Eltern wollen das Gymnasium Nonnenwerth übernehmen
Bis vor Kurzem sah es schlecht für das Franziskus Gymnasium Nonnenwerth aus, doch jetzt soll ein neuer Weg die Fortführung der Inselschule sichern. Aus der Elternschaft hat sich der Verein „Rettet Nonnenwerth e.V.“ gegründet.
Region. Das Ziel: die Schulträgerschaft in die Hände der Eltern zu legen. Im ersten Schritt soll die Brandschutzproblematik bewältigt werden. Im Sommer 2021 schloss der jetzige Schulträger – begründet durch ein umstrittenes Brandschutzgutachten – kurzfristig die Schule. Am 10. November gab er dann die Schließung der Schule und die Kündigung der Lehrerschaft aus wirtschaftlichen Gründen bekannt.
Genau da setzt der Verein an: Nicht nur Spenden für die Deckung der Vorlaufkosten, die Übernahme der Trägerschaft und wenn möglich der Kauf der Insel Nonnenwerth werden gesammelt, auch alle gekündigten Angestellten werden in arbeitsrechtlicher Hinsicht vertreten.
Prominente Unterstützung
Nonnenwerth zeichnet sich durch eine besonders starke Schulgemeinschaft aus. Das beeindruckt neben Schriftstellerin Kirsten Boie, Hollywood-Komponist Klaus Badelt und Norbert Röttgen, der derzeit für den Parteivorsitz der CDU kandidiert, auch die Bläck Fööss. So heißt es im Unterstützerschreiben der rheinischen Vollblutmusiker mit dem Hit „Mädchen von Nonnenwerth“: „Wie die Schülerinnen und Schüler aufgetreten sind, zeigt, dass sie sich nicht mit den Gegebenheiten abfinden wollen und für den Erhalt ihrer Schule einstehen.“ Das lässt sich auch mit Zahlen belegen: Trotz der Bekanntgabe der Schulschließung haben sich weder Schüler abgemeldet, noch auf anderen Schulen angemeldet. Genau dieser Zusammenhalt ist es, was den Verein in seiner Arbeit antreibt. Da Eltern und Behörden zuletzt insbesondere die fehlende Transparenz seitens des aktuellen Trägers beklagt haben, geht der Verein „Rettet Nonnenwerth e.V.“ von vornherein einen anderen Weg: Spenden mit dem Verwendungszweck „Inselkauf“ darf der Verein ausschließlich für diesen Zweck verwenden. Sollte dieses Ziel nicht erreicht werden, fließt das Geld an die Spender zurück. Diese Regelung ist so explizit in der Vereinssatzung verankert. Rettet Nonnenwerth e.V.
IBAN: DE43 5775 1310 1000 5745 49
BIC: MALADE51AHR
Nachstehend das Unterstützerschreiben der Bläck Fööss im Wortlaut:
„Es ist bald 40 Jahre her, dass wir uns in einem Lied mit einem veralteten Schulsystem in Köln beschäftigten, das Schülerinnen und Schülern den Verzicht auf Koedukation zumutete.
Wir schrieben einen satirischen Text zu dem Thema und verkleideten das Ganze als, wenn man will, karibische Südseeschnulze im Stil deutscher Schlagermusik der Fünfziger/sechziger Jahre. Der Titel zu dem Lied war schnell gefunden, und so stand dann „Das Mädchen von Nonnenwerth“ auf dem LP – Cover.
Dieses Lied hat uns nun eingeholt und wir werden gebeten, uns für den Erhalt der Schule einzusetzen, die mit ihrem Namen helfen musste, unsere Satire zu verbreiten.
Um es vorwegzunehmen: nachdem wir uns auf Wunsch der Schulgemeinschaft mit den Hintergründen dieser Geschichte beschäftigt haben, tun wir das gerne und freuen uns, wenn mithilfe aller Schüler, Lehrer, Eltern und Unterstützern eine Schule erhalten werden kann, die seit Jahrzehnten gute Arbeit in der Region leistet und das auch weiterführen kann und will.
Wir sind keine Juristen oder Verwaltungsfachleute. Aber wenn die Schule als „Private Ersatzschule“ erfolgreich arbeitet, erfolgt das auch unter den Vorgaben des Bildungsministeriums Rheinland-Pfalz. Das heißt, dass sie in allen Regularien die Bedingungen eines geordneten Schulbetriebs erfüllt.
Wir können nicht glauben, dass ein Investor, der das Schulgelände mit der angeblichen Absicht, den Schulbetrieb weiterzuführen erwirbt, einfach entscheiden kann, die Schule abzuwickeln und in den historischen Klostergebäuden Luxuswohnungen zu etablieren.
In dieser Situation wünschen wir der Schule wirksame Unterstützung des Bildungsministeriums und der Landesregierung. Wenn es um Lösungen geht, die den Fortbestand der Schule sichern, sind Schulwerk und Elternschaft, ehemalige und die angrenzenden Gemeinden bereit, ihren Beitrag zu leisten. Eine transparente Aufstellung der zu erwartenden Kosten sollte auf jeden Fall eine öffentliche Diskussion ermöglichen.
Ermutigt hat uns die Berichterstattung des WDR. Wie die Schülerinnen und Schüler aufgetreten sind, zeigt, dass sie sich nicht mit den Gegebenheiten abfinden wollen und für den Erhalt ihrer Schule einstehen – auch wenn der Investor inzwischen versucht, durch Kündigung der Lehrer und die Ankündigung der Schulschließung Fakten zu schaffen.
Wir wünschen mit Euch, dass sich Eure Landesregierung für Euch einsetzt und den Schulbetrieb weiter ermöglicht.
Eure Bläck Fööss“
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