Buchtipp: „Der Tod des Hexers“ von Micha Krämer
Von Helmi Tischler-Venter
Der großartige Kausener Erzähler Micha Krämer hat einen sehr spannenden Kriminalroman geschrieben, die ideale Lektüre zum gruseligen Halloween und dem dunklen November. Zwar wurde die mittelalterliche Hexenverbrennung im Westerwald länger ausgeübt als anderswo, aber die grausamen Riten gehören im Jahr 2021 endgültig der Vergangenheit an. Oder doch nicht?
Dierdorf/Kausen (Westerwald). Im Prolog liest man die Gedanken des Mörders: „Ich erkenne sie, wenn ich sie sehe…. All die Jahre wurde dem Hexentreiben tatenlos zugesehen. Doch damit ist nun Schluss! Ich werde sie suchen, finden und zur Strecke bringen. Werde den Beelzebub in ihnen austreiben. Mit dem Schwert und dem Feuer, genauso wie es geschrieben steht…. Das, was sich dort unten im Tal auf der Bühne abspielt, hat nichts mit anständiger Musik zu tun, sondern ist lediglich eine Huldigung des Bösen.“
Die angesprochene Musik wird von der Metal-Band „Witchwar“ auf der Weiselsteiner Bühne gespielt. Fabrice Gladenberg, der Frontman der Band schreit die Texte mehr als er sie singt, sehr zum Missfallen der Texterin und Gitarristin Sarika Zielner, die an ihrer Meinung keinen Zweifel lässt.
Am nächsten Morgen wird auf einem brennenden Holzpolder bei dem Friesenhagener Kapellchen eine Leiche aufgefunden. Wo heute die Kapelle steht, war früher eine Richtstätte. Im siebzehnten Jahrhundert wurden dort verurteilte Hexen verbrannt. Der Gerichtsmediziner stellt fest, dass der Mann enthauptet wurde, bevor er verbrannt wurde.
Auf der Witchwar-Fanpage wurde ein Video hochgeladen, in dem Fabrice zu sehen ist, mit blassem Antlitz und der Zahl 666 in die Stirn geritzt. Fabrice bekennt sich wimmernd der Hexerei: „Auf den Tanzplätzen habe ich mit anderen Hexen und Hexern unzüchtig getanzt, getrunken und gebuhlt. Gesehen habe ich dort Lena Birnenbacher, Selina Marksdorf, Fabienne Luca und Sarika Zielner.“
Das sind die Namen sämtlicher Bandmitglieder. Sarika ist die Stieftochter von Kriminalhauptkommissarin Nina Moretti. Der verbrannte Körper wird als Fabrice Gladenberg identifiziert. Somit ist Sarika eine Zeugin oder gar Täterin. Zumindest hat sie Fabrice nach einer Auseinandersetzung mit der schlüsselbewehrten Faust ins Gesicht geschlagen. Der selbstbewusste Paradiesvogel hatte tatsächlich gemeint, dass er für die Band zu gut sei.
Die Polizei versucht sämtliche Besucher einer After-Show-Party auf dem Hof von Selina ausfindig zu machen und ihre Alibis zu überprüfen.
Unterdessen erleidet die bildhübsche Gitarristin Fabienne Luca beim Joggen einen Unfall. Landrat Doktor Peter Enders sieht von seinem Dienstwagen aus, dass eine Joggerin vor den vorausfahrenden Wagen fällt. Enders leistet Erste Hilfe, doch Fabienne war auch durch einen Messerstich verletzt worden, bevor sie auf die Straße torkelte. Sie stirbt an ihren Verletzungen. Ihre Leiche wird aus dem Beerdigungsinstitut gestohlen. Nina Moretti entdeckt Feuer auf einer wegen Käferbefalls gerodeten ehemaligen Fichtenfläche. Auf einem brennenden Holzpolder liegt Fabiennes Leiche.
Nun ist klar, dass ein Psychopath am Werk ist und dass die beiden übrigen Bandmitglieder in höchster Gefahr sind. Nina Moretti und ihr Mann entwickeln einen Plan, wie sie die Mädchen unauffällig aus der Gefahrenzone bringen können. Doch der Henker ist ihnen immer ganz nahe an ihnen dran oder sogar einen Schritt voraus.
Neben dem Landrat und dessen Fahrer sind die Kollegen der Mordkommission samt Familien in das Geschehen involviert, außerdem etliche Mitschüler der Mädchen und ein Lehrer. Meistenteils originelle Typen, die die Lektüre des Krimis amüsant und unterhaltsam gestalten.
Empfehlung: Unbedingt lesen und im Dunkeln nie allein im Westerwald unterwegs sein!
Erschienen ist das 480-seitige Taschenbuch bei CW Niemeyer Buchverlage, ISBN 978-3-8271-9395-7.
(htv)
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