Leserbrief zu „Nicole nörgelt... über zu viel Sprachverdrehung im Geschlechterkampf“
LESERMEINUNG | In unserer Glosse am Wochenende hatte sich Nicole über das Gendern ausgelassen. Dies hat unseren Leser Siegfried Kowallek animiert, sich darüber auch einmal seine Gedanken zu machen. Nachstehend sein Leserbrief.
Neuwied. Unser Leser meint zur Glosse: „Die gesündere Alternative dazu, genervt zu sein, ist tatsächlich, sich über manche Kapriolen einfach nur zu amüsieren. Letztes Jahr hieß es in einem Radiobeitrag, es sei nur richtig, wenn man Wörter wie Terrorist und Verschwörungstheoretiker nicht gendere, weil diese Gruppen hauptsächlich aus Männern bestünden und man das Geschlecht gerecht abbilden wolle. Toxisch sind demzufolge dann auch Wörter wie Rassist, Kolonialist, Sklavenhändler oder Waffenhändler, also auch nicht genderbar.
In einer spiritistischen Sitzung würde ich liebend gern Kontakt mit dem RAF-Terroristen Ulrike Meinhof aufnehmen, um von ihm zu erfahren, wie er dazu steht, dass ihm nach den verschärften Gendervorgaben nicht mehr zugestanden wird, eine Frau gewesen zu sein. Aber auch die sich um Gendercorrectness akribisch Bemühenden müssen noch üben.
So sprach die Grünen-Politikerin Annalena Baerbock in einer Talkshow vom Bund der Steuer*innenzahler. Ich selbst nehme mir die Freiheit, auf Abweichungen von der deutschen Rechtschreibung wie Gendersternchen, Gender-Gap oder Binnen-I konsequent zu verzichten, habe aber keine Probleme damit, von Studierenden statt Studenten oder Demonstrierenden statt Demonstranten zu sprechen, weil dabei auf jeden Fall die sprachliche Ökonomie erhalten bleibt.
Auch hätte ich keine Probleme damit, wenn das Thema mal wieder aktuell werden sollte, mich offensiv-modern zur weiterhin fehlenden Möglichkeit zu äußern, in der Neuwieder Zufußgehendenzone doch legal Fahrrad fahren zu können.“
Siegfried Kowallek, Neuwied
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