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Nachricht vom 07.06.2011    

Wo Pferde so teuer wie Häuser sind

Exklusiver Sport beim 6. Raubacher Springfestival auf der Anlage Scheffel
Raubach. „Das war großer Sport“, vergibt Spring-Profi Otto Vaske aus dem Oldenburger Münsterland seine Wertung für das letzte und schwerste Springen auf der Anlage der Familie Scheffel in Raubach.

Nur Fliegen ist schöner: Frank Scheffel war einer von zwei Reitern, die noch über den 1,90 Meter hohen Steilsprung kamen.

Mit dem zehnjährigen Oldenburger Hengst Lastrup kam der international erfahrene Vaske in einer denkbar knappen Entscheidung auf den dritten Platz in diesem Springen, hinter dem 20-jährigen Christian Brühl aus Reckershausen (Hunsrück) und dem routinierten Ralf Runge aus dem nahen Montabaur.

Vaske war mit seinem ebenfalls reitenden Sohn Henry und einigen Pferden zum ersten Mal in Raubach am Start. Es wird nicht das letzte Mal gewesen sein: „Man fährt nach einem schönen Wochenende ausgeruht und mit guter Laune nach Hause. Das ist nicht selbstverständlich für ein Turnier auf diesem Niveau.“ Vaske lobt die gute Organisation und die familiäre Atmosphäre in Raubach. Mit Günter Scheffel ist der Profireiter und Pferdevermarkter Vaske schon seit 16 Jahren befreundet. Die beiden lernten sich auf einem Lehrgang in Kurtscheid kennen.

Mit seinen Platzierungen beim Raubacher Springfestival ist Otto Vaske zufrieden. Dritter im schwersten Springen des Turniers. Zusammen mit Turnierveranstalter-Sohn Frank Scheffel Sieger im spektakulären Barrieren-Springen: Da kommen schon ein paar hundert Euro Gewinngeld zusammen. Das wiegt die Kosten nicht auf. Vaske, der auf seiner ESI-Auktion jährlich Pferde für Millionensummen verkauft, beobachtet eine ungute Entwicklung im Reitsport: „Der finanzielle Aufwand für den Turnierstart wird zu groß. Die Amateure, die keine echte Platzierungs-Chance haben, fahren gar nicht mehr zu den Wettbewerben.“

In Vaskes Augen kassiert die Reitsportorganisation, die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN), zu viel an Gebühren, zum Beispiel für die erforderliche Eintragung von Sportpferden oder die für jeden Start obligatorischen Nenngelder. Vaske: „Der Turnierveranstalter muss profitieren, nicht die FN.“ Zu diesen ganzen organisatorischen Kosten kommen schließlich noch die Anschaffungs- und Unterhaltskosten für das Wichtigste in diesem Sport - die Pferde. Um bei einem Turnier wie in Raubach erfolgreich mitreiten zu können? „Da müssen Sie schon zwischen 80.000 und 500.000 Euro aufbringen, wenn Sie so ein Pferd kaufen wollen“, rechnet Otto Vaske vor. Fünf Jahre dauert die Ausbildung. Das kostet monatlich 1.200 Euro. Im Laufe seiner Sportkarriere verursacht ein Springpferd Tierarztkosten zwischen 250 und 500 Euro monatlich.

Von all’ dem sehen die Zuschauer nichts, wenn die Pferde - wie am Samstagabend beim Barrierenspringen – Hindernisse überwinden, die so hoch sind, dass man mit einem kleinen Pferd mühelos drunter durch reiten könnte. 1,90 Meter hoch lagen die Stangen. Nur noch Otto Vaske mit „Quirin“ und Frank Scheffel mit der neunjährigen Westfalenstute „Rieka“ schafften diese Höhe und teilten sich die Gewinnprämie von 1.300 Euro. Robert Rychecky, der auf der Scheffel-Anlage trainiert, war mit seinem erst acht Jahre alten Hannoveraner-Wallach „Gran Grosso“ nur knapp an dieser Höhe gescheitert. Armin Himmelreich, der Spring-Profi aus Niederbrechen bei Limburg, startete gar mit drei Pferden im Barrierenspringen. Bei der Höhe von 1,80 fragte er den Besitzer eines der Pferde: „Kann der überhaupt so hoch springen?“ Diesmal nicht, aber immerhin hatte Himmelreich auch fünf Minuten vor der Prüfung zum ersten Mal auf diesem Pferd gesessen.



„Das ist etwas ganz Besonderes“, drückten Otto Vaske und Frank Scheffel ihre Gefühle nach dem fehlerfreien überwinden von 1,90 Meter aus: „Nervenkitzel“. Franks Stute Rieka war diese Höhe bis dahin erst ein Mal gesprungen. Das Goldene Reitabzeichen, dass die Nachwuchshoffnung aus Raubach auf dem Turnier für zehn Siege in S-Springen verliehen bekam, hat der junge Mann hauptsächlich seinem Routinier „Royal Cavalier“ zu verdanken. Mit dem Wallach, der auch schon höher als zwei Meter gesprungen ist, hat Frank Scheffel neun der zehn S-Springen gewonnen. Trotz einer vorangegangenen Zwangspause wegen einer Abszess-OP im Rachenbereich war der Lokalmatador auf dem Heim-Turnier erfolgreich. Nur am letzten Tag, im abschließenden Zwei-Sterne-S-Springen verließen ihn die Kräfte: „Ich konnte einfach nicht mehr. Ich hatte fast 25 Parcours an den vier Tagen geritten.“ Die nächsten Stationen sind am Wochenende ein großes nationales Turnier in Zeiskam, anschließend Koblenz und Höhr-Grenzhausen. Danach geht es in den Hohen Norden, auf Turniere, wo die Elite des Reitsports mitmischt. Vielleicht ist auch noch ein Start beim CSI Hachenburg drin.

Den Volksfest-Charakter für Raubach unterstrich das Spring-Festival auf der Anlage Scheffel mit der schon traditionellen „Westerwald-Olympiade“ am Sonntag. Hieran nahmen örtliche Vereine teil: die Jugendfeuerwehr, der Schützenverein, der Angelsprotverein und der Sportverein. Gemeinsam auf Skiern durch den Sand und auf Hüpfbällen über Sprünge, das waren die Aufgaben. Gewonnen hat die Feuerwehr.


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