Pressemitteilung vom 18.06.2022
Waldbildungstag des Kreiswaldbauvereins Neuwied
Es gibt kein schlechtes Wetter, man muss nur passend ausgerüstet sein. Das dachten schließlich weit über 20 Interessenten, die der 1. Vorsitzende Uwe Werner begrüßen konnte. Im Laufe der Exkursion mit dem zuständigen Förster für den Kommunalwald Thomas Tullius konnten die Regenschirme dann später sogar geschlossen werden.
Neuwied. Waldbesitzer und Förster stehen vor einer historischen Herausforderung. Es geht um den Aufbau von Wäldern, die zukünftig, unter einem deutlich veränderten Klima, die vielfältige Wirkungen erbringen können, die die Wälder bisher erbracht haben. Die Aufgabe ist anspruchsvoll, denn sie dauert viele Jahrzehnte und einerseits ist das Ausmaß der Klimaveränderung unabsehbar, andererseits wird sich mit dem Klima auch das Ökosystem verändern. Andere Insekten-, Pflanzen- und Pilzarten werden sich etablieren uns selbst wieder Einfluss auf den Wald nehmen. Somit tauchen Fragen auf hinsichtlich geeigneter Baumarten, deren Verfügbarkeit bei den Baumschulen, deren Mischung und vielen anderen Dingen bei der konkreten Umsetzung. Nicht zuletzt spielen natürlich die Finanzierung und die Organisation der Arbeitskapazität eine entscheidende Rolle.
Eine Musterlösung sucht man vergebens, aber Erfahrungsaustausch ist auch hier eine angebrachte Methode; dazu diente nun dieser Waldbildungstag. Das kommunale Forstrevier „Linz-Unkel“ ist mit weit über 300 ha Schadfläche seit 2018 betroffen. Die wichtigsten Einnahmequellen sind damit ausgefallen, die gemeindlichen Haushalte bleiben in einer angespannten Lage.
Die Vorgehensweise im Forstrevier sieht bisher folgendermaßen aus: Die kostengünstige Naturver-jüngung wird bei der Wiederbewaldung eine tragende Säule darstellen. Die meisten unserer heimischen Baumarten zeigen aber bereits jetzt Schäden durch die Klimaveränderung. Ihre langfristige Stabilität muss skeptisch betrachtet werden. Ihre Aufgabe als „Füllbestand“ dienender Baumarten“ zwischen anderen, vermutlich stabilen Baumarten, kann unkritisch gesehen werden. Diese „klimastabilen Baumarten“ werden in kleiner Stückzahl, aber möglichst großer Artenzahl etabliert. Weiterhin wurden im Revier in den letzten Jahren folgende Baumarten gepflanzt: Douglasie, Weißtanne, Bornmüllertanne, große Küstentanne, Libanonzedeer, Platane, Baumhasel, Roteiche, Esskastanie, Elsbeere, Wildkirche, Hainbuche und Amberbaum.
Niedrige Stückzahlen pro Hektar sind auch deswegen gewählt, weil der Schutz vor Wildverbiss einen erheblichen Kostenpunkt darstellt. Die möglichst große Zahl verschiedener Baumarten soll das Risiko eines Ausfalls verringern. Es ist nicht ausgeschlossen, sogar wünschenswert, dass auch Baumarten aus der natürlichen Verjüngung später erhalten bleiben und die Artenvielfalt erweitern. Bereits wenige Jahre nach der Waldbegrünung wird die Jungwuchspflege zusammen mit der Mischungsregulierung notwendig.
Der jeweilige Zustand des Waldes wurde anhand von drei ausgesuchten Waldflächen mit jeweils unterschiedlichem „Waldbild“ besichtigt und erläutert. Besonders kritisch wurde von den Teilnehmern das Problem „Jagd und Wild“ gesehen respektive die Kommunen aufgefordert, die Jagdpächter zu einem angepassten Wildbestand zu verpflichten. Dies entspricht auch der Auffassung des Landeswaldausschusses im Gemeinde- und Städtebund Rheinland-Pfalz Alle Regelungen, die eine effiziente Jagdausübung im Interesse klimastabiler Mischwälder behindern, sind zu überprüfen und anzupassen. (PM)
Autoren: Thomas Tullius/A. Fuchs
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