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Nachricht vom 07.07.2022    

Wolf-Situation im Westerwald: Gespaltene Meinungen – Geht Gefahr von ihm aus?

Von Janina Kehrbaum

Wie viele Wölfe gibt es im Westerwald? Ist eine Koexistenz zwischen Wolf und Mensch möglich? Welche Gefahren können Wölfe auch in Bezug auf die Nutztierhaltung mit sich bringen? Diese und weitere Fragen waren Thema bei der Reihe "Impulse Digital" der CDU-Kreistagsfraktion. Vorweg lässt sich bereits sagen: Die Meinungen gehen auseinander.

(Symbolbild: Archiv)

Region. Das Thema "Wolf" spaltet die Bevölkerung derzeit wie kaum ein anderes. Besonders hier im Westerwald ist die Lage angespannt und die Meinungen gehen weit auseinander. Oft fehle zudem eine gewisse Sachlichkeit – gibt es doch häufig nur die "Pro"- oder die "Contra"-Seite. Aus diesem Grund hatte CDU-Fraktionsvorsitzender Stephan Krempel Michael Back vom Koordinationszentrum Luchs und Wolf (Kluwo) sowie Matthias Müller, Vorsitzender des Kreisbauernverbandes Westerwald und viele weitere Gäste zur Reihe "Impulse Digital" geladen.

Einerseits gibt es die Seite, die den Wolf als Teil der Artenvielfalt sieht und andererseits die, die den Wolf als Gefahr für Nutztier und Menschen sieht. Durch unzählige Meinungen und Berichte sei es oft schwer, eine neutrale Meinung zu bilden. "Berichte werden von der Öffentlichkeit oft so konstruiert, dass Menschen eben Angst vorm Wolf haben", erklärt Michael Back vom Kluwo. "Aber natürlich nehmen wir alle Ängste wahr, das ist unsere Aufgabe. Wir nehmen jede Meldung ernst und prüfen diese zunächst einmal", so Back weiter. Da es sehr häufig Falschmeldungen in Bezug auf die Sichtung eines Wolfs gebe, wurden einheitliche Kriterien festgelegt, anhand derer eine Meldung erst einmal geprüft wird, ob es sich wirklich um einen Wolf handeln könnte oder nicht.

Prüfen von Hinweisen
Ein klarer Beweis sei der C1 Nachweis. Dieser ist eine Bildaufnahme eines Wolfs, auf welcher dieser auch klar zu erkennen ist. Jedoch sei damit noch nicht eindeutig belegt, dass das Tier auch hier in der Region gesehen wurde, da viele Menschen oft willkürliche Bilder von Wölfen nehmen und behaupten, diese seien hier entstanden, erklärt Michael Back. Würde eine Meldung mit lediglich einer Beschreibung des vermeintlich gesichteten Wolfs reinkommen, sei dies ein C3 Nachweis. Hier werden die Anrufer gebeten, die Färbung sowie das Gebäude des Tiers möglichst genau zu beschreiben. "Beim C3 Nachweis könnte es sich um einen Wolf handeln, könnte aber eben auch keiner sein. Daher prüfen wir jede Meldung sehr genau".

Wie gefährlich sind Wölfe für Menschen?
Weiter sei die Angst von Spaziergängern gegenwärtig oft groß, einem Wolf beim Spaziergang zu begegnen. Wie sollte sich dann verhalten werden und welche Gefahren gehen aus? So sei in der Regel keine Gefahr für den Mensch vorhanden, wenn ein Wolf aus der Ferne gesehen würde. "Klar, sollte es grundsätzlich nicht verharmlost werden – so wie bei jedem anderen Tier aber auch", erklärt Back. Seit 2012 seien in ganz Europa und Nordamerika 17 Wolfsangriffe auf Menschen dokumentiert worden, 80 Prozent davon seien tollwütig gewesen. Wie ist es, wenn Personen mit Hunden einem Wolf begegnen? Da rät der Kluwo-Mitarbeiter, lieber einen Rückzug anzutreten, anstatt die nicht einschätzbare Situation auszureizen

Vermehrte Nutztierrisse – klare Meinung von Landwirten
Abgesehen von den Ängsten der Spaziergänger, gibt es eine klare Haltung der Landwirte. Vermehrte Nutztierrisse bereiten den Landwirten Sorge und so fordern immer mehr Herdenschutzmaßnahmen. Im Jahr 2021 habe es 48 Nutztierrisse gegeben. Zu diesen Herdenschutzmaßnahmen würden spezielle Weidezäune zählen. Jedoch sei es mit der alleinigen Anschaffung dieser Zäune nicht getan, sagt Matthias Müller, Vorsitzender des Kreisbauernverbandes Westerwald. Seine Meinung ist deutlich: "Der Umgang in Deutschland mit Wölfen ist verkrampft. In anderen Ländern werden die Wölfe nicht nur durch Zäune scheu gemacht. In Deutschland werden die Wölfe früher oder später die Scheu vor den Menschen verlieren". Momentan gebe es laut Monitoring 15 Wölfe im Westerwald - ehemals 17, jedoch habe es zwei nachgewiesene Todesfälle gegeben.



Darüber hinaus sei der Wolf kein Wild-, sondern ein Raubtier. "Eine sich weiter entwickelnde Wolfspopulation kann zu dem Verschwinden von Herdetieren führen. In fünf bis sechs Jahren hat uns die Realität eingeholt und dann haben wir ein richtiges Problem", so die drastischen Worte von Müller. Er und viele andere Landwirte fordern aktive Schutzmaßnahmen, damit ein Schutz der Nutztiere gewährt werden könne. Die Forderungen seien bisher noch nicht umgesetzt, aber es werde sich weiter dafür eingesetzt, dass im Bereich der Nutztierhaltung Präventionsmaßnahmen geschaffen werden.

Das Thema "Wolf" sorgt nach wie vor für viel Gesprächsstoff und viele geteilte Meinungen. Auch in Zukunft wird das Thema wohl noch weiter präsent sein und die Bevölkerung spalten. (jke)



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