Werbung

Nachricht vom 05.09.2022    

Fahrrad fahren in der Region Westerwald - Fahrradkongress kommt

Von Helmi Tischler-Venter

In der Geschäftsstelle der Regionalinitiative „Wir Westerwälder“ begrüßten die Landräte Achim Hallerbach (Neuwied), Dr. Peter Enders (Altenkirchen) und Vorständin Sandra Köster neben Pressevertretern, Maja Büttner vom Westerwald Touristik-Service und die Organisatoren des für den 15. Oktober geplanten Fahrradkongresses, Uli Schmidt, Robert Krimphoff, Sebastian Lachermeier und Thomas Böckling.

Gemeinsam informierten sie über den geplanten Fahrradkongress. Foto: Wolfgang Tischler

Dierdorf. Landrat Achim Schwickert (Westerwaldkreis) war verhindert, er trägt jedoch die Bemühungen der Kreisverwaltungen und der Fahrrad-Projektgruppe mit. Landrat Hallerbach erläuterte, dass „Wir Westerwälder“ das Thema mittrage, weil Wandern und Radfahren durch Corona neue touristische Bedeutung gewonnen haben und der Stellenwert durch die Energiewende noch gestiegen ist. Nun müssten die entsprechenden Strukturen geschaffen werden, denn unkoordiniertes Fahrradfahren sei schwieriger geworden. Er höre oft Beschwerden vonseiten der Förster. Radverkehrsplanungen auf den Weg zu bringen sei notwendig, aber Radwege gehörten nicht zu den Pflicht-Aufgaben der Kommunen und wegen defizitärer Haushalte setze die Kommunalaufsicht da den Rotstift an. Im Kreis Neuwied wollen die Kommunen das Radfahren organisieren, im Westerwaldkreis der Kreis und auch der Kreis Altenkirchen habe sich auf den Weg gemacht. Die drei Landkreise hätten Maßnahmen eingeleitet, mit dem Ziel, ein überregionales, gut verbundenes Radwegenetz zu errichten. Daher wolle man den Fahrradkongress gern unterstützen und für die Fahrradbenutzung werben, nicht nur touristisch, sondern auch im Alltag.

Uli Schmidt betonte, dass eben die Alltagsradwege noch geschaffen werden müssten, diese dürften nicht länger sein als die Autowege. Er vermutete, dass dieser Prozess über eine ganze Generation geht. Die bucklige Topografie des Westerwalds, früher ein Totschlagargument, ist durch E-Bikes kein Hindernis mehr und durch die Klimakrise ist Fahrradfahren ein kleiner, aber ständig wachsender Beitrag zur Bewältigung geworden. Den Fahrradkongress will Schmidt klein anfangen, weil die Strukturen sich erst noch herausbilden müssten. Der Kongress solle eine Diskussions-Plattform werden und habe das Potenzial, eine Großveranstaltung zu werden.

Krimphoff stellte fest, dass die Kreise das Fahrrad bisher touristisch sähen, die berufliche Nutzung müsse noch gefördert werden, denn „Wo keine Radwege sind, bin ich auf der Straße.“ In der Stadt Montabaur seien die Autofahrer sehr rücksichtsvoll, aber Väter mit Kindern suchten sichere Radwege. Der Schatzmeister wies darauf hin, dass die Finanzierung des Wäller Fahrradkongresses zweckgebunden über den VCD laufe. Spontan schlug der Finanzfachmann vor, die vorgesehenen 60 Teilnehmerplätze in Kooperation mit „Wir Westerwälder“ zu versteigern.

Medienfachmann Sebastian Lachermeier ergänzte, es sei eine Transformation in den Städten sichtbar. Da Touristen aus den Ballungsräumen den Westerwald aufsuchten, habe er Plakate, Buttons und T-Shirts mit Wiedererkennungswert gestaltet. Die Sozialen Medien wolle er im Vorfeld des Kongresses informieren.



Der Unternehmer und Sponsor Thomas Böckling sieht ein riesiges Steigerungspotential bei elektrischen Zweirädern. Er forderte die Politiker auf, sich das Radwegekonzept der Stadt Frankfurt, mit dem diese City wirbt und die Fahrradwege-Entwicklung in Holland zum Vorbild zu nehmen. Sein Appell lautete, Geschwindigkeit in die Radwege zu bringen.

Dem entgegnete Landrat Hallerbach, er habe viele tolle Pläne, aber da der LBM der Träger sei, müssten Fünf-Jahres-Pläne erstellt werden. Die nächste Hürde sei der Grundstückserwerb. Zum Beispiel werde ein von ihm angestrebter Radweg Bonn-Koblenz im engen Rheintal durch eine Firma blockiert. Daher lautete seine Erkenntnis: „Wir brauchen Verfahren, die solche Baumaßnahmen beschleunigen und ihnen Vorrang einräumen. Das Land muss Ressourcen zur Verfügung stellen. Da die Gemeinden künftig mit noch höheren Hebesätzen belegt werden, die nur noch die Bezahlung der Pflichtaufgaben zulassen, sind Fördermittel dringend nötig!“

Die Fahrradfreunde wiesen zudem auf kommunale Aufgaben wie Beschilderung der Radwege, Sicherheitsstreifen und Haltezonen hin. Die Fahrradfahrer dürften auf keinen Fall auf dem Bürgersteig fahren.

Landrat Enders nannte als Erfolgsbeispiele seiner Behörde das Projekt Dienstfahrrad-Leasing, die zugesagte Förderung des Lückenschlusses des Siegradweges und ein Bundesförderprogramm für einen jetzt gebauten Radweg zwischen dem Wiedtal und Eichen, durch den das Wiedtal bis nach Altenkirchen mit dem Fahrrad sicher befahrbar ist.

Achim Hallerbach hielt es für wichtig, die Kommunen als Planungsträger mit ins Boot zu holen. Beim Fahrradkongress solle gemeinsam geworben werden um durchgängige Fahrradwege und deren Nutzung.

Der Fahrradkongress im Tagungszentrum des Hotels „Zugbrücke“ in Grenzau beginnt am 15. Oktober um 10 Uhr, Einlass ist eine halbe Stunde vorher. Verbandsbürgermeister Thilo Becker eröffnet, den Hauptvortrag hält der Fachbereich „Mobilität/Radverkehr“ der Hochschule Rhein-Main Wiesbaden, es werden Ergebnisse vorgestellt. Es folgen mehrere Kurzvorträge, dann folgen Mittagsimbiss, Gespräche und Talk-Runde. Zusammenfassung und Schlusswort sollen gegen 14 Uhr erfolgen. Informationen erhalten Interessierte unter www.waellerfahrradkongress.de.

Schmidt forderte, dass bei allen Straßenbauprojekten immer auch Radwege mitgeplant werden müssten, damit der Irrgarten der Planungen endlich durchbrochen werde. In Kooperation mit „Wir Westerwälder“ könne immer beim Fahrradkongress ein „Wäller Fahrradpreis“ verliehen werden, für den ein Sponsor gesucht werden solle. Dem stimmten die Anwesenden zu. (htv)



Lesen Sie gerne und oft unsere Artikel? Dann helfen Sie uns und unterstützen Sie unsere journalistische Arbeit im Kreis Neuwied mit einer einmaligen Spende über PayPal oder einem monatlichen Unterstützer-Abo über unseren Partner Steady. Nur durch Ihre Mithilfe können wir weiterhin eine ausgiebige Berichterstattung garantieren. Vielen Dank! Mehr Infos.



Mehr dazu:   Auto & Verkehr  
Lokales: Dierdorf & Umgebung
Feedback: Hinweise an die Redaktion

Anmeldung zum NR-Kurier Newsletter


Mit unserem kostenlosen Newsletter erhalten Sie täglich einen Überblick über die aktuellen Nachrichten aus dem Kreis Neuwied.

» zur Anmeldung



Aktuelle Artikel aus Region


Rasante Fahrt endet im Unfall zwischen Bonefeld und Straßenhaus: Polizei sucht Zeugen

Am 1. April kam es auf der B256 zwischen Bonefeld und Straßenhaus zu einer gefährlichen Verkehrssituation. ...

Halbseitige Sperrung der L 252 wegen Restarbeiten zwischen Bruchhausen und Kretzhaus

Am 3. und 4. April wird die L 252 zwischen Bruchhausen und Kretzhaus für wichtige Restarbeiten halbseitig ...

Verkehrseinschränkungen auf der B 256 bei Bonefeld

Am 3. April kommt es auf der B 256 im Bereich Bonefeld zu Verkehrseinschränkungen. Grund dafür sind Bauarbeiten ...

Gemeinsam für ein sauberes Unkel: Frühjahrsputz am 5. April

Die Stadt Unkel ruft ihre Bürger zur Teilnahme am diesjährigen Frühjahrsputz auf. Am Samstag, dem 5. ...

Sayner Hütte: Ein Industriedenkmal als "Museum des Monats"

Im März wurde die Sayner Hütte vom Ministerium für Familie, Frauen, Kultur und Integration als "Museum ...

Rodungsarbeiten: Vollsperrung der L 269 zwischen Bruchermühle und Döttesfeld

Am ersten Aprilwochenende müssen sich Autofahrer auf eine Verkehrsänderung einstellen. Die L 269 wird ...

Weitere Artikel


Bäcker am Limit im Westerwald: "Wenn Preise nicht runter gehen, mache ich dicht"

Steigende Energie- und Rohstoffkosten bringen viele Bäcker-Betriebe ans Limit. Bei einem gemeinsamen ...

Puderbach feiert: Zum Brunnenfest in die Ortsmitte

Eigentlich war es schon die sechste Auflage - und doch gewissermaßen ein Neubeginn: Am Wochenende trafen ...

Flächenbrand in Rheinbrohl hinter der Schule: War eine weggeworfene Zigarette schuld?

Am Montagnachmittag (5. September) musste die Feuerwehr zu einem Flächenbrand hinter dem Rheinbrohler ...

Verkehrsunfall auf der B 42 nach Überholvorgang

Wie die Polizeiinspektion Bendorf mitteilte, kam es am Montagmorgen (5. September), gegen 10.30 Uhr, ...

Vortrag zur Grundsteuerreform in Unkel

Aktuell müssen Millionen Wohnungs- und Grundstückseigentümer in Deutschland Erklärungen zu ihrem Grundbesitz ...

Voller Energie in die Ausbildung - evm-Gruppe begrüßt 25 neue Auszubildende

Sie starten in einer sehr herausfordernden Zeit ins Berufsleben: Insgesamt 25 junge Menschen haben am ...

Werbung