Arbeitskreis „Internationaler Frauentag Neuwied“ fordert faire Chancen für Frauen
Insgesamt 19 Organisationen haben sich zum "Arbeitskreis Internationaler Frauentag Neuwied" zusammengeschlossen. Dieser gesellschaftspolitisch, religiös, caritativ-sozial, bildungs- und gewerkschaftlich orientierten Vereinigung haben sich außerdem die Gleichstellungsbeauftragte Birgit Bayer und Doris Eyl-Müller sowie die Gewerkschaftssekretärin des DGB, Edith Sauerbier, angeschlossen.
Neuwied. Die Stadträtin und Kreistagsabgeordnete Petra Jonas machte deutlich, dass Frauen in öffentlichen Ämtern und Funktionen inzwischen zwar durchaus verstärkt wahrgenommen werden, aber immer noch häufig zu wenig Anerkennung für die Durchsetzung ihrer Interessen finden. "Frauen haben sowohl im wirtschaftlichen als auch im politischen Bereich immer größeren Einfluss gewonnen", betonen die Kommunalpolitikerin Petra Jonas sowie Ruth Solbach, die Neuwieder KFD-Vorsitzende aus Irlich, die sich durchaus als sozialpolitisch engagierte, ehemalige Apothekerin einen Namen gemacht hat.
Beide stellen aber fest, dass es durchaus vorangeht mit der Frauenpower. Allerdings äußern sich beide besonders engagierte Frauen, ebenso wie diverse weitere Repräsentantinnen von Frauenvereinigungen, dass Frauen in wichtigen Positionen immer noch wesentlich weniger verdienen als ihre männlichen Kollegen in den gleichen Arbeitsbereichen und mit der gleichen Ausbildung. Zudem haben Frauen offenkundig weniger Chancen, verantwortungsvolle Positionen zu übernehmen. Sie müssen sich vielfach auch mit einem geringeren Einkommen zufriedengeben, als ihre männlichen "Konkurrenten". Zudem scheinen ihre Aufstiegschancen erheblich geringer zu sein als die ihrer Kollegen, obwohl ihre jeweiligen Qualifikationen keinesfalls weniger wert sind.
Die Gleichstellungsbeauftragten der Stadt und des Kreises, Birgit Bayer und Doris Eyl-Müller weisen ausdrücklich auf die verminderten Chancen gesellschaftlicher Teilhabe von Frauen hin. So erhalten sie nur 56,7 Prozent der Grundsicherungsleistungen der männlichen Empfänger. Im Landkreis Neuwied sind von 20.427 Teilzeitkräften mehr als 16.000 Frauen. Die gezahlten Renten betragen im Landkreis bei den Männern 1.111,92 Euro monatlich, bei den Frauen jedoch nur 689,18 Euro. Im Job-Center Neuwied sind 908 Alleinerziehende in Bedarfsgemeinschaften gemeldet, davon sind allein 838 alleinerziehende Mütter. In der Stadt Neuwied fehlen nach offiziellen Angaben des Internationalen Frauentages 526 Kita-Plätze, was natürlich auch die verantwortliche Teilhabe von Frauen am Arbeits- und gesellschaftlichen Leben erheblich mindert.
Immer noch ein Thema ist Gewalt in Partnerschaftsbeziehungen, wobei im Landkreis Neuwied 200 Fälle bekannt geworden sind, in denen 97,5 Prozent der Opfer weiblich sind. Gleichzeitig fehlen mehr als 300 Frauenhausplätze in Rheinland-Pfalz. Dabei wiesen etliche Kundgebungs-Teilnehmerinnen auf dem Luisenplatz darauf hin, dass die Pandemie die Unwucht in der Verteilung der Sorge- und Erwerbsarbeit zwischen Männern und Frauen noch verstärkt hat. Allerdings ermöglichen Digitalisierung und neue Arbeitsorganisationen durchaus die Aussicht auf höher qualifizierte Arbeit der Frauen.
DGB und mit ihm die weiteren Mitglieder des Arbeitskreises "Internationaler Frauentag" warnen eindringlich davor, nicht wieder einmal die Perspektiven und Bedürfnisse der Frauen bei allen entsprechenden Entscheidungen stiefmütterlich zu behandeln. Auf einem vom Arbeitskreis erarbeiteten Faltblatt wird ausdrücklich dargelegt, dass der Wandel sowohl im Arbeitsleben, als auch in gesamtgesellschaftlichen Bereichen durchaus "weiblich" ist. "Gleichstellung ist unbedingt eine Querschnittsaufgabe sowohl in der Klimapolitik als auch in anderen gesellschaftlichen Bereichen. Insofern sollte es faire Chancen für Frauen auch unter veränderten Bedingungen in der digitalen Arbeitswelt geben. Allerdings darf dabei die gesellschaftliche und finanzielle Aufwertung individueller sozialer und personenbezogener Dienstleistungen (Erziehungs-, Betreuungs- und Pflegebereich) in keinem Fall fehlen. Hierüber waren sich Sprecherinnen des DGB, die Gleichstellungsbeauftragte von Kreis und Stadt sowie die Arbeitskreis-Teilnehmerinnen unbedingt einig.
Abschließend äußerten sich Ingrid Bayer und Doris Eyl-Müller in Übereinstimmung mit der Gewerkschaftssekretärin Edith Sauerbier wie folgt: "Die rechtliche Gleichstellung entspricht immer noch nicht der tatsächlichen Lebenswirklichkeit von Frauen in Deutschland. Genau auf diese Lücken in vielen Bereichen hat der Arbeitskreis Internationaler Frauentag Neuwied mit der Kundgebung am vergangenen Dienstag und einer informierenden Plakataktion auf dem Luisenplatz aufmerksam gemacht. Damit fordern die Frauen den gesellschaftlichen Wandel hin zu mehr Chancengleichheit, (politischer) Teilhabe und Gewaltfreiheit, was die engagierten Frauen am Internationalen Frauentag auch in Gesprächen mit den Passanten auf dem Luisenplatz noch einmal deutlich zum Ausdruck gebracht haben. (Jürgen Grab)
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