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Nachricht vom 23.06.2022    

Mit Angst und ohne Auto in die Zukunft

Von Helmi Tischler-Venter

Der Kölner Kabarettist Jürgen Becker analysierte am Mittwoch, 22. Juni in der Abtei Rommersdorf messerscharf: „Die Ursache liegt in der Zukunft“. Die Zukunftsängste nehmen in allen Bereichen zu: Energieversorgung, Wohlstand, Kaufhäuser, Klimaerwärmung und so weiter. Die Unsicherheit macht den Menschen Angst. „Alles Quatsch“, meint Becker, „die Zukunft ist immer ungewiss, das macht deren Reiz aus.“

Fotos: Helmi Tischler-Venter

Neuwied. Zunächst freute sich der Künstler über die schöne Location und dass die voll besetzte Abtei keine orthodoxe Kirche ist: „Dann könnten wir direkt wieder gehen“.

Weil der Mensch einfach gern weiß, was in der Zukunft passiert, wurde die Religion erfunden, über das Leben hinaus. Die Angst der Deutschen lässt sich an ihren Versicherungen festmachen: Kein Volk hat mehr Versicherungen als die Deutschen. Das ist der Beweis, dass Jesus Deutscher war, denn er fuhr in den Himmel und zurück wegen seiner Reiserücktrittsversicherung.

Die Digitalisierung trage zur Verunsicherung bei, denn sie werde unser ganzes Leben verändern, prognostiziert Becker, ganze Jobs werden verschwinden. Die profitabelste Investition ist das Internet, wo Daten zu Profilen verarbeitet und an Firmen verkauft werden. Der Fahrer eines Elektroautos ist sich bewusst, dass er mit jedem Ladevorgang Daten-Häufchen per App hinterlässt. Schutz gegen Hackerangriffe seien sichere Passwörter, deshalb habe er sein früheres Passwort „Blutwurst“ jetzt in das den Hackern unbekannte „Flönz“ geändert.

Das 5 G-Netz kommt vom chinesischen Informations- und Kommunikationstechnologie-Konzern Huawei. Dadurch können uns die Chinesen ausspionieren. „Die Zukunft des Planeten wird in China entschieden.“ Das ist allerdings nicht neu, denn über 2.000 Jahre war uns China immer weit voraus. Nun ist die Weltmacht China unser Konkurrent und stellt Hightech-Maschinen her. „Die haben schon künstliche Intelligenz, wir suchen noch nach natürlicher.“

Das Mantra des Kapitalismus - immer mehr, immer besser - sei vorbei. Corona habe bewusst gemacht, dass der Mensch ein Lebewesen ist und dass es Viren nicht nur im PC, sondern auch in echt gibt. Das Gesundheitswesen, das gewinn- und profitorientiert ist und 240 Milliarden Umsatz pro Jahr macht, braucht einen Umbau, eine Bürgerversicherung, in die alle Menschen einzahlen, „denn der Mensch ist kein Kostenfaktor“.



Das Wohnen werde in Deutschland auch immer teurer: „Die Stadtmauer von heute sind die Immobilienpreise, sie bestimmen, wer rein darf und wer nicht.“ Durch Gentrifizierung werden bezahlbare Wohnungen immer teurer. Alle wollen nur in attraktiven Städten wohnen. Da könnte man doch mit Zwischendecken und Raufaser im Kölner Dom viel machen…

Das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts ist unser Fetisch, von dem wir uns verabschieden müssen, denn er beruht auf der Verbrennung von Kohle und Öl. Die Klimakatastrophe trifft den Kapitalismus mitten ins Mark. Die Menschen haben nur noch sieben Jahre Zeit, ihn zu stoppen.

Becker stellt unmissverständlich fest, dass die Klimakatastrophe für die jungen Leute viel gefährlicher ist als Corona für die Alten. Nun haben die Jungen, die infolge Corona zweieinhalb Jahre auf alles verzichtet haben, um die Alten zu schützen, das Recht, dass die Alten den Klimawandel aufhalten, um die jungen Leute zu schützen. Das Fliegen muss zukünftig komplett abgeschafft werden und das Auto steht auf der Abschussliste. Der ÖPNV wird individueller und autonomer werden müssen.

„Wir brauchen neue Utopien“, fordert der Kabarettist, „Utopien waren immer der Antrieb für Entwicklungen.“ Wir brauchen eine Postwachstumsgesellschaft, die das Klima rettet und eine Volkskultur wie Karneval, die den Menschen guttut.

Jürgen Becker bescherte dem Publikum einen Kabarettabend mit Tiefgang und einem versöhnlichen Abschluss: „Feiert das Leben!“

Die Rommersdorf Festspiele werden am Freitag, dem 24. Juni mit Jan Josef Liefers und Radio Doria im Englischen Garten fortgesetzt. (htv)


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