"Kabarett à la Surprise" in Waldbreitbach: Wenn das Programm zur Überraschung wird...
Von Angela Göbler
In Waldbreitbach kauft man gerne mal die Katze im Sack - zumindest dann, wenn sie auf der Kleinkunstbühne im Wiedtal rausgelassen wird. Hier stand an Wochenende wieder das Kabarett à la Surprise auf der Veranstaltungsliste, serviert von drei Künstlern, die bis zur letzten Sekunde geheim bleiben.
Waldbreitbach. Die Mischung enttäuschte auch diesmal nicht: Kai Magnus Sting, Sia Korthaus und Marvin Spencer sorgten zum Saisonabschluss noch mal für ordentlich Rabatz in prall gefüllten Zuschauerreihen.
Dabei ist der ständige Aufruhr eigentlich gar nichts für Kai Magnus Sting: „Ich komme aus der Pädagogik!“, erklärte der Mann in der Strickweste seinen Zuschauern fast vorwurfsvoll. Für seine eigene Erziehung ist es aber zu spät, er ist längst in einem Alter, wo man unweigerlich anfängt, immer wieder dieselben alten Geschichten zu erzählen, am liebsten schnell und aufgeregt herumfuchtelnd. Kein Wunder, wenn inzwischen die Ärzte halb so alt sind wie ihr Patient und angefangene Sätze unheilschwanger in der Luft hängen lassen, während der Hypochonder bei jedem Blutdruckmessen gleich an Schlaganfälle denkt. Stings Fazit: „Man muss mir nichts mehr erklären, ich weiß längst, wie alles geht und mache es doch anders!“
Genau wie Sia Korthaus, die singend die Bühne betritt und in ihrer Freizeit VHS-Seminare für gewaltfreies Umtopfen besucht, aber im Selbstverteidigungskurs den Trainer mit einem gezielten Tritt mit den spitzen Prada-Pumps entmannt. Alleine auf der Bühne ist sie allerdings nie, denn sie hat gleich mehrere Alter Egos im Gepäck, darunter Oma Emmi, die im Seniorenstift Erotiktreffen organisiert und Kondome aus alten Wehrmachtsreifen bastelt, oder Friseuren Biggi, die Putin die Brusthaare wachst und von Anton Hofreiter als Traumkunden fantasiert.
Marvin Spencer vermisst dagegen jetzt schon die „putzigen Querdenker“, „die sind wie Kinder in der Trotzphase“. Laut und polterig mit röhrender Stimme motzt der Halb-Jamaikaner über das Problem, so lange für einen Araber gehalten zu werden, bis man freiwillig Islamwissenschaften studiert. Nun vertreibt es sich die Zeit damit, auf Facebook alle Pilze als essbar zu deklarieren und sich zu fragen, wo all die heißen Teenager-Mädchen aus der Nachbarschaft waren, als er selber 14 war. Denn warum er immer noch Single ist, versteht der Hamburger auch nicht, er verlangt doch nur, dass eine Frau beim ersten Date nicht gleich die Wurstschale im Schnellimbiss ausleckt.
Das Publikum hatte an der überraschenden Mischung jedenfalls seinen Spaß – und das gleich bei zwei ausverkauften Vorstellungen am Sonntagabend. Für das Team im Hotel zur Post war der erfolgreiche Abend dabei durchaus mit einem Spritzer Wehmut verbunden, denn die Kabarett-Saison auf der Kleinkunstbühne ist damit vorbei. Die gute Nachricht: Das Programm für die 24. „Wir machen Theater“-Reihe startet im September und ist schon jetzt pickepacke voll. Und wie immer wartet auch dann wieder ein Kabarett à la Surprise zum Abschluss und man darf schon jetzt gespannt sein, welche kabarettistischen Katzen wieder im Sack stecken.
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