Corona: Delta-Variante: Landrat Hallerbach mahnt zur Vorsicht
Die Corona-Lage hat sich im Kreis Neuwied merklich entspannt. Die Sieben-Tages-Inzidenz liegt mittlerweile im einstelligen Bereich. Trotzdem blickt Landrat Achim Hallerbach nicht ohne Sorgen in die Zukunft.
Kreis Neuwied. Die aktuelle Situation erinnert angesichts der Gefahr der Delta-Variante zu sehr an ein Déjà-vu“, sagt er und weist auf die Erfahrungen aus dem vergangenen Jahr hin, als Corona im Sommer praktisch nicht mehr vorhanden war. Ab Herbst folgte dann bekanntlich die schlimme dritte Welle.
Treiber damals war die heute als Alpha-Variante bezeichnete britische Mutation, die nach Angabe der stellvertretenden Gesundheitsamtsleiterin Ilonka Degenhardt bisher rund 2.000-mal im Kreis Neuwied nachgewiesen wurde. „Diese Variante war ganz klar der Treiber der dritten Welle“, sagt sie und erklärt, dass vorher, beim sogenannten Wild- oder Urtyp die Ansteckungsrate spürbar geringer war. „Anfangs war es so, dass bei einer Infektion die Chance, dass sich Familienmitglieder ebenfalls anstecken, ungefähr bei 50 Prozent lag. Bei der Alpha-Variante konnte man fast davon ausgehen, dass sich alle im engeren Umfeld ebenfalls infizieren“, erklärt sie.
Die erstmals in Indien festgestellte Delta-Variante ist nach den bisherigen Erfahrungen noch einmal deutlich ansteckender. Und so mahnt auch Degenhardt zur Vorsicht und stimmt in das heftige Kopfschütteln von Landrat Hallerbach über volle Fußballstadien ein. „Ich bin ziemlich verärgert. Wir gehen gerade mit hohem Tempo in Richtung Normalität. Die EM ist das nicht das richtige Beispiel. Auch wenn es unpopulär ist, weil die Sehnsucht der Menschen verständlicherweise groß ist. Aber was teilweise in den EM-Stadien passiert, insbesondere in Großbritannien, halte ich für unverantwortlich“, sagt Hallerbach. „Ich hoffe nicht, dass es schiefgeht. Aber ich befürchte, dass es schiefgeht“, sagt Degenhardt.
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Denn ähnlich wie vor der dritten Welle vor allem Urlaubsrückkehrer das Virus zurückbrachten, könnten solche Ereignisse jetzt dafür sorgen, dass die in Britannien schon deutlich stärker verbreitete Mutante schneller in den Kreis schwappt als nötig. Bislang ist die Lage mit zwei festgestellten Delta-Infektionen im Kreis Neuwied noch relativ ruhig. Und wie Degenhardt unterstreicht, werden sämtliche in der Neuwieder Fieberambulanz festgestellten Infektionen auf mögliche Mutationen untersucht – was beileibe nicht überall geschieht. Und so darf man derzeit noch davon ausgehen, dass weder die Delta-Variante noch Beta (Südafrika) und Gamma (Südamerika), die bislang jeweils einmal festgestellt wurden, im Kreis Neuwied verbreitet sind.
Trotzdem bezweifeln auch Hallerbach und Degenhardt nicht, dass sich Delta auf Sicht durchsetzen wird. Und gerade deshalb ist es wichtig, dass die wirksamste Säule in der Pandemiebekämpfung schnell weiter zu stärken: den Impfschutz. Aber auch die Abstandsregeln und das Testen bleiben wichtige Mittel. „Bitte handeln sie eigenverantwortlich“, appelliert der Landrat an die Bürger.
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