Buchtipp: „Liebe, Wollust, Spielmannslieder“ von Marcus van Lagen
Von Helmi Tischler-Venter
Marcus von Langen ist beruflicher Spielmann und Minnesänger, der mit diesem Liederbuch ein Stück Mittelalter wieder lebendig werden lässt. Das Liederbuch ist mit Noten und Akkorden versehen sowie mit Originaltexten in Mittelhochdeutsch und Übersetzungen ins Hochdeutsche gibt es vom Autor dazu.
Dierdorf/Braunschweig. In eine lange Epoche von den ersten Minneliedern bis in die neuzeitlichen Neuschöpfungen im Stil des Mittelalters wird der Leser entführt.
Spielleute zogen im Mittelalter von einem Ort zum nächsten und waren damals so etwas wie heute eine Zeitung, da sie die neuesten Nachrichten mitbrachten aus der Welt. Sie hatten aber auch die Aufgabe, für Unterhaltung zu sorgen mit ihrer Musik, die Geschichten erzählt und zum Tanz auffordert. Der eine oder andere war auch als Narr, Zauberer oder Clown für ein Fest gebucht. Aufgrund ihres unstetigen Lebenswandels hatten die Spielleute aber kein hohes Ansehen in der Gesellschaft und wurden von der Kirche oft als des „Teufels Lockvögel“ bezeichnet.
Es gab auch Ritter und Adlige unter den Minnesängern, welche unter dem Schutz des Hofes standen, diese waren des Schreibens und Lesens oft mächtig. Und sie trugen dem Publikum epische und lyrische Dichtungen vor. Gern wurde die Minne als Liebeslied genutzt, um eine ausgewählte Dame zu besingen, da es damals üblich war, nur zu schauen, aber nicht anzufassen. Aber auch Anti-Minnelieder wurden geschrieben, die sich zur Aufgabe machten, die Frau zu verspotten.
Das Lied „Es fuegt sich“, das 1416 von Oswald von Wolkenstein geschrieben wurde, entführt den Zuhörer in dessen Autobiografie. Er erzählt in 110 Versen seine Erlebnisse, die er als Zehnjähriger hatte: Der Überlebenskampf in Armut bis zur Ausbildung als Ritter. „In taberna“ besingt ein Kneipenleben, an dem auch die Mönche scheinbar nicht unbeteiligt waren.
Eine schöne Liedersammlung mit leicht spielbaren Melodien und Spielhinweisen, Originaltexten und Übersetzungen ins Deutsche oder auch eigenen Dichtungen von Marcus von Langen. Zu jedem Lied hat er Erklärungen beigefügt, wie die Texte zur damaligen Zeit gemeint waren und Hintergrund-Informationen zusammengetragen.
Eine lustige Unterhaltung beim Singen der Texte in Mittelhochdeutsch für Jung und Alt und eine schöne Idee für alle Fans des Mittelalters.
„Liebe, Wollust, Spielmannslieder“ ist erschienen im Zauberfeder Verlag, ISBN 978-3-938922-16-3. (htv)
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