Patrick Schmidt reduzierte sein Gewicht um 140 Kilogramm
Von Wolfgang Rabsch
Patrick Schmidt hatte ein Gewicht von 250 Kilogramm. Zurzeit bringt er ein Gewicht von rund 110 Kilogramm auf die Waage. Natürlich ist es interessant zu erfahren, wie diese unglaubliche Gewichtsreduzierung von derzeit 140 Kilogramm ohne Operation gelang.
Dierdorf. Als Sänger ist Patrick Schmidt in den folgenden Vereinen engagiert: MGV Frohsinn Herschbach, Gospel Voices Sankt Anna Herschbach, Kirchenchor Sankt Antonius Hartenfels, und im Chor #zeitgeist Dierdorf / Großmaischeid. Zudem spielt er im Spielmannszug Herschbach Lyra und Flöte. Außer seinem musikalischen Können zog Patrick Schmidt die Blicke der Zuschauer auf sich, weil er mit einem Kampfgewicht von rund 250 Kilogramm den Platz für fast drei Personen auf der Bühne einnahm.
Essen ohne Ende, Hauptsache fett und ungesund
Patrick Schmidt ist fast 35 Jahre alt und von Beruf Bürokaufmann. Durch wie er sagt „einseitige und unkontrollierte Ernährung“, wobei Chips, Cola, Burger in allen Variationen, Pizza, und fettiges, deftiges Essen, so wie Cola als Getränk täglich auf seinem Speiseplan standen, hat er sich das Übergewicht regelrecht „angefressen“. So hatte er 2013 ein Gewicht von 160 Kilogramm, als er noch im Lager seiner Firma arbeitete. Dann begann er die Ausbildung zum Bürokaufmann, die er auch erfolgreich absolvierte. Anschließend wechselte er ins Büro seiner Firma. Durch die sitzende Tätigkeit, in Verbindung mit der nach wie vor ungesunden Ernährung, steigerte sich sein Gewicht innerhalb von zwei Jahren auf 220 Kilogramm. Nach einer unangenehmen Erkrankung verringerte sich das Gewicht auf 195 Kilogramm, Patrick fiel trotzdem wieder in den alten Trott zurück. Trügerisch war für ihn, dass trotz seines Übergewichts seine Blutwerte in Ordnung waren.
Im Jahr 2018 erlitt er ein Vorhofflimmern am Herzen und musste mit zwei Elektroschlägen am Leben gehalten werden. Diesen Vorfall nahm er zum Anlass, sich mit dem bisherigen Verlauf seines Lebens zu befassen. Patrick kam zu dem Schluss, dass es so nicht weiter gehen könne, ansonsten würde bald sein letztes Stündlein schlagen. Er begab sich 2018 in Eigentherapie, dafür nahm er sich eine Auszeit von einem Jahr von seinem Beruf. In dieser Zeit nahm er an einigen Terminen in einer Selbsthilfegruppe teil und suchte auch die Ernährungsberatung auf. Eine Reha-Therapie wurde wiederholt abgelehnt, da er laut den Entscheidungsträgern noch nicht alle konservativen Maßnahmen ausgeschöpft habe.
Patrick Schmidt: „Ich habe während der Auszeit mich langsam an Bewegung gewöhnt, indem ich oft geschwommen bin und auch längere Spaziergänge unternommen habe, wenn mir auch alles sehr schwerfiel. 2019 bin ich wieder in meinen Beruf als Bürokaufmann in meiner alten Firma eingestiegen. Mein neuer Chef hat mich tatkräftig in meinen Ambitionen unterstützt, meinen Körper wieder in Normalform zu bringen. Er war für mich eine Art Mentor und Motivator, trotz eines Gewichts von über 250 Kilogramm hatte ich seine Wertschätzung. Man kann sagen, meine Firma hat sich um mich gekümmert und stets zu mir gehalten, dafür bin ich sehr dankbar.“
Corona war der Startschuss in ein neues Leben
Zu der Adipositas kam bei Patrick noch eine Schlafapnoe hinzu, so kam es häufig vor, dass er während der Arbeit am Computer in einen Sekundenschlaf verfiel, aus dem er dann schreckhaft erwachte. Da sich mit Beginn der Coronapandemie die Situation in der ganzen Welt in einem bisher ungeahnten Ausmaß verändert hat, bekam Patrick Angstzustände, was mit ihm passieren werde, da er ja als Risikopatient galt. Jetzt endlich hatte Patrick erkannt, dass es seine letzte Chance sein würde, ein neues Leben zu beginnen. Er hatte wieder angefangen, die Voraussetzungen für eine Kostenübernahme einer Magenoperation in Angriff zu nehmen, dies hat er aber abgebrochen.
Er meldete sich stattdessen bei einer Ernährungs-App an, um seine Nahrungsaufnahme selbst zu überwachen und achtete nunmehr streng darauf, dass er die vorgeschriebene feste Kalorienzahl nicht überschritt. Im September 2020 meldete er sich in einem Fitnessstudio in Langenhahn an, dort fand er bei gymnastischen Tanzübungen mit Musik und Spaß Freude an der Bewegung. Über Facebook nahm während des zweiten Lockdowns, als die Fitnessstudios wieder schließen mussten, eine Zumba-Trainerin aus Berlin Kontakt zu ihm auf. In deren Onlinekursen bleibt er bis heute regelmäßig in Bewegung. Seit einiger Zeit besucht Patrick darüber hinaus noch ein Fitnessstudio in Dierdorf, um dort durch Geräte- und Hanteltraining Übungen durchzuführen, damit das schlaffe Hautgewebe ein Stück weit wieder gestrafft und Muskulatur aufgebaut wird.
Aktuell bringt Patrick Schmidt rund 110 Kilogramm auf die Waage, somit hat er durch Eigeninitiative, ohne eine Magen-OP, sein Gewicht um rund 140 Kilogramm reduziert. Als sein Traumziel hat er sich vorgenommen, ein Gewicht von 80 Kilogramm zu erreichen. Da rund zehn Kilogramm an überschüssigem Fett- und Hautgewebe an Brust, Bauch, Beinen und Armen entfernt werden müssen, stehen für ihn voraussichtlich noch insgesamt vier Wiederherstellungsoperationen an.
„Jeder Wochentag ist für mich vollständig ausgefüllt, da ich meine Arbeit, das Zumba-Training, die Fitness-Studiobesuche und die Proben für meine Musikvereine unter einen Hut bringen muss. Häufig fahre ich von den Musikproben zum Training oder umgedreht. Das macht mir aber einen großen Spaß und ich bin voll motiviert. Ich möchte auch nicht vergessen, mich bei meiner Psychotherapeutin und meiner Familie zu bedanken, die mich während der Pandemie parallel begleitet und unterstützt haben. Eines Tages will ich mir einen großen Traum erfüllen, ich möchte irgendwann als Zumba-Trainer arbeiten“, erzählte Patrick Schmidt dankbar weiter.
Er hat sich auf das Intervallfasten festgelegt, wobei er 16 Stunden am Tag keine Speisen zu sich nimmt, in den verbleibenden 8 Stunden des Tages konsumiert er kaum einfache Kohlenhydrate (Weißmehl, Industriezucker). Stattdessen isst er vermehrt Gemüse und Produkte aus Vollkorn, achtet darauf, dass er wenig gesättigte Fette zu sich nimmt und hat seinen Fleischkonsum zugunsten von Fisch und Hülsenfrüchten stark reduziert. Seinen Flüssigkeitsbedarf deckt er durch Wasser, Kaffee und Tee.
Schlusswort Patrick Schmidt: „Ach ja, was mir noch eingefallen ist und auch erwähnenswert wäre, ist, dass sich meine Blutwerte wieder normalisiert haben, und ich seit einem Dreivierteljahr komplett medikamentenfrei bin.“
Wer wie Patrick Schmidt ebenfalls unter der Volkskrankheit Adipositas leidet, kann jederzeit mit ihm über Facebook oder Instagram Kontakt aufnehmen. Er ist gerne bereit, entsprechende Tipps oder Ratschläge zu geben, wie man mit der Krankheit umgeht und diese erfolgreich in den Griff bekommen kann. Er hat es vorgemacht, wie es gehen kann. Sein Motto (nach Konfuzius): „Auch der weiteste Weg beginnt mit dem ersten Schritt.“ (Wolfgang Rabsch)
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