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Nachricht vom 04.02.2022    

Kreis Neuwied 292.000 Euro für die Menschen im Ahrtal überbracht

Geld, das die Bürger aus dem Kreis Neuwied für ihre Nachbarn im Flutgebiet gespendet haben. Geld, das jetzt an vier Einrichtungen überwiesen wird, die damit den Menschen das Leben leichter machen. Ganz konkret vor Ort. Und natürlich 1:1, ohne einen Cent Abzug.

Sie freuen sich, den Menschen im Ahrtal zu helfen (von links): Michael Assenmacher (DRK), Erster Kreisbeigeordneter Horst Gies MdL, Leanda Ergin (Charity-Alliance), Ulrich van Bebber (Lebenshilfe), Landrat Achim Hallerbach, Amina Durben und Annabell Görz (beide AWO) sowie Marion Surrey (Mehrgenerationenhaus). Foto: Ralf Schuhmann / Kreisverwaltung Ahrweiler

Kreis Neuwied/Ahrweiler. Die Botschaft, die Landrat Achim Hallerbach mitbringt, ist einfach: „Wir vergessen Euch nicht!“, verspricht er. Und es sind keine hohlen Worte. Die Solidarität mit den Menschen an der Ahr kann er untermauern - mit vier symbolischen Schecks: Mehr als eine Viertelmillion Euro, genau 292.277,01 Euro, sind sie wert.

„Die Spenden werden gezielt eingesetzt“, bestätigt Ahrweilers Erster Kreisbeigeordneter Horst Gies, MdL, der derzeit als Interims-Chef die dortige Kreisverwaltung leitet und der gemeinsam mit seinen Kolleginnen und Kollegen geholfen hat, die passenden Empfänger auszuwählen. Übrigens: Dass die Neuwieder Spenden just jetzt übergeben wurden, hat mit der Größe der Aufgabe zu tun, damit, dass Hilfe nicht nur in den ersten Tagen gebraucht wird – aber auch damit, dass Gies und Hallerbach das Thema aus dem Landrats-Wahlkampf heraushalten wollten. Als größter Adressat von Spenden aus dem gesamten Bundesgebiet hat die Kreisverwaltung Ahrweiler selbst ohnehin bereits in drei Tranchen rund 39 Millionen Euro an die Betroffenen direkt ausgezahlt. Ebenfalls unbürokratisch und 1:1.

Doch wohin fließt das Geld aus dem Kreis Neuwied konkret? Es sind vier Empfänger beziehungsweise Projekte:
115.000 Euro fließen an das Lebenshilfehaus in Sinzig. Den meisten Menschen dürfte sich die Katastrophe, die sich dort in der Flutnacht ereignet hat, ins Gedächtnis eingebrannt haben. „Es liegt ein schwerer Schatten über uns. Bewohner wie Betreuer haben zu kämpfen. Die Tragödie, dass zwölf Menschen gestorben sind, wird immer über dem Haus schweben“, macht der Vorstandsvorsitzende Ulrich van Bebber deutlich. Weiter am ehemaligen Standort wohnen? Undenkbar. Daher hat man für eine Übergangsfrist ein Caritaswohnheim und ein ehemaliges Hotel angemietet, musste dort teilweise aufwendig umbauen. Zwei Jahre hat der Verein nun, einen neuen Standort zu finden. „Eine auch finanziell große Aufgabe für uns“, sagt van Bebber, der die Spende aber nicht nur als monetäre, sondern auch als wichtige moralische Unterstützung ansieht. „Die Solidarität tut gerade jetzt gut. In der ersten Phase nach der Katastrophe gab es viel Adrenalin. Da stand das Aufräumen im Vordergrund. Aber danach kommt die Trauma-Bewältigung. Wir sind ein paar Schritte vorangekommen, aber es ist noch ein weiter Weg“, sagt er.

Weitere 115.000 Euro gehen an den DRK-Ortsverein Bad Neuenahr-Ahrweiler. Die Helfer des Roten Kreuzes waren von der Erstalarmierung an im Einsatz. Viel Material ist dabei verbraucht, abgenutzt und auch verloren gegangen. Außerdem hat der Verein 2016/17 neu gebaut und muss den Kredit dafür abtragen. Die übliche Refinanzierungsmöglichkeit über Einsätze bei Festen oder Sportveranstaltungen ist eingebrochen. Wie Michael Assenmacher vom Vorstand des Ortsvereins erläutert, soll zudem ein neues Fahrzeug angeschafft werden, mit dem behinderte Menschen evakuiert werden können. „Dass wir das brauchen, ist eine der Lehren des Einsatzes“, stellt er fest.

20.000 Euro bekommen die Arbeitswohlfahrt (AWO) und das Mehrgenerationenhaus (MGH) in Bad Neuenahr-Ahrweiler. Sie schaffen davon zwei Scalamobile an, die Menschen mit Gehbeeinträchtigung bei der Überwindung von Treppen helfen. „Bei uns im Haus ist der Aufzug defekt. Und wir haben viele, vor allem ältere Menschen, die sehr gern wieder unsere Angebote wahrnehmen würden, es aber derzeit nicht können“, berichtet Marion Surrey vom MGH. Daher soll eins der Scalamobile im Haus stationiert werden, während das zweite durch die AWO zum mobilen Einsatz gelangt. „Wir betreuen viele Menschen, die auf den Rollstuhl angewiesen sind und große Schwierigkeiten haben, aus dem Haus zu kommen, weil Fahrstühle nicht funktionieren und Treppen beschädigt sind. Da wird das Scalamobil eine große Hilfe sein und den Menschen ermöglichen, wieder am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen“, freuen sich Annabell Götz und Amina Durben von der AWO.



Die restlichen 42.277,01Euro erhält schließlich die Charity-Alliance gGmbH. Das gemeinnützige Unternehmensbündnis ist Träger eines kostenlosen Mobilitätsangebotes für Menschen über 70 Jahren. Die Senioren können einfach und unkompliziert anrufen und eine kostenfreie Tour, zum Beispiel zum Supermarkt, buchen. Seit Oktober hat die gemeinnützige Organisation so bereits 670 Fahrten durchgeführt. „Wir sind im Flutgebiet mit fünf Autos im Einsatz. Aber die Nachfrage ist so groß, dass wir meist für zwei bis drei Wochen im Voraus ausgebucht sind“, berichtet Leanda Ergin von der Charity-Alliance. An ehrenamtlichen Fahrern mangelt es nicht. Aber ein bis zwei weitere Wagen – in der Regel Elektro-Fahrzeuge, in die auch ein Rollstuhl oder Rollator passt - sollen noch angeschafft werden. Das Neuwieder Geld ist dafür die ideale Grundlage.

Der Erste Kreisbeigeordnete Gies dankte bei der Übergabe den Menschen aus dem Kreis Neuwied und erinnerte daran, dass sich die Unterstützung nicht nur auf die Spenden beschränkt hat, sondern auch die Kreisverwaltung Mitarbeiter abgestellt und Aufgaben für die von der Flut gebeutelten Kollegen übernommen hatte. „Man glaubt gar nicht, wie flexibel Verwaltung ist“, hielt er erfreut fest.

Auch Landrat Achim Hallerbach dankte den Bürgern des Kreises Neuwied für ihre große Spendenbereitschaft: „Jeder, egal ob er 5 Euro gegeben hat oder einen fünfstelligen Betrag, hat zu dieser tollen Summe beigetragen“, sagte er und vergaß dabei ebenso wenig zu loben, dass es über das Finanzielle hinaus viel weitere Unterstützung gegeben hat – von den Einsatz- und Rettungskräfte bis zu den vielen, vielen freiwilligen Helfern, die im Ahrtal mit angepackt haben. „Der Rhein mag eine Grenze sein, aber wir haben sehr enge Verbindungen zu unserem Nachbarkreis“, stellte er fest und sprach von einer „faszinierenden Hilfsbereitschaft der Bürger“. Vieles sei „einfach gemacht worden, unbürokratisch und pragmatisch“. Und teilweise seien dabei Verbindungen entstanden, die heute noch tragen. „Wir dürfen Euch nicht vergessen und wir vergessen Euch auch nicht“, bekräftigte er daher zum Abschluss noch einmal.


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