Nicole nörgelt – übers Ausmisten und Mist, der klebenbleibt
Von Nicole
GLOSSE | Schon wieder ein Jahr vorbei? Anfang 2021 schrieb ich an dieser Stelle noch, dass 2020 wohl „als seltsamstes Jahr ins kollektive Gedächtnis“ unserer Zeit eingehen könnte und dass ich es kaum erwarten kann, meine Masken und Desinfektionsmittel-Flaschen auszumisten. Autsch. Wie naiv. Der Misthaufen ist eher noch gewachsen. Oder kommt mir das nur so vor?
Jaja, die Halbwertszeit meiner guten Vorsätze wird von Jahr zu Jahr kürzer. 2021 wollte ich sie noch alle aus meinen Gedanken streichen, die „Geiferer und Aufhetzer, Covidioten, Verweigerer und Aufwiegler, die Schreihälse und Gallespucker“. Hat nicht so ganz geklappt. Die sind eher noch lauter geworden und es fällt zunehmend schwerer, noch an ein gutes Ende dieser ganzen Pandemie-Episode zu glauben. Spaltung, Misstrauen und gegenseitige Vorwürfe werden jeden Tag schlimmer und können auch nicht weggeimpft werden.
Meine Corona-Impfung, der ich Anfang 2021 noch nachgenörgelte, habe ich allerdings inzwischen längst erhalten, dreimal sogar – und mich damit eines Verbrechens am eigenen Körper und der Gesellschaft schuldig gemacht, wie mir eine Bekannte neulich noch mit Todesmiene versicherte. Sie könne meine verdunkelte Aura spüren und in meiner Gegenwart kaum noch atmen, die negativen Schwingungen, die ich ausdünste, wären zu viel für sie. Sagte sie, bevor sie entschwand, um sich hinter der nächsten Ecke erstmal eine Zigarette zur Beruhigung anzustecken. Na, hoffentlich begegnet sie nicht mal jemandem, der tatsächlich das Virus ausdünstet, sonst könnte sich die Sache mit dem Kaum-Atmen-Können wohl noch verschärfen.
Ich kam vor lauter Negativität ausdünsten gar nicht mehr dazu, sie zu fragen, ob sie auch genug frische Luft bekommt und vielleicht regelmäßige Spaziergänge helfen würden. Wohl eher nicht. Spazierengehen ist ja jetzt verboten, dabei sind das doch nur friedliebende Menschen ohne politische Ambitionen, die sich rein zufällig Montagsabend alle gleichzeitig auf den Weg machen und gradezu drauf lauern, dass die Polizei mit nur einem Muskel zuckt. Sonst macht es doch gar keinen Spaß, von Unterdrückung und Gewaltherrschaft zu fabulieren, wenn die Staatsgewalt keine Anstalten macht, ein anständiges bisschen Gewalt anzuwenden. Buhu.
Womit ich wieder beim Ausmisten angelangt wäre. Vielleicht schaffe ich es ja 2022 Mal, mir diesen ganzen Mist vom Hals zu halten, den „Andersdenkende“ jeden Tag in eine wachsende Anzahl von Köpfen ausschütten. Schauen wir mal, wie es in einem Jahr ist. Wenn meine negative Aura mir dann noch klares Denken erlaubt, versteht sich.
In diesem Sinne, bleiben Sie gesund!
Ihre Nicole
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