Nonnenwerth: Was steckt hinter dem dröhnenden Schweigen der politisch Verantwortlichen?
LESERMEINUNG | Eine Lösung des Konfliktes um das Gymnasium Nonnenwerth ist nicht in Sicht. Eine Leserfamilie bemängelt in einem Brief die Zurückhaltung der Politik und stellt Fragen.
Bad Honnef. Der Leserbrief lautet: „Immer noch kämpfen Eltern, Lehrer und Schüler mit dem Mut der Verzweiflung um eine schulische Perspektive im Gymnasium Nonnenwerth. Nach mehr als einem halben Jahr machen sich bei vielen Schülern massive seelische und zunehmend körperliche Folgen bemerkbar: Ständige Kopfschmerzen, Bauchschmerzen und Abgeschlagenheit gesellen sich zu den Trennungsängsten und Gemütstrübungen hinzu. Viele Familien sind ratlos, Eltern teilen Schmerz und Trauer, ohne ihren Kindern wirklich helfen zu können. Dass von Seiten der wichtigen politischen Entscheider nicht einmal verbale Unterstützung und erst recht keinerlei konkrete Hilfe zu erwarten ist, verschlimmert das Gefühl des Alleingelassenseins.
Aber warum ist das so? Mit politischem Willen wäre eine einvernehmliche Lösung sicher möglich. Die andauernde Untätigkeit der Verantwortlichen auf Kreis- und Landesebene kann sicher nicht darin begründet liegen, unsere Kinder mutwillig schädigen zu wollen. Schon die Rückabwicklung des Investorendeals zwischen Peter Soliman und den Franziskanerinnen von Nonnenwerth wäre mit politischer Unterstützung ein Leichtes – und könnte die Zukunft unserer Schule langfristig sichern. Eine Lösung scheint aber trotzdem nicht gewollt zu sein.
Wenn Soliman dem zuständigen Abteilungsleiter im Bauamt Kreis Ahrweiler den Vorwurf macht, dass der mangelnde Brandschutz sein Investment gefährde, warum lässt dieser das auf sich sitzen? Warum wehrt er sich nicht gegen den Vorwurf und warum erfahren wir nichts Genaueres? Wo ist zum Beispiel eine Mängelliste, die einen solchen Vorwurf bekräftigen oder entkräften könnte?
Eine Schulschließung wegen mangelndem Brandschutz?
Permanent wird gesagt, der Schulbetrieb muss geschlossen werden, weil Herr Soliman angeblich mit einem Gutachten dargelegt hat, dass Gefahr für Leib und Leben besteht. Verschwiegen wird hingegen, dass gar kein Gutachten vorliegt, sondern lediglich eine pauschale zweiseitige gutachterliche Stellungnahme und Gesprächsprotokoll als Grundlage für die Schulschließung. Was ist der Grund? Und wieso hat das Land im Sommer einfach hingenommen, ohne die Situation mit dem Recht auf Bildung der Kinder abzuwägen?
Frau Ministerin Hubig und ihre Staatssekretärin zitieren permanent in der Öffentlichkeit das falsche Gesetz. Hier stellt sich die Frage, ist das Absicht, wenn ja, warum?
Immer wieder wird in den Stellungnahmen mitgeteilt, dass die Trägerschaft über das Land laut § 76 Schulgesetz Rheinland-Pfalz nicht möglich sei. An dieser Stelle ist offensichtlich entgangen, dass Nonnenwerth nach dem Privatschulgesetz betrachtet werden muss und nicht nach dem Schulgesetz. Hier gibt es sehr wohl Möglichkeiten der Übernahme der Schulträgerschaft gem. § 2 des Privatschulgesetzes Rheinland-Pfalz. Dies besagt, dass eine Beteiligung selbst durch das Land oder von den beiden betroffenen Kommunen unterhalb einer 50-prozentigen Beteiligung möglich ist.
Die mangelnde Transparenz von politischer Seite wirft immer neue Fragen auf. Möglicherweise ist eine Rückabwicklung wegen der prekären Finanzlage der Franziskanerinnen schwierig, die ganz in der Nähe zwei Krankenhäuser betreiben und weitere Investments wie zum Beispiel ein Hospiz planen. Haben die Verantwortlichen auf Landes- und Kreisebene sich angesichts der Pandemie und der Flutkatastrophe des letzten Sommers entschlossen, Gesundheit und Bildung gegeneinander abzuwägen? Sind in die Gesundheitseinrichtungen Landesmittel geflossen? Werden die Schüler auf Nonnenwerth demgegenüber als „geringeres Opfer“ gesehen?
Wäre dem so, dann wäre dies nichts weniger als ein Skandal. Wir Eltern erleben täglich großes Leid. Unsere Kinder haben teils schon in der Grundschule auf ihr Bildungsideal hingearbeitet und sehen nun einen Lebenstraum platzen. Sie sind hilflos und traumatisiert. Und wir suchen ebenso hilflos nach Erklärungen, die wir nicht bekommen. Warum macht Frau Dreyer das Thema nicht zur Chefsache? Die Rückabwicklung eines misslungenen Deals zur Rettung unserer Bildungslandschaft und der Zukunft von über 500 Kindern und Jugendlichen kann nicht das Problem sein. Zumal einige von Ihnen bereits letzten Sommer ihr ganzes Hab und Gut in der Flut verloren haben. Sollen sie jetzt auch noch ihre Schule verlieren? Was steckt wirklich hinter dem Schweigen der Landespolitik sowie dem Kreis Ahrweiler?“
Familie Khazdouzian, Eltern von zwei Schülerinnen auf Nonnenwerth
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