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Nachricht vom 24.03.2022    

Geflüchtete ziehen in die Turnhalle Niederbieber ein

Mehr als 550 Geflüchtete kamen seit Beginn des Angriffskrieges auf die Ukraine in die Stadt Neuwied. Die zahlreichen persönlichen Kontakte in die Ukraine und die große Hilfsbereitschaft der Bürgerinnen und Bürger ermöglichten bisher eine dezentrale Unterbringung in überwiegend privaten Wohnungen. Diese Kapazitäten reichen nun nicht mehr aus.

„Herzlich Willkommen in Neuwied“ steht in ukrainischer und russischer Sprache auf dem Sichtschutz vor der Gemeinschaftsunterkunft. Fotos: Maxie Meier

Neuwied. Darum mussten die ersten Personen in die Turnhalle Niederbieber einziehen. Der Planungsstab der Stadtverwaltung hatte bereits alles vorbereitet, als die ersten künftigen Bewohnerinnen der Halle eintrafen.

Planungsstab bündelt Kompetenzen für bestmögliche Versorgung Geflüchteter
„Wir hätten es den Menschen gerne erspart, in einer Sammelunterkunft schlafen zu müssen“, bedauert Oberbürgermeister Jan Einig, „doch wir sind an einem Punkt, an dem wir keine anderen Ausweichmöglichkeiten mehr haben.“ Insbesondere für Familien aus mehr als vier Personen gebe es keine privaten Wohnraumangebote, berichtet Sozialamtsleiterin Regina Berger. Außerdem seien teilweise die privaten Unterkunftsangebote zeitlich sehr begrenzt gewesen, sodass die Geflüchteten, die bereits vor ein paar Wochen nach Neuwied gekommen seien, nun umziehen müssten. „Ein Umzug in eine Turnhalle ist alles andere als optimal. Aber wir sind dank eines kompetenten Planungsteams im Rahmen der Möglichkeiten gut vorbereitet“, versichert Bürgermeister Peter Jung.

In der Turnhalle Niederbieber stehen derzeit 100 Schlafplätze bereit. Wichtiger noch als ein Bett, und auch die seien derzeit deutschlandweit Mangelware, sei allerdings die Versorgung und Betreuung, erklärt Jochen Schuth aus der Bauordnungsabteilung, der gemeinsam mit dem stellvertretenden Leiter des Amtes für Katastrophenschutz, Kai Jost, die Planung und Ausstattung der Flüchtlingsunterkünfte koordiniert. Ein abteilungsübergreifend besetzter Planungsstab kümmert sich um alles von A wie Anmeldung bis W wie Wickelraum. Während die Turnhalle Niederbieber bald bezogen wird, laufen die Vorbereitungen bereits in der Sporthalle Heimbach-Weis, wo die zweite Gemeinschaftsunterkunft entsteht.

Unterschiedliche Herausforderungen für Kitas und Schulen
Knapp die Hälfte der Personen, die bereits nach Neuwied flüchteten, sind Kinder. Etwa 30 Prozent der Kinder sind im Grundschulalter, jedes Vierte hätte Anspruch auf einen Kita-Platz. Dass dieser Anspruch nicht zu erfüllen ist, steht für Neuwieds Sozialdezernenten außer Frage: „Wir haben bereits jetzt lange Wartelisten und einen enormen Fehlbedarf an Kita-Plätzen in Neuwied“, betont Peter Jung, der die Sorgen und Nöte der Elternschaft kennt. Darum sei nun der Ansatz, den Familien Räume zu schaffen, in denen sie ihre Kinder selbstorganisiert betreuen können. „Wir dürfen nicht vergessen“, ergänzt Stephan Amstad vom städtischen Kinder- und Jugendbüro (KiJub), „dass insbesondere bei Unterbringung in einer Turnhalle der unvermeidbare Lärmpegel schnell zur Belastungsprobe wird. Je mehr Zeit die Kinder außerhalb der Halle verbringen, desto eher lassen sich Konflikte vermeiden.“ Auch darum seien alle Kinder stets willkommen bei den beliebten und vielfältigen Angeboten des KiJub, egal woher sie kommen und welche Sprache sie sprechen.



Während der erhebliche Personalmangel neue Betreuungsangebote für Kita-Kinder erschwert, gibt es für die etwas Älteren gute Perspektiven, berichtet Bürgermeister Jung. „In unseren städtischen Grundschulen sehen die Kapazitäten besser aus: Nach derzeitigem Stand könnten wir allen Kindern, die neu nach Neuwied gekommen sind, einen Platz in der Grundschule anbieten.“ Wie sich die Lage weiter entwickle, hänge davon ab, wie viele Familien noch nach Neuwied kämen und wie die Altersstruktur der Geflüchteten sei, führt Jung weiter aus. Nicht zu unterschätzen sei außerdem die notwendige Integrationsarbeit im Schulbetrieb, doch da habe Neuwied aufgrund seiner schon immer sehr diversen Gesellschaft viel Erfahrung. „Das stimmt mich zuversichtlich“, sagt Bürgermeister Peter Jung.

Sprachkenntnisse als Eintrittskarte für den Arbeitsmarkt
Die sogenannte Massenzustrom-Richtlinie soll Geflüchteten aus der Ukraine einen unkomplizierten Zugang zum Arbeitsmarkt ermöglichen. Damit dies gelingt, gilt es, eventuelle Sprachbarrieren zu durchbrechen. Dabei helfen Erstorientierungs- und Integrationskurse der Volkshochschule Neuwied. Diese Angebote werden bereits geplant, nähere Informationen dazu gibt es unter www.vhs-neuwied.de. Hilfestellung bei der Jobsuche leistet die Arbeitsagentur, die unter www.arbeitsagentur.de/ukraine ein speziell auf die Fragen der Geflüchteten zugeschnittenes Informationsangebot geschaffen hat.

Ungebrochen große Unterstützung aus der Bevölkerung
„Ob Erwachsene oder Kinder: Die Hilfsbereitschaft aus der Neuwieder Bevölkerung ist enorm“, beobachtet Oberbürgermeister Jan Einig. „Dafür möchte ich mich von Herzen bedanken.“ Täglich erreichten die Stadtverwaltung unzählige Angebote für Sachspenden, ehrenamtliche Betreuung Geflüchteter und mehr. Der Verwaltungschef bittet um Verständnis, dass nicht jede Anfrage sofort beantwortet werden kann und die Sachspenden erst abgerufen werden, wenn der akute Bedarfsfall eintritt. Wer sich mit anderen Ehrenamtlichen vernetzen möchte, um gemeinsam den Geflüchteten das Ankommen in Neuwied zu erleichtern, findet auf www.neuwied.de/fluechtlingshilfe.html die Kontaktdaten mehrerer Initiativen, die Unterstützung suchen. „Je intensiver das Ehrenamt vernetzt ist, desto besser funktioniert die Zusammenarbeit. Unsere Vereine und Initiativen hier vor Ort haben bereits viel Erfahrung und haben einen kurzen Draht untereinander sowie in die Verwaltung“, lobt der OB die Kooperationen, die ein zentraler Baustein der städtischen Integrationsarbeit sind. (PM)


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