und der „Gartenküche“ viele pflanzliche Raritäten wie himmelblauen Lerchensporn oder den seltenen obwohl einheimischen Hundszahn. Ein älterer Herr erzählt, er komme seine Bestellung abholen. Bei einem Besuch in Südtirol hatte der Mann sich in eine schöne Pflanze verliebt, die er nicht kannte. Er schrieb deren botanischen Namen auf und bestellte sie bei Schürgs. Selbstredend konnten die das gewünschte Gewächs beschaffen.
Die Vielfalt macht entsprechend viel Arbeit, die derzeit von der Familie Schürg mit 25 Festangestellten und zehn Aushilfen geleistet wird. Aktuell werden sechs Azubis ausgebildet, davon drei im Bereich Landschaftsbau. Da die Arbeit mit den Pflanzen mit großer Leidenschaft ausgeführt wird, ziehen die Gärtner auch viel Genuss daraus. So geht Klaus Schürg mit seiner Frau gern frühmorgens durch das Gelände und genießt die Blüten, Düfte und Vogelgesänge.
Alte Baumschätzchen führen den Besuchern anschaulich die spätere Größe der kleinen Setzlinge vor Augen. Wahrzeichen des Pflanzenhofs ist ein etwa 70 Jahre alter Mammutbaum. Klaus Schürg will an die drei Landkreise drei Mammutbäume spenden. Sie sind klimatolerant und so schnellwüchsig, dass man ihnen beim Wachsen zuschauen kann.
Landrat Enders freut sich sehr über die Baumspende, für die ein geeigneter Standort gesucht wird. Enders empfand die Führung durch die schöne Anlage „wie eine Stunde Urlaub, weil es so viel Schönes zu sehen gibt.“
htv
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