Frank Fischer findet Waldbreitbacher „meschugge“
Nicht nur die Waldbreitbacher sind meschugge, nach jiddischer Semantik verrückt, die meisten Menschen sind es heutzutage. Wenn früher einer mit Maske in die Bank kam, rief man sofort die Polizei. Heute wird die gerufen, wenn jemand keine Maske trägt. Es gibt sogar Männer, die mit dem Pfandautomaten reden und dessen Kommunikationsunfähigkeit beklagen.
Waldbreitbach. Der Komiker Frank Fischer, hessischer Mainzer, der bei seinem letzten Besuch im Rittersaal des Hotels zur Post mit geringfügig mehr Haupthaar ausgestattet war, stellte am Sonntagabend in Waldbreitbach eine Besonderheit fest: Fremde sitzen vorn im Saal, Waldbreitbacher hinten und ganz hinten an der Theke kommen die Service-Kräfte aus Chemnitz.
Als Ort des Wahnsinns, an dem die Deppen haufenweise agieren, macht Fischer zum einen den Einzelhandel aus, wo es Deko-Sand und Kugelschreiber mit 13 Kilometern Haltbarkeit zu kaufen gibt. Zum anderen die Deutsche Bahn mit absurden Durchsagen und komischen Leuten, die der Kabarettist mit seiner probaten Gegenwehr locker aus dem Nachbarsitz vergrault: Man muss noch bekloppter sein als die anderen. Bewährt hat sich in der Bahn eine Kombination von Selbstgesprächen mit einem Tick oder die lautstarke Frage: „Siri, ist Krätze eigentlich ansteckend?“
Dieselbe Waffe gilt gegen Querdenker: Corona-Demos nicht verbieten, sondern noch bekloppter sein als die Demonstranten, dann werden diese aus Protest bald nur noch mit Masken herumlaufen.
Der Vielreisende liebt Dialekte, Gewinnspiele im Radio und Baumärkte, wo sich Männer am liebsten aufhalten, denn Psychos werden von Baumärkten angezogen. Fischer geht hin, wenn er seine Ruhe haben will. Dann stellt er sich an die Info-Theke, wo garantiert monatelang keiner zu sehen ist. Falls doch jemand auftaucht, dann nur, um den wichtigsten Satz aller Bediensteten an den Mann zu bringen: „Nicht meine Abteilung!“
Im Baumarkt steht auch das männliche Status-Symbol Kugelgrill zum Verkauf. Fischer outete sich als Passiv-Griller und Wurstianer, als leichtgläubiger Facebook-Nutzer und Smombie. Da er oft in Landhotels untergebracht wird, hat er deren Aufzüge als Fallen erkannt und eine sichere Strategie zum Upgraden entwickelt.
Seine beiden vorbereiteten Zugaben spielte er zügig, leider konnte er pandemiebedingt die erübrigte Zeit nicht zu Gesprächen mit Zuschauern nutzen. Aber vielleicht kommt er in zwanzig Jahren, nach Corona wieder nach Waldbreitbach.
Am Sonntag, 13. Februar wird Stefan Danziger in das Hotel zur Post kommen und lustige Antworten geben auf die Frage, die ständig an Comedians gestellt wird: “Was machen Sie eigentlich tagsüber?” (htv)
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