Endergebnisse der „Stunde der Wintervögel“ liegen vor
Von Helmi Tischler-Venter
Bei der vom NABU initiierten Zählung „Stunde der Wintervögel“ haben rund 176.000 Menschen mitgemacht und im Schnitt 35,5 Vögel in einer Stunde gezählt. Laut Naturschutzbund sind das zwar etwas mehr als im Vorjahr, aber immer noch deutlich unter dem langjährigen Schnitt. Insgesamt wurden dem NABU 4,2 Millionen Vögel gemeldet.
Mainz. Bei der zwölften winterlichen Vogelzählung zählten ornithologisch interessierte Menschen vom 6. bis 9. Januar an über 120.000 Beobachtungspunkten wie Gärten, Parks und Balkonen über 4,2 Millionen Vögel, das sind durchschnittlich 8,7 unterschiedliche Vogelarten. Spitzenreiter ist wieder einmal der Haussperling. Auf den Plätzen folgen Kohlmeise, Blaumeise und Amsel. Die Auswertung der Meldungen ergab eine leichte Zunahme sowohl der Gesamtmasse als auch der gefiederten Individuen. Deren Arten wurden in diesem Jahr durch typische Waldarten wie Kernbeißer, Kleiber, Eichelhäher, Bunt- und Mittelspecht sowie Tannen-, Blau- und Kohlmeise bereichert, die wohl wegen geringerem Nahrungsangebot in den Wäldern vermehrt auf Futtersuche in Gärten und Parks unterwegs sind.
Abgenommen hat die Anzahl der durchziehenden Vogelarten wie Erlen- und Birkenzeisig, Rot-, Sing- und Wacholderdrossel. Die Fachleute vermuten, dass einige dieser Arten mutmaßlich Klimaverlierer sind, deren Verbreitungsgebiet durch die sich verändernden Bedingungen kleiner wird.
Bundesweit wird ein abnehmender Trend festgestellt: „Während im ersten Jahr der Aktion 2011 noch fast 46 Vögel pro Beobachtung gezählt wurden, waren es dieses Jahr mit 35,5 durchschnittlich zehn Vögel weniger.“ Eine bedauerliche Entwicklung, die verschiedene Ursachen hat. Dagegen steuern lässt sich schnell und einfach durch Futter- und Nistkästen-Angebote und - noch wichtiger und nachhaltiger - durch naturgemäß angelegte Gärten und Parks, stehen lassen von „Unkraut“-Ecken und wild bewachsenen Rändern sowie Verzicht auf chemische Düngemittel und Unkrautvernichter.
Regionale Zählung
Der Allerweltsvogel Haussperling wurde im Kreis Neuwied in 274 Gärten 2134-mal gezählt, durchschnittlich acht Individuen pro Grundstück. Ähnlich sieht es im Westerwaldkreis aus, wo in 398 Gärten 3405 Stück gesichtet wurden. Durchschnittlich sieben Tiere sind im Kreis Altenkirchen verzeichnet: 1221 Sperlinge in 177 Gärten.
Mit durchschnittlich etwas mehr als vier Individuen trat die Kohlmeise im Westerwald auf: Im Westerwaldkreis in 398 Gärten 1785 Vögel, im Kreis Neuwied 1328 Stück in 274 Gärten und im Kreis Altenkirchen 827 Kohlmeisen in 177 Gärten.
Die Blaumeise als Drittplatzierte brachte es im Durchschnitt auf vier Exemplare pro Wohneinheit: 838 flatterten im Kreis Altenkirchen in 177 Gärten, im Kreis Neuwied waren es 1218 Tiere in 274 Gärten und im Westerwaldkreis nur 1515 Vögel in 398 Gärten.
Die weit verbreitete und bekannte Amsel landete auf dem vierten Platz mit durchschnittlich 3,5 Vögeln pro Zählung: 1476 Tiere in 398 Gärten des Westerwaldkreises, im Kreis Neuwied waren es 936 in 274 Gärten und im Kreis Altenkirchen 601 Stück in 177 Gärten.
Der auffällige Buntspecht bedient sich im teilgefällten Westerwald zwangsweise häufiger an Futterplätzen in Häusernähe. Landesweit wurden in 6608 Gärten 3874 Exemplare gezählt, das sind durchschnittlich 0,59 Tiere. In unserer Region ist der Bestand geringfügig höher: 208 Vögel in 274 Gärten des Landkreises Neuwied ergeben einen Durchschnitt von 0,76, während die 129 Buntspechte in 177 Gärten des Kreises Altenkirchen auf einen Durchschnitt von 0,73 kommen und der Bestand im Westerwaldkreis durch 249 Vögel in 398 Gärten durchschnittlich nur auf 0, 63 kommt.
Markante Waldbewohner wie Kernbeißer, Kleiber und Eichelhäher wurden am häufigsten im Kreis Altenkirchen gezählt: Eichelhäher 250-mal in 177 Gärten (1,41), Kleiber 192-mal in 177 Gärten (Durchschnitt 1,08) und Kernbeißer 32 Stück in 177 Gärten (Durchschnitt 0,18). Im Westerwaldkreis erreichten diese Vogelarten nur Durchschnittswerte unter 0,1.
Wer sich genauer über die Vogelarten und ihre Vorkommen informieren möchte, findet differenzierte Informationen auf der NABU-Seite.
Angesichts der Entwaldung und des Flächenschwunds in der Region ist ein Umdenken in der Landwirtschaft in Richtung Natur- und Tierschutz besonders wichtig. Obwohl Vögel relativ anpassungsfähig sind, leiden sie unter Umweltveränderungen, wie die Zählung zeigt. Den immensen Verlust an Nahrung und Nistplätzen können sie nicht ausgleichen. (htv)
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