Die Mausefalle steht im Englischen Garten Rommersdorf
Von Helmi Tischler-Venter
Wer in den vergangenen 60 Jahren keine Gelegenheit hatte, Agatha Christies legendäres Krimi-Meisterwerk, das weltweit am längsten laufende Theaterstück zu sehen, sollte sich schleunigst einen Platz in einer Open-Air-Vorstellung des Schlosstheaters Neuwied in der Abtei Rommersdorf sichern. Vergnügliche und spannende Unterhaltung sind bereits sicher.
Neuwied. Intendant und Regisseur Lajos Wenzel begrüßte voller Freude im Namen der Landesbühne Rheinland-Pfalz das Publikum, das von dem gesamten Team schmerzlich vermisst worden war. Die letzte Vorstellung hatte am 1. November stattgefunden.
Coronagerecht wurde das Krimi-Theaterstück ohne Pause durchgespielt, packende 90 Minuten lang. „Three blind mice“, das englische Kinderlied erklang zu Anfang und immer wieder während der Handlung, denn drei Mäuse wurden von einem Mörder mit dem Tode bedroht. Eine Frau hatte er laut einer Radiomeldung bereits ermordet. Der Mörder wird als Mann mittlerer Größe mit dunklem Mantel und Hut und einem hellen Schal beschrieben. Eben solche Personen schneien - im doppelten Wortsinn - in der englischen Pension Monkswell Manor ein.
Die jungen Inhaber der Pension sind Mollie und Giles Ralston, gespielt von Lilli Koehler und Dominik Penschek. Sie sind ganz neu im Metier und freuen sich auf ihre ersten Gäste. Der erste Gast (verkörpert von Birger Frehse) „möchte immer alles über die Menschen wissen“ und stellt sich als Architekt Christopher Wren vor. Danach kommt eine graue Gestalt, eine ältere Dame - Mrs. Boyle alias Gabriele Schulze, die das Hotel sehr kritisch inspiziert: „Schlampig und nachlässig, das muss ich schon sagen.“ Im gleichen verdächtigen Outfit betritt Major Metcalf (Jürgen Reinecke) die Pension, gefolgt von Miss Casewell, die ebenfalls in Schwarz-Weiß gewandet ist und einen makabren Humor zur Schau stellt. Als Überraschungsgast ohne vorherige Buchung kommt Mr. Paravicini (Heiko Haynert) mit einem kleinen Täschchen hinzu: „Ich habe keine großen Bedürfnisse. Alles, was ich brauche, habe ich in dieser Tasche.“
Die Polizei ruft an. Sie warnt die Ralstons vor dem flüchtigen Mörder und kündigt Detective Trotter an, überzeugend gespielt von Boris Weber. Der Polizist kommt auf Skiern an. Die Notgemeinschaft ist eingeschneit, alle sitzen in der „Mausefalle“, als es plötzlich eine Leiche gibt, denn die Telefonleitung ist gekappt und Trotters Skier sind verschwunden. Aufgrund der Umstände ist klar: Der Mörder muss einer von ihnen sein. Detective Trotter ermittelt, jeder verdächtigt jeden. Nichts ist, wie es scheint. Es beginnt ein spannendes Katz-und-Maus-Spiel, denn die Polizei weiß, dass noch ein Mensch sterben soll.
Die spannende Kriminalgeschichte brilliert mit unvorhergesehenen Wendungen und sprachlichen Anspielungen. Die Spielfreude des Ensembles übertrug sich am „Premierenabend“, 15. Juli auf das Publikum. Der laue Sommerabend erhöhte noch das Theatervergnügen. Elf Vorstellungen im Juli stehen noch auf dem Plan für Theaterfreunde, Agatha Christie-Fans und Hobbydetektive. (htv)
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