Folk & Fools: Ein Lichtblick zum Staunen und Lachen
Von Helmi Tischler-Venter
Das Wäller Kleinkunstfestival Folk & Fools trotzt am Wochenende den widrigen Umständen und bietet erstklassige Unterhaltung. Unter Einhaltung der 3G Regelung finden die beiden Veranstaltungen in der Stadthalle Montabaur statt. Sie bieten jeweils zwei Stunden lang Erstaunliches und Komisches, Zeit zum Abschalten und Lachen.
Montabaur. Am Freitagabend, 19. November wurde mit einem außergewöhnlichen „Variete´-Special“ ein Herzenswunsch vieler Zuschauer erfüllt. Laut Organisator Ulli Schmidt gab es noch nie so viele Reaktionen. In normalen Zeiten wären die Halle und die Kasse randvoll gewesen. Dank finanzieller Unterstützung durch die Stadt Montabaur, das Land Rheinland-Pfalz und zuverlässige regionale Sponsoren kann der Kulturveranstalter durchhalten und Künstlern trotz schwieriger Zeiten eine Bühne ermöglichen.
Für zwei krankheitsbedingt ausgefallene Künstler wurde innerhalb eines Tages gleichwertiger Ersatz gefunden. Sogar eine besondere „Unterhaltungsfachkraft“ stand auf der Bühne: Moderator Brian O’Gott aus Kassel, der „Hochburg humoristischer Leichtigkeit“ begeisterte mit Gitarre und ausgefeilten Texten, indem er etwa Montabaur, die Burg, die A 3 und Ulli Schmidt in seinem Begrüßungslied „Hallelujah“ unterbrachte. Nicht so verwunderlich, schließlich stand Gott auf der Bühne.
Irre komisch gestaltete er in Grimmscher Manier das „Märchen von der verfrorenen Prinzessin“ mit lautmalerisch genutzten Ortseingangsschildern, die jedem Orthografie-Empfinden einen Infarkt bereiteten. „Jenseits von Schweden“, das „Gedicht gegen euch“ war dagegen alltagstauglich. Seine Reime über Frauen mit Genitalien oder mit Tattoos trieben den Irrwitz in himmlische Höhen.
Die grazile Herrin der Ringe, Andrea Engler ließ Hula-Hoop-Reifen in atemberaubender Geschwindigkeit um ihren Körper wirbeln. Die glitzernden Reifen schienen aus eigenem Antrieb hoch und runter zu schweben, Artistik mit Anmut.
Manipulation - Zaubern nur mit den Händen ist die Spezialität von Matthias Rauch, der seine Tricks auf sehr unterhaltsame Weise darbot und so lange Karten erscheinen ließ, bis der Kasten gefüllt war und Pingpong-Bälle auf wundersame Weise vermehrte. Dass der Künstler von seiner Kunst auch leben kann, glaubt man ihm sofort, wenn er einen Zettel in einen Hundert-Euro-Schein verzaubert. Mit einem kleinen Tisch namens „Sören“ bot Rauch eine filmreife Illusion.
Magie ohne Worte, bei der „aus einem Gegenstand etwas Lebendiges“ wurde, ließ einen weißen Vogel um den Zauberer tanzen. Dessen Paradenummer mit der verschwundenen Ketchup-Flasche war sehr verblüffend und erheiternd. Alles, was Frauen wollen, passt bei Rauch in einen Karton. Ein großes Geheimnis für alle Zauberunkundigen.
Der schnellste Xylophonist des Universums agierte wirklich außergewöhnlich schnell, nicht nur mit den Händen. Virtuos, rasant und irrwitzig komisch schlug Dirk Scheffel auf sein Instrument und auf den Mikrofonständer ein. Von Klassik bis Rock spielte der Musik-Comedian mit gewaltigem Klöppelabrieb und unvorstellbarer Geschwindigkeit. Für einen Dudelsack benötigt man einen Sack, dazu diente ein Luftballon und einen Dudel, heraus kommt authentische schottische Musik. Und in einem handelsüblichen Xylophon steckt auch der berühmte „French Cancan“ aus Orpheus in der Unterwelt. Wenn er von Dirk Scheffel herausgewirbelt wird.
Am Samstagabend, 20. November findet der zweite Teil des Folk & Fools-Kleinkunstfestivals statt. Es gibt noch Karten für die Darbietungen „Fatih Morgana“ von Fatih Çevikkollu und des Feuerbach Quartetts. (htv)
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