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Nachricht vom 22.08.2022    

Musikfreunde begeisterten sich beim Neuwieder Wandelkonzert

Am vergangenen Samstag (20. August) fand in Neuwied das sogenannte "Wandelkonzert" statt. Die Kantorin Sabine Paganetti sowie ihr Sohn Konstantin spazierten gemeinsam mit weiteren Künstlern und Musikbegeisterten durch die Deichstadt.

Die Besucher des Wandelkonzertes erlebten einen Mix aus Musik und Geschichte. (Fotos: Jürgen Grab)

Neuwied. Gemeinsam mit vielen Freunden der Musik hatten sich die Kantorin und anerkannte Musikpädagogin Sabine Paganetti sowie ihr Sohn, der inzwischen sehr bekannte Bariton Konstanin Paganetti, und mit ihm das Vokalquartett Köln auf einen reizvollen Weg quer durch die Innenstadt gemacht, um Herz und Sinne von mehr als 80 Menschen zu erfreuen.

Konstantin Paganetti konnte am Neuwieder Rheinufer, unterhalb der "Deichkrone", eine Vielzahl von interessierten Menschen willkommen heißen. Die Besucher wurden mit einem Goethe-Text und der musikalischen "Beherzigung" (von Johannes Brahms) sowie mit dem Lied von Friedrich Silcher "Ich weiß nicht, was soll es bedeuten", begrüßt. Gesungen wurde es von Konstantin Paganetti und dem Vokalquartett Köln mit Theresa Klose (Sopran), Anna Goeke (Alt) und Robert Reichinek (Tenor).

Zu den Sängern gesellten sich in der Kirche der Brüdergemeine Organist Bernd Kämpf sowie an anderen Stellen Hedyet Djeddikar am Klavier hinzu. Alle zusammen haben dieses, von Paganetti organisierte "Wandelkonzert" zu einem Kunstgenuss der besonderen Art gemacht. Dabei waren die weiteren Stationen am Carmen-Sylva-Park, auf dem "Historischen Friedhof" und schließlich im Röntgenmuseum zusätzliche Erlebnisbereiche mit entsprechend anspruchsvoller Qualität und bemerkenswerter Ästhetik.

Dem jungen Paganetti gelang es mit seinen Mitsängern vorzüglich, die vorgetragenen Lieder nicht nur stimmlich sondern auch situationsgerecht in bester Weise vorzutragen, sodass das Zuhören eine reine Freude war. Ob es nun Kompositionen wie "O süßer, oh freundlicher...", beziehungsweise "Meine Seel, warum bist du betrübet" von Heinrich Schütz im Kirchsaal der Brüdergemeine waren, immer waren die Beiträge von besonderer Rein- und Schönheit, die bei den Zuhörern ein berechtigtes Wohlgefallen auslösten.

Zweifellos ein Höhepunkt dieses Wandelkonzertes war der Aufenthalt im Festsaal des Roentgen-Museums, in dem Museumsdirektor Bernd Willscheid die Gäste begrüßte. Als die Sänger gemeinsam mit dem Pianisten Hedayet Djeddikar die gar fröhlichen Lieder von Franz Schubert "Der Tanz", "Lebenslust" und das "Trinklied" anstimmten, wurden diese vom Publikum mit besonderer Freude aufgenommen und mit begeistertem Beifall bedacht.

Neben Musik gab es auch viel Geschichtliches
Interessant waren zweifellos die von Sabine Paganetti erzählten historischen Episoden, die vom Publikum interessiert zur Kenntnis genommen wurden. Paganetti begann ihren Bericht mit der Schilderung einer Dampfschifffahrt auf dem Rhein am 14. August des Jahres 1845, zu der die Königin und der König von Preußen die englische Queen Victoria von England mit ihrem Gemahl, Prinz Albert von Sachsen-Coburg-Gotha, eingeladen hatte.



Im Kirchsaal der Brüdergemeine war einstmals im Jahre 1789 auch Alexander von Humbold zu Gast, der einem Studienfreund vom friedlichen Miteinander unterschiedlicher Konfessionen und Glaubensrichtungen in Neuwied berichtete. Der Kirchsaal war bereits 1783 errichtet worden. Zwei Jahre später erfolgte die Einweihung der Kirche. Nochmals zwei Jahre später kam es zur Errichtung diverser Brüdergemeine-Schulen, die schließlich die ersten "Höheren Schulen" in Neuwied waren und zum guten Ruf der Stadt als Schulstadt in erheblicher Weise beigetragen haben.

Eine weitere eindrucksvolle Geschichte ist die über Carmen Sylva, der Prinzessin Elisabeth zu Wied und späteren Königin von Rumänien. Sie liebte ihre Heimat und hier besonders Schloss und Segenshaus auf Monrepos. An der Station am Carmen-Sylva-Garten kamen auch die poetischen Neigungen der Prinzessin zur Sprache. Auf dem Historischen Friedhof in unmittelbarer Nähe des früheren Rasselstein- und heutigen Stadtverwaltungs-Hochhauses sind eine Vielzahl bekannter Neuwieder Familien begraben. So zum Beispiel auch Carl Wilhelm Remy, dem späteren Betreiber des Hüttenwerkes Rasselstein und auch etliche Mitglieder der ehemaligen Fürsten-und Prinzenfamilie zu Wied. Dazu gehören unter anderem Alexander und Maxmilian zu Wied. Sabine Paganetti wusste weiter zu berichten, dass der Friedhof 1783 in der Julius-Remy-Straße als erster städtischer, konfessionsfreier Friedhof eröffnet wurde und sich als ein einmaliges Dokument christlicher Grab- und Gedenkkultur präsentiert. Gerne wies Veranstaltungsorganisator Konstantin Paganetti darauf hin, dass dieser "musikalische Spaziergang durch Neuwied" von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien im Rahmen der Aktion "Neustart Kultur" gefördert worden war.

Nicht zuletzt bildete dann das Roentgenmuseum sowohl als geschichts- als auch als kunstträchtiges Gebäude den Endpunkt eines interessanten und kunstreichen "Wandelskonzertes", das wohl erstmalig in dieser Form in Neuwied realisiert wurde und nicht zuletzt durch den wunderbaren Gesang von Konstanin Paganetti und des Kölner Vokalquartetts ein besonderes Gefallen beim Publikum gefunden hat.

Eine besonders eindrucksvolle Ergänzung fand dieses bisher einmalige "Wandelkonzert" mit einem weiteren musikalischen Ereignis, das am vergangenen Sonntag sowohl in der Altwieder- als auch in der Feldkirchener Kirche stattfand. (jüg)


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