Unkel: Bald wieder ein Abriss am Willy-Brandt-Platz?
Mit Bedauern und Unverständnis hat die Entwicklungsagentur Unkel - Kulturstadt am Rhein e.V. den Ratsbeschluss der Stadt Unkel zur Abrissgenehmigung des Hauses Frankfurter Straße 42 zur Kenntnis genommen.
Unkel. In der romantischen Altstadt wird somit wieder ein historisch interessantes, im 18. Jahrhundert gebautes bürgerliches Fachwerkhaus aus nicht weiter spezifizierten „wirtschaftlichen Gründen“ zum Abbruch freigegeben. Ohne Zweifel sind Sanierung und Renovierung des Gebäudes geboten. Dies ließe sich aber auch mit einem nachhaltigen, wirtschaftlich realistischen Vorgehen erreichen - falls entsprechendes Engagement gegeben ist. Zahlreiche sanierte und renovierte historische Gebäude in der Stadt Unkel selbst, der Verbandsgemeinde und der Region sind sichtbarer Beweis für jeden, dass zum Abriss immer auch Alternativen bestehen.
Die Stadt Unkel ist zu Recht stolz auf ihre Geschichte und ihre historische Bausubstanz. Zu diesem Flair der Kulturstadt am Rhein trägt auch das Haus Frankfurter Straße 42 mit seiner besonderen Lage unweit des Willy-Brandt-Platzes bei. Nach dem Verschwinden des sogenannten „Bachem Haus“ in der Vogtsgasse, heute ein gesichtsloser Parkplatz, und dem Abriss des ehemaligen „Hotel Löwenburg“ würde nun das nächste historische Gebäude in der Nähe des Willy-Brandt-Platzes beseitigt werden.
Die weitgehende Erhaltung der jetzigen Bebauung und des Stadtbildes haben für den Rat der Stadt Unkel bisher durchaus Priorität. Er bringt dies unter anderem durch die innerstädtische Gestaltungssatzung aus den siebziger Jahren, aber auch durch das erst jüngst städtisch initiierte und durch die Entwicklungsagentur begleitete innerstädtische Entwicklungskonzept (ISEK) zum Ausdruck. Zum Erhalt und der Aufwertung des historischen Ortskerns investieren besonders zurzeit viele private Eigentümer, unterstützt auch durch Fördermittel, erheblich in ihre Immobilien. Schutz und Erhalt der historischen Häuser sind für diese Bewohner der Innenstadt eine Selbstverständlichkeit. Die Sorge um den besonderen Charme der Altstadt liegt ihnen am Herzen. Die jüngste Entscheidung zur Frankfurter Straße 42 lässt bei den Bürgern aber erhebliche Zweifel an der Ernsthaftigkeit und der Konsequenz der Durchführung des integrierten städtebaulichen Entwicklungskonzepts durch die Gemeinde entstehen.
Enttäuscht ist die Entwicklungsagentur ebenso, dass sie nicht frühzeitig in die Diskussion um einen möglichen Abriss des Gebäudes und die Suche nach Alternativen mit eingebunden wurde. Bei ähnlichen Objekten wie zum Beispiel dem „Armenhaus“ in der Lehngasse konnte die Entwicklungsagentur als Multiplikator für mögliche Interessenten dienen und war moderierend an dem Verkaufsprozess mit dem jetzigen Eigentümer beteiligt. Ähnliches wünschte sich die Entwicklungsagentur auch für das Objekt in der Frankfurter Straße 42. Klar ist: Historische Bausubstanz als einer der Eckpfeiler des Markentitels „Kunst- und Kulturstadt am Rhein“ ist bei einem Abriss unwiederbringlich verloren.
Die Entwicklungsagentur fordert den Rat der Stadt Unkel auf, die getroffene Entscheidung nochmals zu überdenken und aufzuheben. Die Entwicklungsagentur kann der Stadt als enger Partner zur Seite stehen. Sie beteiligt sich gerne an der Suche nach alternativen Lösungsmöglichkeiten.
(PM)
Lesen Sie gerne und oft unsere Artikel? Dann helfen Sie uns und unterstützen Sie unsere journalistische Arbeit im Kreis Neuwied mit einer einmaligen Spende über PayPal oder einem monatlichen Unterstützer-Abo über unseren Partner Steady. Nur durch Ihre Mithilfe können wir weiterhin eine ausgiebige Berichterstattung garantieren. Vielen Dank! Mehr Infos.
Lokales: Unkel & Umgebung
Jetzt Fan der NR-Kurier.de Lokalausgabe Unkel auf Facebook werden!