Energieautarke Stadt - Neuwied soll unabhängiger von Energiezukäufen werden
Die Fraktion der Neuwieder Bürgerliste stellt zur kommenden Stadtratssitzung am 23. März einen Antrag, der sich mit dem Thema „energieautarke Stadt“ beschäftigt. Hierbei geht es darum, die in der Stadt benötigte Energie so weit wie möglich selbst zu produzieren statt sie zuzukaufen. Die Bürgerliste möchte die Stadt damit unabhängiger vom Welthandel machen und hofft auf stabilere Preise.
Neuwied. „Der Krieg in der Ukraine und unsere Energieabhängigkeit von Russland haben uns vor Augen geführt, dass nicht nur Deutschland, sondern jede Gemeinde sich auf den Weg machen muss, unabhängiger von Energiezufuhren von außen zu werden“, begründet Dr. Jutta Etscheidt als Fraktionsvorsitzende den Antrag.
Die Fraktion bittet dazu die Stadtverwaltung, in Zusammenarbeit mit den Neuwieder Stadtwerken (SWN) Vorschläge zu unterbreiten, inwieweit die Stadt oder Teile der Stadt, wie zum Beispiel Wohngebiete, Gewerbegebiete, öffentliche Gebäude oder Neubaugebiete energieautark aufgestellt werden könnten. Diese Vorschläge sollten dann im Ausschuss für Klimaschutz, Umwelt und Mobilität mit allen Fraktionen besprochen und zu einer gemeinsamen Vorgehensweise zusammengeführt werden. Ein fertiges Konzept könnte dann wiederum dem Stadtrat vorgestellt werden.
Den Antrag sieht Dr. Etscheidt als sinnvolle Ergänzung zu dem bereits beschlossenen Klimaschutzkonzept der Stadt, das mit vielen Maßnahmen die Einhaltung der nationalen Klimaschutzziele angehen möchte. Im Klimaschutzkonzept geht es in erster Linie um Energiebilanz und Treibhausgas- beziehungsweise CO₂-Neutralität. Es sagt nichts darüber aus, wie das Verhältnis von eingekaufter zu selbst produzierter Energie in Zukunft für unsere Stadt aussehen soll. An dieser Stelle möchte die Bürgerliste mit ihrem Antrag für ein energieautarkeres Neuwied ansetzen. „Je mehr Strom, Gas und Wärme wir selbst produzieren, desto unabhängiger wird die Stadt vom Zukauf und damit auch vom Handel und den daraus resultierenden Preisen. Wenn wir selbst erzeugte Energie verbrauchen, bleibt die Wertschöpfung zudem in der Stadt“, erklärt Dr. Etscheidt die Motivation ihrer Gruppierung.
Dabei geht es nicht um Maximalforderungen, sondern um die Erforschung des Potenzials an Ausbaumöglichkeiten und um die schrittweise Umsetzung. Viele Kennziffern, die dafür nötig sind, erfasst die Stadt bereits im Zuge des Klimaschutzkonzepts. „Wichtig ist der politische Wille und die Entscheidung dazu, energieautarker werden zu wollen. Dies ist mit der Frage verbunden, inwieweit wir weiterhin von Energiezukäufen abhängig sein wollen oder müssen“, fasst Fred Kutscher als Geschäftsführer der Bürgerliste die Intention des Antrags zusammen. Die Entwicklung der Eigenenergieproduktion oder die Selbstversorgung eines Gebietes kann dabei unabhängig vom Klimaschutzkonzept starten.
Nicht nur die Stadt selbst, sondern auch die Bürger können dazu beitragen, regenerative Energie für Neuwied herzustellen, jeder für sich - zum Beispiel mit Fotovoltaik auf Dächern oder an Balkonen und Fassaden - oder in Bürgergenossenschaften. Je mehr Bürger sich beteiligen, desto unabhängiger wird Neuwied. In diesem Zusammenhang weist die Bürgerliste auf die Angebote der Neuwieder Stadtwerke, Bürger bei der Eigenproduktion von Energie zu unterstützen, zum Beispiel durch den Kauf oder die Pacht einer Fotovoltaikanlage. Neben der Produktion von Energie für die Stadt kann der Strom selbst genutzt werden und senkt dabei spürbar die eigenen Kosten.
Die Möglichkeiten einer Kommune zur Erzeugung regenerativer Energie sind vielfältig. Wichtig ist der Neuwieder Bürgerliste dabei, dass der Ausbau naturverträglich vorangetrieben wird. „Bevor wir hektarweise Freiflächen wie Wiesen und Äcker mit Fotovoltaik überbauen, sollten wir zum Beispiel die Installation auf Dächern oder bereits versiegelten Flächen voranbringen“, argumentiert Günter Hahn als Spezialist der Bürgerliste für Naturschutzfragen. Er hat dabei unter anderem die Anmietung der riesigen Dachflächen der Gewerbegebiete zur Erzeugung von Solarenergie im Auge. Der ehemalige Biotopbetreuer des Kreises Neuwied weiß um den Konflikt zwischen Natur und der Erzeugung regenerativer Energie, zum Beispiel bei Projekten der Wind- oder Wasserkraft und hofft auf intelligente Lösungen.
Viele Kommunen machen sich nach den Diskussionen um unsere Energieabhängigkeit und den enormen Preissteigerungen auf dem Energiesektor auf den Weg, energieautarker und damit unabhängiger von Zukäufen zu werden. Die Fraktion der Bürgerliste möchte mit ihrem Antrag erreichen, dass Neuwied bald dazugehört und hofft dazu auf die Zustimmung der anderen Parteien im Stadtrat.
PM der Neuwieder Bürgerliste im Stadtrat Neuwied
Lokales: Neuwied & Umgebung
Jetzt Fan der NR-Kurier.de Lokalausgabe Neuwied auf Facebook werden!