Erste Frage an die Kandidaten zur Bürgermeisterwahl VG Dierdorf
Von Wolfgang Tischler
Damit sich die Bürgerinnen und Bürger ein Bild von den drei Kandidaten für die anstehende Bürgermeisterwahl in der Verbandsgemeinde (VG) Dierdorf am 16. Januar machen können, haben wir den Kandidaten Fragen gestellt. Nachstehend die Antworten auf unsere erste Frage.
Dierdorf. Die Antworten der drei Bewerber Johannes Hörter, Manuel Seiler und Hans-Dieter Spohr werden wir jeweils in alphabetischer Reihenfolge der Kandidaten bringen.
Was werden Sie für die Jugendlichen und Immigrantenkinder in der VG Dierdorf tun?
Johannes Hörter antwortet:
Anleitung zum Selbsterfahren geben, für die Jugendlichen ist die Corona-Zeit eine sehr bittere Erfahrung. Wenn wir die Corona-Zeit in Bezug zu deren Lebensalter setzen, erkennen wir sehr schnell, wie schwer unsere Jugendlichen, ganz zu schweigen die Kita- und Grundschulkinder, von dieser Zeit geprägt sind.
Meine persönliche Erfahrung über viele Jahre in der kirchlichen Jugendarbeit als Betreuer im Zeltlager der Pfarrei, als Pfadfindergruppenleiter sowie in unserem Spielmannszug in Großmaischeid bestimmt zum großen Teil meine Sichtweise darauf. Für mich sind die Stufen und Ziele einer guten Jugendarbeit folgende: Von der Straße oder besser vom PC wegholen – etwas gemeinsam erfahren lassen – selbst Dinge planen und organisieren – langfristige Freundschaften und Kontakte daraus entwickeln – Persönlichkeitsbildung.
Von diesen Schritten und Stufen zehren die Jugendlichen ein Leben lang und es trägt einen erheblichen Teil zur Erlangung eines tiefes Demokratie- und Sozialverständnisses bei. Wir müssen heute umdenken und die Jugendlichen mehr einbeziehen in der Frage: „Was möchtet ihr unternehmen?“, und sie selbst mit anpacken und organisieren lassen.
Ich unterscheide bildhaft zwischen Hard- und Software innerhalb der Jugendarbeit. Es gilt zunächst einmal weiße Flecken in Bezug auf Jugendräume wieder zu beseitigen. In Kooperation mit Stadt und Ortsgemeinden sind hier geeignete Räume als Hardware zur Verfügung zu stellen. Räume, die Jugendliche nicht nur temporär, sondern regelmäßig nutzen und die sie sich selbst gestalten können. Räume gibt es genug, wenn wir genauer hinschauen.
Noch wichtiger ist jedoch die Software. Das heißt, wer betreut die Jugendarbeit vor Ort. Hier gilt es, geeignete ehrenamtlich tätige Personen zu finden. Ein großes Pfund ist hier die Jugendpflegerin unserer Verbandsgemeinde, Frau Thiemann, die neben ihrer eigenen tatkräftigen Arbeit diesen Einsatz koordinieren kann.
Darüber hinaus müssen wir in den Schulen durch Schwarze Bretter und weitere geeignete Medien das Gesamtangebot der Träger der Jugendarbeit (Jugendarbeit der Verbandsgemeinde, Kirchen und Vereine) darstellen und noch mehr transportieren, um alle Jugendlichen zu erreichen.
Die Ideen der Jugendlichen müssen wir mehr einbinden, wir müssen Sie fragen: "Was möchtet ihr unternehmen, was sind geeignete Projekte, die euch Spaß machen und an denen ihr mitwirken möchtet (ob Ausflüge oder die Installation einer neuen Cross-Strecke im Wald usw.)". Lassen wir sie zu Wort kommen.
Zur Förderung der Integration der Kinder mit Migrationshintergrund sind Sprachkurse neben dem Besuch von Kita und Schule unerlässlich. Diese Sprachkurse sollten dann auch idealerweise die Eltern der Kinder mit Migrationshintergrund direkt mit einschließen. Zur besseren Integration ist auch die Übernahme von Patenschaften zur Hilfestellung bei Behördengängen und ähnlichem für die Kinder denkbar. Hier könnten sich ehrenamtlich tätige Personen gut einbringen und ich bin überzeugt, dass viele Mitbürger und Mitbürgerinnen hier gerne ihren Beitrag leisten.
Hier hat sich Johannes Hörter vorgestellt.
Manuel Seiler antwortet:
Um die Jugend- und Integrationsarbeit in der VG Dierdorf voranzubringen, kann ich mir sehr gut vorstellen, ein zentrales Jugendzentrum in Kooperation mit der Jugendpflege für alle Kinder in der Verbandsgemeinde mit einem pädagogischen Jugendprogramm und Ferienbetreuungsangeboten einzurichten. Hierdurch werden alle Kinder und Jugendlichen (mit und ohne Migrationshintergrund) gleichermaßen angesprochen – somit kann in den Betreuungsangeboten eine direkte aktive Integration erfolgen.
Hier hat sich Manuel Seiler vorgestellt.
Hans-Dieter Spohr antwortet:
In einer alternden Bevölkerung müssen wir bei der Zuwanderung das Positive für unsere Gesellschaft aufgreifen. Kinder und Jugendliche jeder Herkunft sind eine Bereicherung. Für eine erfolgreiche Integration der angesprochenen Immigrantenkinder bedarf es großer Anstrengung jedes Einzelnen. Die erste Grundlage sind ausreichende Plätze und Personal in den Kindertagesstätten. Der Betreuungsschlüssel sieht für die Sprachförderung einen besonderen Personaleinsatz vor, der auch ausgeschöpft werden muss. Die Sprachdefizite sind die größte Barriere bei der Integration. Dasselbe gilt für den schulischen Bereich. Eines meiner Leitthemen ist der Ausbau der Betreuungsangebote außerhalb der regulären Schulzeiten in unseren beiden Grundschulen. Ein wesentlicher Baustein kann hierbei die Kreis-Volkshochschule Neuwied e.V. bilden. Die VHS ergänzt das schulische Angebot flexibel und kompetent. Gemeinsam kann hier ein Bildungsnetzwerk zwischen den Schulformen entstehen. Ein passgenaues Förderangebot zum Aufarbeiten von Lernrückständen, damit Kinder nicht zu Verlierer*innen des Bildungssystems werden.
Ergänzend zum etablierten Ferienfreizeitprogramm unserer Verbandsgemeinde kann mit Hilfe der VHS auch das Bildungsangebot verknüpft werden. Beispielhaft sind hier Feriensprachkurse zur Sprachförderung im Migrationskontext. Mit dem außerschulischen Lernort in Linkenbach unterhält die Abfallwirtschaft im Landkreis Neuwied eine hervorragende Einrichtung, um Kindern in sehr anschaulichen Herangehensweisen die Bedeutung von Umwelt- und Klimaschutz oder der Nachhaltigkeit bei Energie- und Ressourcenverbrauch zu vermitteln. Als Bürgermeister unserer Verbandsgemeinde werde ich für die Erweiterung des Betreuungsangebotes aktiv sorgen.
Mein konkretes Angebot an Kinder und Jugendliche ist die Installation von Jugendvertretungen, um die jungen Heranwachsenden in unsere demokratischen Entscheidungsstrukturen einzubinden. Hierdurch soll auch das Interesse für die kommunalen Aufgabenstellungen in unserer Region geweckt werden. Die Installation eines Jugendrates wäre hierzu ein praktikabler Ansatz.
Hier hat sich Hans-Dieter Spohr vorgestellt.
(woti)
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