Johannes Kern 1.000 Mitglied der Unternehmensdatenbank „Wir Westerwälder“
Von Helmi Tischler-Venter
Das repräsentative Haus mit mehreren Giebeln und markanten Balken sowie dahinterliegender Halle ist auf dem Anstieg zwischen Stebach und Großmaischeid nicht zu übersehen. Es ist Wohn- und Musterhaus von Zimmerermeister Johannes Kern, der mit dem Unternehmen Honka weltweit Erfahrungen im Holzhausbau gesammelt hat und ganz auf den natürlichen Rohstoff Holz setzt.
Stebach. Sandra Köster, Vorständin der Regionalinitiative „Wir Westerwälder“ und Landrat Achim Hallerbach gratulierten dem Unternehmerehepaar Kern. Der stellvertretende Obermeister der Zimmerer-Innung Rhein-Westerwald freut sich über die Dachmarke Westerwald, die nach seiner Einschätzung überfällig war. Holzbau ist ein starker Wirtschaftsbereich. Die Corona-Pandemie förderte den Regionalbezug. Das Heimatsiegel „Made in Westerwald“ soll die Marke weltweit bekannt machen. Das funktioniert laut Kern ganz gut, die Hausherren sagten, ihr Haus komme aus dem Westerwald, obwohl die Massivholzhaus-Firma „Honka“, mit der der Zimmerermeister seit 1995 baut, in Finnland sitzt. Aber nur die Blockbalken kommen aus finnischen Wäldern, Planung und Konstruktion erfolgen in Stebach, und das Holz für Dachstuhl und Anbauteile kommt aus dem Westerwald.
Die Halle wurde 2012 und das Haus 2013 gebaut. Kern arbeitet mit acht eigenen Mitarbeitern, von denen fünf mit Buchhaltung und Planung und drei auf der Baustelle beschäftigt sind sowie elf Subunternehmern. Weitere Fachkräfte für die Arbeit auf der Baustelle werden gesucht. Sie müssen sich mit allen handwerklichen Belangen des Holzbaus auskennen.
Die Aufträge für das ganze nächste Jahr sind bereits gesichert, denn Kern baut weltweit Häuser auf. Er arbeitete bereits in Österreich, auf den Malediven und in Nepal. In Kathmandu wurde auf einer „abenteuerlichen Baustelle“ mit Blick auf den Mount Everest gearbeitet. Johannes Kern lieferte einem Privatinvestor dafür den dreidimensionalen Entwurf und die Kalkulation, übermittelte die Planung an Honka und ließ dort mittels CNC-Maschinen das Massivholz zuschneiden.
Per Container und LKW kommt das Haus als Bausatz an die Baustelle. Kern stellt ein oder zwei Leute als Bauleiter zur Verfügung, der Bauherr benötigt Manpower zum Aufstellen. Nach etwa einer Woche steht der Rohbau. Viele Bauherren bauen dann in Eigenleistung weiter, aber der Anteil schlüsselfertigen Bauens nehme zu, berichtete der Unternehmer.
Gebaut wird mit Bohlen oder Brett-Schichtholz oder kombiniert. Der rheinland-pfälzische Holzbau habe sich in Deutschland im vorderen Drittel positioniert dank des landeseigenen Holz-Clusters. Mithilfe dieser Vernetzung sei der Westerwald mit seinen vielen Holzbau-Unternehmen stak aufgestellt. Da Holz ein super Dämmstoff ist, hält Kern das Bauen mit Holz für sinnvoll. Am Ende werde ein ganz aus Massivholz gebautes Haus nur etwa zehn Prozent teurer als ein Haus mit Glaswolle-Isolierung.
Sorgen bereitet dem Unternehmer die Teuerung der Baumaterialien, wovon auf Holz etwa 37 Prozent entfallen, der Rest betrifft Stahl, Elektrik, Heizung und andere Gewerke. Der Handwerker könne die Preise jedoch nicht so erhöhen wie nötig. Er müsse seine Einkaufspreise offenlegen, damit Bauherren die Preise akzeptieren. Von Holzmangel könne jedoch keine Rede sein, weil nur wenige bewaldete Regionen in Deutschland so von der Trockenheit und dem folgenden Käferbefall betroffen waren wie der Westerwald. Es wächst genug Wald nach und nur Dreiviertel dessen, was gefällt werden darf, wird tatsächlich gefällt. Der deutsche Wald brauche für das Nachwachsen der etwa 80 Kubikmeter Holz pro Haus nur 37 Sekunden.
Holz hat den Nachteil, dass es ständig gestrichen werden muss. Das sei aber nur außen erforderlich, meint Kern und könne mit modernen Materialien pflegeleicht gestaltet werden. Dafür hat Holz gesundheitliche Vorteile: Ein Blockhaus bildet keinen Schimmel. Dazu senken die Terpene der Kiefer die Herzfrequenz. Tests in Österreich hätten ergeben, dass die Schüler, die in Massivholz-Klassenräumen unterrichtet wurden, deutlich entspannter und leistungsfähiger waren, während die in Betonbauten unterrichteten Kinder gestresst und hippelig reagierten. Das gesundheitsförderliche Holz ist auch für Allergiker verträglich. Da Holzbauweise den CO2-Fußabdruck reduziert, baut man massiv umweltbewusster. „Ein Massivholzhaus ist ein Haus zum Wohlfühlen“, resümiert Johannes Kern.
Architekten und Planer hinkten im Bewusstsein hinterher und präferieren immer noch Stein und Beton, was zu Konflikten zwischen Holzbau-Unternehmern und Architekten führe und zu dem Zwang, sich eigene Planer, Architekten und Statiker für Holzbauten heranzuziehen.
Die Zukunftsaussichten für die Unternehmerfamilie Kern sehen gut aus, denn der älteste Sohn tritt bereits in die Fußstapfen seines Vaters und macht zurzeit eine handwerklich fundierte Lehre im Fachwerk- und Denkmalbau. (htv)
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