"Der erste letzte Tag" im Schlosstheater Neuwied: Gelungener Start in die neue Spielzeit
Erfolgreicher Auftakt der neuen Spielzeit im Schlosstheater: Zum Neustart nach schwierigen Jahren hat sich das Ensemble der Landesbühne Rheinland-Pfalz mit Sebastian Fitzek gleich ein Autoren-Schwergewicht vorgenommen. Dabei ist "Der erste letzte Tag" keiner seiner üblichen Thriller - und auf der Schlosstheaterbühne daher gleich umso besser aufgehoben.
Neuwied. „Ich freue mich, Sie nach den letzten schwierigen Jahren alle hier wieder zu einer neuen Spielzeit begrüßen zu dürfen.“ Mit diesen Worten trat Lajos Wenzel für das zur Premiere von „Der erste letzte Tag“ ausverkaufte Haus. Autor Sebastian Fitzek ließ sich aus beruflichen Gründen entschuldigen, wird aber eine der späteren Vorstellungen besuchen. So blieb Lajos Wenzel noch, mit Hanna Kurz, die ihren Weg in Richtung Schauspiel fortsetzen möchte, eine langjährige Mitarbeiterin zu verabschieden, bevor er die Bühne für das Ensemble freigab.
Lea von Armin (Carolin Freund) und Livius Reimer (Thomas Jansen) – zwei völlig unterschiedliche Charaktere, die im Normalfall einen Riesenbogen umeinander gemacht hätten – werden vom Schicksal am Münchner Flughafen in einem Schneesturm zusammengeführt. Livius will nach Berlin, um seine Ehe zu retten, Lea hat dort noch etwas Wichtiges zu erledigen, bevor sie nach Hamburg weiterreisen wird. Es gibt nur noch einen Mietwagen, Livius hat keinen Führerschein dabei und Lea nicht genug Geld. So landen die „Seesack-Tofu-Palmenfrisur-Terroristin“ Lea und Lehrer Livius in einem Auto auf dem Weg nach Berlin. Auf dem Weg schlägt Lea ihm ein Experiment vor – sie beiden sollen diese gemeinsame Fahrt als Roadtrip sehen und diesen Tag so leben, als sei es ihr letzter. Halbherzig stimmt Livius, der mit einem Gedankenexperiment rechnet, zu; nichtsahnend, worauf er sich eingelassen hat und dass Lea und ihr Experiment sein ganzes Leben für immer verändern werden. So bringen sie Obdachlose in einem Sterne-Hotel unter, befreien Schweine, die zum Schlachter sollten, und stiften Verwirrung in einem Altenheim. Doch Lea verbirgt ein dunkles Geheimnis vor Livius. Sie ist unheilbar an Krebs erkrankt und soll sich in Hamburg von ihrem Vater in der Klinik operieren lassen, um sich noch etwas Lebenszeit zu erkaufen. Sie jedoch möchte lieber den Tagen mehr Leben geben, als dem Leben mehr Tage …
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Wenn der Tod naht...
Das Ende des Stückes ist offen und lässt viel Raum für Gedankenspiele und Überlegungen. Das Ensemble schafft es, den nahenden Tod nicht als reine Bedrohung zu sehen, sondern humorvoll, verrückt, abstrus und auch traurig zu betrachten.
Carolin Freund, die sich in der Vorbereitung auf die Rolle viel mit menschenwürdigem Sterben und Palliativmedizin befasst hat, hofft, mit diesem Stück, möglichst viele Menschen zum Nachdenken anzuregen. Nach zwei schwierigen Jahren ist es wichtiger denn je, in der Gesellschaft wieder ein normales Verhältnis zum Sterben zu entwickeln. Denn schließlich gibt es im Leben nur eines, was ganz sicher ist – es ist endlich, nur der Zeitpunkt ist nicht bekannt.
Unterstützt wurden Carolin Freund und Thomas Jansen von Farina Violetta Giesmann und Thomas Krutmann, die alle weiteren Rollen mit Bravour spielten und sich durch ihre enorme Verwandlungsfähigkeit auszeichnen konnten. So verliehen sie dem Stück eine ganz besondere Note und schafften die Bühne für die beiden Hauptdarsteller.
Wer die Thriller von Sebastian Fitzek kennt, der hat mit diesem Theaterstück basierend auf seinem Roman die Chance, einen ganz anderen Fitzek kennenzulernen. Und so bleibt nur zu sagen, dass der Besuch des Theaterstückes sich auf jeden Fall lohnt. (Ulrike Puderbach)
"Der erste letzte Tag" ist auf der Schlosstheaterbühne noch bis zum 9. Oktober zu sehen. Weitere Infos zu den Aufführungsterminen und Tickets gibt es hier.
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