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Nachricht vom 19.06.2011    

Rengsdorf versank im Blaulicht

Massen-„Unfall“ mit 22 Fahrzeugen – Großübung für Notärzte und Feuerwehren des Kreises Neuwied

Rengsdorf. Sonntagmittag 13.00 Uhr. In Rengsdorf wird Alarm ausgelöst: Auf der B 256 sind 22 Fahrzeuge ineinander gefahren. Alle Fahrzeuge sind mit mehreren Personen besetzt, da ein Fußballspiel zu Ende ging. Der zuerst eintreffenden Feuerwehr bietet sich ein Bild des Grauens: Ein Fahrzeug scheint zu brennen, starker Rauch zieht über die Unfallstelle. Pkws liegen auf dem Dach, andere Fahrzeuge liegen auf der Seite, einige Autos sind unter vorausfahrende Fahrzeuge gefahren und haben quasi jetzt einen PKW auf dem Dach.

Feuerwehr, leitende Notärzte und Organisationsleiter übten heute bei Rengsdorf das Verhalten bei einem Massenunfall auf der Straße. Fotos: Wolfgang Tischler

Ein riesiges Knäuel aus Blech liegt auf der B 256. In vielen Fahrzeugen sind Verletzte eingeklemmt, die rufen, schreien oder bewusstlos im Fahrzeug liegen. Die eintreffende Wehr aus Rengsdorf löst direkt Großalarm aus. THW, alle verfügbaren Krankenwagen, Notärzte und weitere Wehren werden angefordert. Blaulicht so weit das Auge reicht.

Die Rengsdorfer Wehrleute müssen zuerst den Atemschutz anlegen, um den Schwelbrand an einem Fahrzeug zu löschen, erst dann können die ersten leicht Verletzten von der Unfallstelle geführt werden. Nach und nach treffen die Wehren von Oberhonnefeld, Neuwied-Oberbieber, Anhausen und Waldbreitbach ein. Sanitäter eilen mit Tragen herbei und transportieren die durch die Feuerwehr geborgenen Insassen ab.

Es vergeht einige Zeit, bis der leitende Notarzt sich einen Überblick verschafft hat und eine erste Klassifizierung der Verletzten vorgenommen hat. Es scheint auch Tote gegeben zu haben. Helfer wimmeln wie Ameisen an der Unfallstelle. Die Feuerwehr bringt die Rettungsscheren in Position und beginnt damit Autotüren aufzubrechen, damit Insassen befreit werden können. Zwischendrin immer wieder die Schreie der Verletzten. Viele stehen unter Schock, ein junger, verletzter Mann wehrt sich heftig dagegen weggebracht zu werden. Er will zu seiner Oma zurück ins Auto. Eine junge Frau kommt mit Kopfverband, blutigem Gesicht und Infusion am Arm zur Unfallstelle zurück gerannt, um nach ihrem Freund zu sehen. Sie kann nur mit Mühe von zwei Wehrmännern zurück zu den Sanitätern gebracht werden.

Derweil gibt es am Rande der noch nicht fertig gestellten B 256 kritische Beobachter, denn das Szenario ist Gott sei Dank nur gestellt, dafür aber in der Wirkung sehr echt. Was liegt dem zu Grunde?
An der Feuerwehr- und Katastrophenschutzschule Rheinland-Pfalz fand ein Kurs für Leitende Notärzte und Organisationsleiter statt. Diese Großübung in Rengsdorf war der Abschluss ihres Lehrgangs. Am frühen Morgen gab es bereits eine Übung, in der ein Busunfall mit 30 Verletzten simuliert worden war. Es war quasi die Übung zum Aufwärmen, ehe mittags das Szenario schlimmer wurde.



Ein Szenario, das nicht an den Haaren herbeigezogen ist. Regelmäßig ist von Massenunfällen zu sehen und zu hören. Rengsdorf wurde ausgesucht, weil die neue Umgehungsstraße noch im Bau ist und somit der laufende Sonntagsverkehr relativ wenig gestört wurde. Die Fahrzeuge wurden im Vorfeld sorgsam und nach Plan ineinander verkeilt und so präpariert, dass sich in der Tat Türen nicht mehr öffnen ließen. Die Verletzten wurden von Absolventen der Polizeiakademie sehr realitätsnah gespielt. Sie waren von professionellen Visagisten so geschminkt worden, dass die Verletzungen echt aussahen. Mit Theaterblut wurde nicht gespart. Nach dem Schminken mussten die Darsteller mit Hilfe der Feuerwehr über Leitern, teils durch eingeschlagene Fenster, in die Fahrzeuge klettern.

Die Toten wurden mittels Dummies dargestellt. Holger Kurz, der leitende Einsatzleiter, war nach rund einer Stunde Einsatz mit dem Ablauf zufrieden. Genaues muss eine anschließende Analyse bringen, denn die ganze Übung wurde aufgezeichnet. Allein aus dem Kreis Neuwied waren über 300 Einsatzkräfte vor Ort. Landrat Rainer Kaul, auch Präsident des Deutschen Roten Kreuzes, Landesverband Rheinland-Pfalz, war vor Ort, um sich persönlich ein Bild von den Fähigkeiten des Rettungsdienstes in seinem Landkreis zu machen. Der erste Eindruck: Der Kreis Neuwied ist gut aufgestellt. Wolfgang Tischler



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