Ein längeres Leben und mehr Erfolg bei der Aufzucht von Jungtieren
Die Lebenserwartung und der Erfolg bei der Aufzucht von Jungtieren der in Zoos gehaltenen Raubtiere hat sich in den letzten 70 Jahren über alle untersuchten Familien hinweg deutlich erhöht.
Neuwied. Dies zeigt eine nun veröffentlichte Auswertung der durch die weltweite Zoogemeinschaft gesammelten und durch die internationale Organisation „Species360“ verwalteten Daten der 95 am häufigsten in Zoos gehaltenen Arten. „Die Ergebnisse unserer Analysen zu den Lebensdaten von weltweit mehr als 160.000 in den letzten sieben Jahrzehnten gehaltenen Raubtieren belegen die Verbesserung des Haltungserfolges in den Zoos“, erläutert Dr. Marco Roller, Zootierarzt im Zoologischen Stadtgarten Karlsruhe und einer der Autoren der Studie.
„Die kontinuierliche Weiterentwicklung der Haltung und Pflege unserer Tiere ist selbsterklärtes Ziel der internationalen Zoogemeinschaft“, betont Dennis Müller, Zoodirektor im Zoologischen Garten Halle und Mitautor. „Unsere Auswertung belegt ganz deutlich, dass wir mit unseren Anstrengungen bei der Erreichung dieses Ziels auf dem richtigen Weg sind.“
„Eine Tierart, bei der man diese erfreuliche Entwicklung ganz deutlich sieht, sind die Katzenbären, die wir auch bei uns im Zoo Neuwied seit 2003 sehr erfolgreich pflegen und seit 2019 auch nachziehen”, berichtet Maximilian Birkendorf, der zuständige Kurator. “In den Siebzigerjahren überlebte nur jedes zweite Jungtier in menschlicher Obhut das erste Lebensjahr, und heute können fast 75 Prozent der Kleinen Pandas erfolgreich großgezogen warden.”
„Auch bei den Löwen ist diese tolle Entwicklung besonders ausgeprägt“, weiß Alexandra Japes, die das Katzenrevier im Zoo Neuwied kurativ betreut. „Überlebten zu Beginn des Beobachtungszeitraumes gerade einmal ein Drittel der Löwenjungen das erste Lebensjahr, sind es heute mehr als 60 Prozent. Der Anteil der Löwen, die älter als 14 Jahre alt werden, hat sich ebenfalls mehr als verdoppelt. Auch die Daten zu unserer langjährigen Löwenhaltung spiegeln diese Entwicklung wider, die den verbesserten Haltungsbedingungen zu verdanken ist.”
“Zoos sind etwas Besonderes”, sagt Marcus Clauss von der Universität Zürich und einer der Autoren. “Menschen halten Hunde, Katzen, Kaninchen oder Goldfische als Haustiere – aber weiß jemand, wie alt die im Durchschnitt werden? Wo kann man nachschauen, wie alt unsere Milchkühe werden? Zoos haben sich vor langer Zeit verpflichtet, die Lebensdaten ihrer Tiere kontinuierlich in einem gemeinsamen Archiv zu sammeln, und das bedeutet, dass sie Langzeit-Trends beobachten können – wie den in unserer Studie. Nur wer dokumentiert, kann schauen, ob er sich verbessert.“ Die Studie erschien nun in der wissenschaftlichen Zeitung „Zoo Biology“ und ist auf deren Homepage unter https://onlinelibrary.wiley.com/journal/10982361 für Interessierte frei zugänglich. (PM)
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