Pressemitteilung vom 19.08.2022
Energiekrise: Stadt Bad Honnef verschärft erneut bisherigen Energiesparkurs
Die im Zuge des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine entstandenen Auswirkungen auf den europäischen Energiemarkt, haben auch bei der Stadt Bad Honnef seit dem Frühjahr zu zusätzlichen Maßnahmen zur Reduzierung des Energieverbrauchs geführt. Damit den Bürgern in den kälteren Monaten die Energieversorgung gesichert ist, setzt die Stadt nun auf neue Maßnahmen.
Bad Honnef. Die gemeinsamen Anstrengungen der Kommunen des Rhein-Sieg-Kreises sollen einen spürbaren Beitrag dazu leisten, dass die Energieversorgung für alle im Winter gesichert ist. Dazu werden jetzt auch Maßnahmen ergriffen, die den gewohnten Komfort der Bürger und der Mitarbeiter der Stadtverwaltung reduzieren. Bürgermeister Otto Neuhoff: "Dies ist notwendig, um das Ziel die Energieversorgung für alle Bürger und Unternehmen über den Winter zu gewährleisten - es geht um gelebte gesellschaftliche Solidarität!" Die Stadt Bad Honnef setzt hierzu die vom Rhein-Sieg-Kreis unter Beteiligung der Kommunen erarbeiteten Ziele "Ausmachen macht was aus", "Gut geregelt" und "Erfrischendes Nass" mit den entsprechenden Maßnahmen zur Reduktion des Strom- und Wärmebedarfs um.
"Wir fangen bei unseren Energiesparmaßnahmen in Bad Honnef nicht bei null an", betont Bürgermeister Otto Neuhoff: "Energiesparen heißt Kosten- und zugleich CO2-Reduktion. Beides tut die Stadt Bad Honnef mit vielfältigen Maßnahmen bereits seit Jahren, weil wir Klimaschutz als kommunale Pflichtaufgabe verstehen". So arbeitet die Stadt regelmäßig und intensiv mit der Energieagentur Rhein-Sieg zusammen, deren Gründungsmitglied die Stadt Bad Honnef ist. Gemeinsam wurde ein kommunales Energiemanagement installiert. Dieses umfasst die monatliche Erfassung der Energie- und Wasserverbräuche für jede städtische Liegenschaft. Die Verbräuche für die Jahre 2019 und 2020 sind bereits analysiert und Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz sowie zum Energiesparen angestoßen und auch umgesetzt worden. So wurden bereits die Heizzeiten der Heizungsanlagen angepasst, Absenktemperaturen reduziert und an den Heizungsanlagen hydraulische Abgleiche durchgeführt. Zudem wurden die Heizkörper mit speziellen Ventilen ausgestattet, die eine Optimierung des Durchflusses sicherstellen.
Die nun noch einmal intensivierten Maßnahmen lassen sich in Sparmaßnahmen bei Gebäude- und Wassertemperaturen sowie Stromsparmaßnahmen unterscheiden:
Reduzierung der Gebäudetemperatur und Steigerung der Energieeffizienz
Das kreisweite Leitziel "Gut geregelt" sieht vor, dass die Heizkurve der Heizungen in kommunalen Gebäuden auf 12 Grad Celsius eingestellt wird und Büroräume zu normalen Bürozeiten auf höchstens 19 Grad geheizt werden. Flure und Nutzflächen werden nicht beheizt.
Alle Büros und Besprechungsräume der Stadtverwaltung werden auf höchstens 19 Grad Raumtemperatur eingestellt. Elektrische Heizlüfter sind nicht gestattet. Die reduzierte Raumtemperatur wird auch in den Bürgerbüros, Bürgerhäusern und allen anderen Räumen der Stadt eingestellt. Das gilt auch für Schulgebäude, in denen die Stadt Bad Honnef in den vergangenen Monaten auch vor dem Hintergrund der andauernden Coronapandemie und der Empfehlungen zum Lüften weitere Maßnahmen ergriffen hat, erklärt Bürgermeister Otto Neuhoff.
"Wir haben an zwei Grundschulen die ersten sogenannten Raumlufttechnische Anlagen eingebaut, welche die Abwärme der Abluft aus den Räumen nutzt, um die Frischluft für die Räume anzuwärmen. So erhalten die Klassen erwärmte Frischluft, ohne dass die vorhandene Raumwärme beim regelmäßigen Lüften buchstäblich zum Fenster rausgelassen werden muss". Im vergangenen Winter wurde mit der Schulung der Hausmeister an Schulen und in öffentlichen Gebäuden begonnen, um Energiesparpotenziale zu identifizieren. Weitere Schulungen werden in am kommenden Mittwoch durchgeführt. Zudem sind alle Mitarbeitenden der Stadt Bad Honnef zur aktiven Mithilfe beim Energiesparen aufgerufen worden.
Einsparungen bei und Abschaltungen beim Warmwasser
Das Leitziel "Erfrischendes Nass" der kreisweiten Energiesparinitiative sieht eine Absenkung der Wassertemperatur von Duschen in Turnhallen und Schwimmbändern vor. Zudem wird die Temperatur in Schwimmbädern und Saunen entsprechend der Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für das Badewesen reduziert.
In Bad Honnef wurden diese Ziele bereits umgesetzt: Warmwasser zum Händewaschen ist in städtischen Gebäuden im Juli mit wenigen Ausnahmen etwa in Spülküchen schrittweise abgeschaltet worden. Das Schwimmwasser im Freibad auf Insel Grafenwerth wird ausschließlich durch Solarthermie erwärmt, an sonnenarmen Tagen aber nicht mehr mit einer Gasheizung unterstützt. Im Lehrschwimmbecken Aegidienberg kommt eine Kombination aus CO2-neutraler Solarthermie und hocheffizienter Nutzwärme aus dem Blockheizkraftwerk des Schulzentrums zum Einsatz. Das zum Duschen erzeugte Warmwasser wird weiterhin auf die vorgegebene Solltemperatur von 60 Grad erhitzt, um die Entstehung von gesundheitsgefährdenden Legionellen im Warmwasserkreislauf zu verhindern. Allerdings wird beim Duschen weniger Warmwasser zugemischt, sodass Warmwasser und damit auch Energie eingespart werden.
Stromeinsparungen durch Anpassungen oder Abschaltung von Leuchtstellen
Hinter dem Leitziel "Ausmachen macht was aus" hat der Rhein-Sieg-Kreis das generelle Ausschalten der Außenbeleuchtung an öffentlichen Gebäuden, das Ausschalten von Straßenbeleuchtung "wo immer möglich" von 23 Uhr bis 6 Uhr sowie das Ausschalten von nicht-sicherheitsrelevanten Ampelanlagen von 23 Uhr bis 6 Uhr zusammengefasst.
Dunkelheit bereitet vielen Menschen Unbehagen. Deshalb steht die Stadt Bad Honnef bereits seit mehreren Wochen im intensiven Austausch mit den Fachberatern des Ordnungsamtes und der Polizei, um die Auswirkungen auf das subjektive Sicherheitsempfinden und die objektive Sicherheit zu prüfen. Abschaltungen oder Helligkeitsreduzierungen werden vorab im Detail geprüft und bekannte Gefahrenstellen, Angsträume sowie Fußgängerüberwege, an denen eine Beleuchtung vorgeschrieben sind, werden weiterhin vollumfänglich ausgeleuchtet. Zudem müssen zunächst technische Voraussetzungen geschaffen werden, um die Straßenbeleuchtung, die derzeit in sechs große Schaltbereiche aufgeteilt ist, präziser und unabhängiger steuern zu können.
Gleichwohl hat die Anpassung der Straßenbeleuchtung einen spürbaren Effekt beim Energieverbrauch: Insbesondere in den Dämmerungs- und Nachtstunden, in denen keine Photovoltaik zur Verfügung steht, werden bis zu 20 Prozent des deutschen Strombedarfs durch die sogenannte Gasverstromung gedeckt. Stromsparen bedeutet also auch Gas zu sparen, erklärt Bürgermeister Otto Neuhoff: "Unsere Straßenbeleuchtung wird durch sogenannte Dämmerungsschalter gesteuert. Allein durch eine 30-minütige Verzögerung beim Einschalten der Beleuchtung wird die Stadt über 46.000 Kilowattstunden an Strom, der insbesondere in den Dämmerungs- und Nachtstunden auch aus Erdgas erzeugt wird, einsparen können".
Weitere 10.000 Kilowattstunden Strom jährlich wird die Abschaltung der sogenannten Objektbeleuchtung von Kirchtürmen und Kreisverkehren ab 23 Uhr bringen. 2.600 der 3.500 Leuchtstellen im Stadtgebiet werden mit energieeffizienten Natriumdampflampen betrieben. Diese werden in den nächsten Jahren schrittweise auf noch effizientere LED-Lampen ausgetauscht, von denen es derzeit 400 Stück im Stadtgebiet gibt. 350 Leuchtstellen sind mit einem sogenannten zweiten Leuchtdraht ausgestattet und werden derzeit von 23 bis 5 Uhr auf die Hälfte der Leuchtleistung gedimmt. Durch eine Verlängerung der reduzierten Leuchtphase von 22 Uhr bis 6 Uhr wird die Stadt Bad Honnef weitere 7.000 Kilowattstunden Strom einsparen.
Gesamtgesellschaftliche Pflichtaufgabe des Energiesparens macht Anpassung im Nutzungsverhalten notwendig
"Die Notwendigkeit zur Einsparung von CO2 zum Klimaschutz ist uns allen seit langem bekannt, allerdings standen bisher die fossilen Energien immer in ausreichendem Maße zur Verfügung", erklärt Bürgermeister Otto Neuhoff. "Nun sind wir in der Situation, in der wir sofort zu Einsparungen gezwungen sind, wenn wir die Energiesicherheit über den Winter gewährleisten wollen. Wir müssen und werden angesichts der europäischen Energiekrise unsere Gewohnheiten umstellen. Das gilt selbstverständlich auch für uns als Stadtverwaltung. Es ist keine Frage des Wollens oder des Geldes, es ist eine gesamtgesellschaftliche Pflichtaufgabe. Diese gelingt uns auch durch technische Anpassungen und mehr Effizienz in der Energienutzung. Viel wichtiger ist aber, dass wir unser Energiekonsumverhalten ändern. Mit kleinen Änderungen im Alltag können wir in der Summe Großes bewirken".
Anregungen dafür finden die Bürger auf der städtischen Webseite, der des Rhein-Sieg-Kreises und der Homepage der Energie-Agentur-Rhein-Sieg. (PM)