Hochwasser und Sturzfluten-Vorsorgekonzept vorgestellt
Von Wolfgang Tischler
Die Verbandsgemeinde Dierdorf hat das Ingenieurbüro Hölzemann beauftragt, zunächst für die Orte Großmaischeid, Stebach, Kausen und Isenburg ein Vorsorgekonzept für Sturzfluten und Hochwasser zu erstellen. Die Konzepte werden jeweils öffentlich vorgestellt. Als erster Ort war Großmaischeid dran.
Großmaischeid. Eins wurde direkt von Anfang an von dem vortragenden Diplom-Ingenieur Eckhard Hölzemann klargemacht: Einen hundertprozentigen Schutz wird es nicht geben. Kommunen und Anwohner können aber viel tun, um Schäden zu minimieren oder ganz zu vermeiden. Vorsorge auf allen Ebenen ist angesagt.
Hölzemann erklärte die Herangehensweise den zahlreich erschienen Bürgern aus Großmaischeid. Die Gefahrenstellen in den einzelnen Orten wurden dokumentiert. Dies sind insbesondere Durchlässe, Bachverrohrungen, aber auch Straßen und Wege in Hanglagen können sich bei Starkregen in mehr oder minder große Bäche verwandeln und im Ort Schaden anrichten. Daneben gab es vor Ort Begehungen und die Erfahrungen aus den Räten und der Bevölkerung flossen in die erstellte Übersichtskarte der potenziellen Gefahrenpunkte bei Starkregen ein.
Als Starkregenereignis definierte Hölzemann einen Niederschlag von mehr als 50 Litern pro Quadratmeter innerhalb von ein bis zwei Stunden. Diese treten, dies musste Großmaischeid auch bereits mehrfach erfahren, bevorzugt im Sommer auf. Oft sind es kleinräumige Gewitterzellen, die eine hohe Niederschlagsmenge mit sich führen. Dadurch sind eine längerfristige Vorhersage und die exakte Vorhersage auf bestimmte Orte kaum noch möglich. Die Vorwarnzeit ist extrem kurz und bereits 15 Minuten nach Niederschlagsbeginn kommen die ersten Fluten.
Ingenieur Hölzemann gab den anwesenden Vertretern der Kommunen und öffentlichen Hand und auch den Bewohnern eine ganze Reihe Aufgaben mit auf den Weg. Die Kommunen können Notabflusswege mit privater Kooperation herstellen. Die Wasserführung sollte wo immer möglich im Straßenraum sichergestellt werden. Insbesondere in der Bauleitplanung muss die Abflusskonzentration sichergestellt sein. Im neuen Baugebiet in den Auen ist dies bereits vorgesehen. Ein besonderes Augenmerk wird hier auf die Detailplanung und Ausführung zu legen sein.
Damit das Eigenheim trocken bleibt, ist jeder Besitzer selbst zuständig. Eckhard Hölzemann gab die dringende Empfehlung alle Öffnungen unter dem Rückstauniveau zu schließen, also zum Beispiel Lichtschächte erhöhen, damit dort kein Wasser eindringen kann. Soweit noch nicht geschehen, Rückstauklappen einbauen, damit Kanalwasser nicht in das Haus gedrückt wird. Die hauseigene kritische Infrastruktur, wie Heizung, Kühltruhe, Waschmaschine, Stromleitungen im möglichen Überflutungsbereich nicht zu installieren. Im Fall der Fälle reicht die Zeit zur Rettung nicht aus.
Weiterer Tipp an die Hausbesitzer war, dass die eigenen Entwässerungssysteme angepasst werden, zum Beispiel kein Abfluss in Richtung Haus, Elementarschadensversicherung abschließen oder Lagerflächen in Gewässernähe entfernen. Aber auch die Kommunen sind gefordert den Bächen genügend Raum zu geben, damit sie sich ausbreiten können. „Alle Bachauen gehören in kommunale Hand“, meinte Hölzemann, um dort entsprechende Gewässermaßnahmen durchführen zu können. Im Rahmen von laufenden Flurbereinigungen wäre dies zum Beispiel gut möglich.
Eins wurde an dem Abend deutlich: Die Folgen des Klimawandels betreffen uns alle und die Folgekosten sind und werden gewaltig. Einen hundertprozentigen Schutz wird es auch langfristig nicht geben.
(woti)
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