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Nachricht vom 05.10.2021    

Innovative und nachhaltige Projekte am Deich in Neuwied

Von Helmi Tischler-Venter

Klimaschutz betrifft jeden, deshalb waren alle „Deichkinder“, das heißt Bürger aus Neuwied und der Region von der Sommerakademie NUANS eingeladen, eine Woche lang auf dem Deich über Zukunft und Vergangenheit, Tradition und Innovation nachzudenken. Die rheinland-pfälzische Stiftung Kunstfonds unterstützt NUANS.

Fotos: Wolfgang Tischler

Neuwied. NUANS - das sind in diesem Jahr die Künstler Anna Heidenhain, Elmar Hermann und Hugo Holger Schneider - stellen fest: „Der Deich ist ein mutiges Bauvorhaben für die eigene aber auch die zukünftigen Generationen gewesen, ein extrem aufwendiges Projekt mit Weitsicht und der Bereitschaft, die gesamte Atmosphäre einer Stadt zu beeinflussen. Und das alles mit der Absicht, die Lebensumstände in der Zukunft zu verbessern.“ Wie rettend der Neuwieder Deich für die Bevölkerung ist, hat er oft und gerade wieder bewiesen.

Die Künstler fragen: „Wie kann man den Herausforderungen der Natur begegnen? Welchen Problemen stehen wir heute besonders im Zeichen des Klimawandels gegenüber? Was für Projekte müssen wir in Angriff nehmen, obwohl sie uns vielleicht maßlos und unerreichbar erscheinen?“

In einem abwechslungsreichen Programm wurde der Neuwieder Hochwasserschutzdeich vom 27. September bis zum 3. Oktober kontinuierlich aktiviert. Gemeinsam wurden neue Arbeitsweisen entwickelt und Bilder gestaltet, die unseren Umgang mit den Folgen des Klimawandels reflektieren. Entstandene Banner werden an der Deichmauer präsentiert.

Zum Abschluss der Projektwoche am Sonntag, dem 3. Oktober präsentierte Jutta Meisen, Modedesignerin (BA), Abschluss 2021 an der FH Bielefeld von ihr unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit entworfene Mode. Erschüttert durch die Mechanismen des Modemarktes, die sich extrem umweltschädigend auswirken, weil geringe Qualität der Materialien und Verarbeitung zu immer preiswerteren Modeartikeln führen und mit einem Überkonsum korrelieren, - in Deutschland hat sich in den letzten zehn Jahren der Konsum von Kleidung mehr als verdoppelt, - was einen gewaltigen textilen Müllberg nach sich zieht.

Die Designerin beschloss dem Materialwust entgegenzuwirken durch Up-Cycling und Zero Waste Design. Ihre Kollektion, die ausgesprochen tragbar, bequem und schick gestaltet ist, besteht aus Abfallmaterial eines Bielefelder Second-Hand-Ladens. Allein dieser Laden erhält jährlich 80 Tonnen Textilspenden, von denen über die Hälfte als unverkäuflich aussortiert werden. Aus dieser Masse konnte sich Jutta Meisen frei bedienen. Die Künstlerin schnitt Stellen aus Webstoffen und Strickwaren, die noch in Ordnung waren, aus und setzte die Flächen wieder neu zusammen. Das Ergebnis sind sehr modische Kleidungsstücke, die auch die jungen Models als „cool“ und „bequem“ lobten.

Meisens Ziel ist ein Zero Waste-Design, bei dem kein Abfall entsteht. Verschnitt wird eliminiert, indem Taschen, Kragen und Umschläge aus den Reststücken gestaltet werden. Diese Elemente verleihen der Mode zusätzlichen Pfiff.



Textile Flächen, auf denen man immer dasselbe Schnittmuster anwenden kann, entstehen, indem zum Beispiel alle noch brauchbaren Jeans in Streifen geschnitten und neu zusammengenäht werden. Der Look kann sich sehen lassen, entsprechend zog die Fashion-Show auf dem Deich am Sonntagnachmittag die Blicke der Spaziergänger auf sich.

Jutta Meisen wünscht sich bei den Mitbürgern ein Bewusstsein, dass wir mehr reparieren als wegwerfen müssen. Deshalb gibt sie ihr Wissen in Seminaren weiter. Die Menschen, auch jüngere, sollten sich selbst helfen können. Kleine Handwerksbetriebe sollten wieder aufleben und die Reparatur muss sich wieder lohnen. Dazu muss weiter oben bei der Textilproduktion und dem Handel eine Veränderung eintreten. Meisens Credo: „Wir brauchen wieder eine Kreislaufwirtschaft, angepasst an die natürlichen Kreisläufe des Planeten.“ Das bedeutet, dass die Politik im Sinne von Nachhaltigkeit und Klimaschutz regulierend auf die Wirtschaft einwirken muss.

Die Deich-Woche wurde filmisch dokumentiert und wird von Webdesignern auf ein dreidimensionales Deich-Modell übertragen als Vermittlung für Nachhaltigkeit. Die Computer-Fachleute wollen die Dokumentation auch vor Ort bringen über fest installierte QR-Codes, die die Deich-Besucher abscannen können, um die Modelshow beweglich zu erleben. Dafür wünschen sich die kreativen Macher die Unterstützung der Stadt. Wenn die digitale Umsetzung fertiggestellt ist, läuft sie unter www.digitalerdeich.online.

Der umtriebige Neuwieder Künstler Elmar Hermann arbeitet an einer internationalen Kunstausstellung in Verbindung mit der Hochschule Höhr-Grenzhausen und mit Unterstützung durch industrielle Sponsoren und die Stadt Neuwied sowie der Entwicklung eines Neuwieder Kunstkreises. Beides wird eine erhebliche Bereicherung der Neuwieder Kunstszene werden, mit der sich die Stadt schmücken können wird. (htv)


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