Grenzen überwinden – Kunst in Woldert, in Häusern, Höfen und Gärten
Gemeinschaftsausstellung war gut besucht – Alles außer gewöhnlich
Woldert. In dem kleinen, ländlich geprägten Dorf entwickelt sich so etwas wie eine Künstlerkolonie. Einst lebte der Maler Karl Bruchhäuser hier mit seiner Familie. Um seine Frau Uta Rohde herum hat sich ein Kreis von künstlerisch tätigen Menschen gefunden, die einmal im Jahr ihre Häuser, Gärten und Höfe für eine große Gemeinschaftsausstellung öffnen.
Alles spielte sich in der Dierdorfer Straße ab, in den Häusern 4, 9 und 12. Marie Schreyögg aus Straßenhaus hatte zum Beispiel ihren Energieschmuck mitgebracht: „Das hat nichts mit Esoterik zu tun“, sagt die jung gebliebene Dame. „Das ist Landwirtschaft, reine Vernunft“, versucht sie die Hoffnungen weckende Bezeichnung zu erklären. Die Arm- und Halsbänder werden aus so genannten „effektiven Mikroorganismen“ (EM) hergestellt und helfen bei Tieren – wenn diese die Bänder Tag und Nacht tragen – gegen Zecken.
„EM kann man auch trinken“, sagt Marie Schreyögg. Sie seien rechtsdrehend und deshalb besonders wertvoll. In Straßenhaus – wo die Künstlerin wohnt - beschäftigt sich die Ausstellerin auch mit der Malerei.
Das Thema Malerei überließ sie bei der Ausstellung – die am Wochenende 18. und 19. Juni stattfand - anderen. Zum Beispiel Andreas Bruchhäuser, der in der Galerie seines Vaters (und seinem Elternhaus) zum ersten Mal seine Werke zeigte. Andreas Bruchhäuser, der in Düsseldorf Kunst studierte, lebt und arbeitet als Maler in Koblenz-Ehrenbreitstein. In Woldert hängte er für die Ausstellung Landschaften auf und ein Porträt seiner Mutter, Uta Rohde.
Kein Zufall, dass im selben Raum die tönernen Kraft-Engel von Ilona Terhard-Schuh (aus Lautzert) aufgestellt waren. Die Skulpturen sind aus Uta Rohdes Projekt „Lebensbaum“ entstanden, einer geistig-moralischen und sehr individualistischen Lebensphilosophie. Die an die zehn Erzengel angelehnten Figuren verkörpern die Kraftprinzipien des Lebensbaums.
Die zweitägige Ausstellung war gut besucht, Uta Rohde mit der Resonanz sehr zufrieden. Für sie zählt: „Die Besucher kommen aus einem weiten Gebiet, aus der Rengsdorfer Gegend, aus dem Raum Selters, aus Dierdorf, aus Puderbach. Dadurch hat die Ausstellung auch einen grenzübergreifenden Charakter.“ Die Besucher aus Selters waren zum Teil Andreas List gefolgt, der im Holzschuppen vor dem Bruchhäuser-Haus seine aus Ästen und Stöcken gefertigten Leuchten und Objekte zeigte. Für Erhellung sorgten Kerzen – klassisch – oder elektrische Glühbirnen – modern.
Auf der anderen Straßenseite, nur einen Steinwurf entfernt, tauchten die Besucher ein in die Kunstwelt von RaRan Utz Werken, Claudia di Dio und Ute Henne (Porzellanmalerei). Während man Claudia di Dios Kunst (Gewänder) tragen kann, haben Werkens Bilder und Objekte nichts Gegenständliches. Er bezeichnet seine Arbeit als „informelle Kaligraphie“ und das bedeutet: „Der Versuch, jeder Form auszuweichen.“ Oder anders gesagt: „Es ist wie Zen-Meditation!“
Auch wer das Praktische suchte, kam in Woldert nicht zu kurz: Ulla Klerlein (aus Peterslahr) hatte Wildholzmöbel in den Garten gestellt. Herrlich individuelle Sitzmöbel aus Sammel- und Strandholz, nicht ein Möbel gleicht dem anderen. Und, falls man nicht von alleine drauf kommt: Ulla Klerlein, wie auch die anderen Künstler der Ausstellung, würde gerne einiges davon verkaufen, um wieder Platz für neue Arbeiten zu bekommen.
Ebenfalls in Woldert vertreten waren: Malereien von Edelgard Martens, Kunst auf Seide von Uta Rohde, Fabelwesen von Michaela Baltz, Skulpturen aus Holz von Helga Wilms. Zum Abend sang Frank Breburda „Sieben heilsame Lieder“. Holger Kern
Die Ausstellung mit Werken von Karl und Andreas Bruchhäuser ist an den kommenden drei Sonntagen, 26. Juni, 3. und 10. Juli, jeweils von 15 bis 18 Uhr in der Galerie Bruchhäuserhof, Dierdorfer Straße 9, in Woldert zu sehen.
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