Fulminante Prinzensuche im Schlosstheater Neuwied
Von Helmi Tischler-Venter
Trotz Pandemie kann man in Neuwied lachen, singen und schunkeln. Alles auf Abstand und mit Maske, aber hervorragend unterhalten durch das kongeniale Schauspieler-Ehepaar Boris Weber und Tammy Sperlich von der Freien Bühne Neuwied mit Holger Kappus am Klavier.
Neuwied. Bei der Premierenvorstellung von „Das lachende Schlosstheater II“ brachte das Mini-Ensemble eine ganze Karnevalsgesellschaft auf die Bühne. In seiner Paraderolle als Sitzungspräsident Rainer brillierte Boris Weber erneut. Seitenhiebe auf die Karnevalsvereine der Stadtteile Heimbach-Weis, Gladbach und Engers waren für ihn ein Leichtes, war doch die Rivalität dieser Korporationen mit der traditionsreichen Ersten Großen Neuwieder KG 1935 e. V. mit Prinzengarde ursächlich für Rainers Problem. Denn Prinz Franz liegt nach einer Schlägerei mit Vertretern der Stadtteil-Vereine im Krankenhaus.
Sofort ist Sitzungspräsident Rainer im Problemstatus. Nach einer mit intensivem Leid gesungenen Jammerphase, in der er feststellt, dass Fasenacht nur einmal im Jahr ist und es ohne Prinz nicht geht, schaltet er um auf Problemlöser: „Ich brauche ganz schnell einen Ersatz!“ Doch wer kommt für diese verantwortungsvolle Position in Frage?
Das Problem schlägt Rainer auf den Magen, sodass er sich durch die Klotür mit dem Zweiten Gardehauptmann Henning wegen der Prinzensuche beraten muss. Vier Männer wollen sie zum Casting bei Rainer einladen.
Obermöhn Mary, die gern einmal Prinz wäre, schlägt vor, den verstaubten, sexistischen und frauenfeindlichen Karneval zu revolutionieren und ganz innovativ eine „Prinz:in“ zu ernennen. Dieses Ansinnen treibt den traditionsbewussten Rainer völlig auf die Palme. Als Solo-Mariechen Susi zu Besuch kommt, stellt die Tänzerin fest, dass im Keller jemand um Hilfe ruft. Es ist Rainers bessere Hälfte Karin, die dort nach Dekoration für das Casting sucht.
Henning kommt zurück und bewirbt sich auf die Prinzenrolle. Mit seiner zukünftigen Prinzessin Susi singt er im Duett. Das Publikum geht mit und klatscht, auch zu den Karnevalsliedern, die während den Kostümwechseln aus den Boxen erklingen.
Zum Schreien komisch spielt Tammy Sperlich den ultralangsamen fünfundneunzigjährigen Prinz-Bewerber Josef und singt mit passender Zitterstimme: „Ich werde hundert Jahre alt“.
Auch Willi, der mit Grabesstimme seine Begrüßung vom Spickzettel liest, wie ein Tanzbär zu seinem Karnevalslied tapst und mit den Händen flittert, erfüllt die Anforderungen nicht. Rainer ist wieder allein mit seinem einzigen Freund, dem Bier: „Du und ich - wir sind uns einig!“ Die Not ist groß, doch Rainer wäre nicht der ideale Sitzungspräsident, wenn er keine Lösung fände.
Boris Weber nutzt jede Gelegenheit für Stand-up-Comedy, sei es, weil ein Luftballon platzt oder eine Zuschauerin schrill lacht. Tammy Sperlich verleiht dem Fasenachts-Musical mit ihrer schönen, geschulten Stimme zusätzlichen Glanz. Gemeinsam beweisen sie ihre großartige schauspielerische Variabilität und retten „quasi im Alleingang die Fasenacht“.
Fasenacht ist nur einmal im Jahr, deshalb sollte man „Das lachende Schlosstheater“ nicht verpassen. Weitere Vorstellungen werden bis zum 24. Februar gespielt.
Tickets gibt es über das Kartentelefon 02631 – 222 88 immer Dienstag bis Freitag von 10 bis 15 Uhr oder 24 Stunden online über www.schlosstheater.de. (htv)
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