Kulturstadt gedenkt Opfern der Pogromnacht
Vor der Gedenktafel am früheren Standort der Synagoge von Unkel und auf dem jüdischen Teil des städtischen Friedhofs gedachten Bürgerinnen Bürger der Kulturstadt rund um den Initiativkreis „Wider das Vergessen“ der Opfer der Pogromnacht des Jahres 1938.
Unkel. „Hass ist der Dünger für Schrecken. Schweigen der Nährboden für die Verbreitung von Hass und Schrecken. Wer dem sich immer mehr ausbreitenden Schrecken schweigend zuschaut, begeht ein Verbrechen“, mahnte Stadtbürgermeister Gerhard Hausen in seiner Ansprache zur Nacht vom 9. auf den 10. November 1938, in der der Hass entflammt- und die Menschenwürde in Brand gesetzt worden sei.
„Mit den brennenden Synagogen des 9. November 1938 als Folge der Machtergreifung der nationalsozialistischen Diktatur seit 1933 fielen Sitte, Respekt und Anstand in Deutschland den Feuersbrünsten zum Opfer. Die Flammen warfen ein bezeichnendes Licht des Horrors auf die grausige Dunkelheit dahinter“, erinnerte der Stadtbürgermeister der Kulturstadt.
Die Dunkelheit sei nach wie vor gegenwärtig – etwa im Achselzucken gegenüber der Verwendung der Sprache des Terrors. Der Stadtbürgermeister erinnerte an „ekelhafte Schmierereien“ in Unkel, bei denen die Politik in der Corona-Pandemie mit Nazi-Begriffen versehen wurde. „Wer sagt, dem solle man nicht zu viel Bedeutung zukommen lassen, leistet der Verbreitung des Ekels Vorschub. Die Dunkelheit ist gegenwärtig im unbeteiligten Registrieren vermehrter antisemitischer Angriffe und Übergriffe in Worten und Taten“, so Hausen.
Sie sei aber auch gegenwärtig in stiller und geäußerter Zustimmung zu Angriffen auf das jüdische Volk, die nicht zuletzt selbst von solchen Zeitgenossen erfolgten, die sich gern moralisch-verantwortungsbewusst geben würden sowie im Wiederaufflackern der NS-Gedankenwelt in Parteien in deutschen Parlamenten, auf deutschen Straßen und deutschen Stammtischen. Der heutige Tag ermahne zur Wachsamkeit, damit ein bösartiger Funkenflug nicht wieder einen Flächenbrand auslöse. „Wehret den Anfängen, seid wehrhaft gegenüber Wiederholungen des Widerwärtigen, so Gerhard Hausen.
Der Stadtbürgermeister der Kulturstadt ging in seiner Rede auch auf den Fall der Mauer am 9. November 1989 ein und forderte die Eingrenzungen in den Köpfen einzureißen. Barrieren abbauen bedeute, Verständnis zu fördern, was wiederum eine offene Geisteshaltung, eine Mitmenschlichkeit und Respekt vor dem nächsten voraussetze, die eine Verwurzelung in Glauben, Sittlichkeit und Heimat nicht ausschließe.
„Der Schutz der Menschenwürde ist Auftrag und Verpflichtung jedes freiheitlichen Staatswesens. Insbesondere in Deutschland“, betonte Hausen, der darauf hinwies, dass die zunehmende Reizüberflutung die Gefahr berge, die Geschichte aufs Abstellgleis zu schieben. Wer dieser Gefahr erliege, lasse zu, dass sich Historie erst in den Köpfen und dann in Taten wiederholen könne.
In diesem Zusammenhang dankte Unkels Stadtbürgermeister Esther Kottscheidt und ihrem verstorbenen Mann Gottfried Herkenrath, die jahrelang die Kultur der Erinnerung und des Gedenkens gepflegt- und ein wachsames Bewusstsein geschult hätten.
Gerhard Hausen schloss seine Ausführungen mit dem eindringlichen Appell, niemals den Schrecken der nationalsozialistischen Diktatur zu vergessen. (PM)
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