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Nachricht vom 13.07.2011    

Interview mit Bürgermeister Wolfgang Kunz …

… über die ablehnende Haltung der Verbandsgemeinde Dierdorf zur Fusion mit Puderbach

Alle Fraktionen im Dierdorfer Verbandsgemeinderat sind sich einig: Eine Fusion mit der Verbandsgemeinde Puderbach bringt nur Nachteile. CDU-Ratsmitglied Hans-Dieter Spohr hat statistische Zahlen zusammengetragen, die das belegen sollen. Bürgermeister Wolfgang Kunz (Puderbach) sagt dazu: Hier werden Äpfel mit Birnen verglichen.

Wolfgang Kunz sieht weiterhin Vorteile in einer Fusion der Verbandsgemeinden Dierdorf und Puderbach.

Der „NR-Kurier“ hat Wolfgang Kunz, besucht, den Bürgermeister der Verbandsgemeinde Puderbach, und mit ihm über die Kritik aus Dierdorf an einer möglichen Fusion mit der Verbandsgemeinde Puderbach gesprochen. Verbandsgemeinderatsmitglied Hans-Dieter Spohr aus Dierdorf (CDU) hatte Vergleichszahlen zwischen beiden Verbandsgemeinden verglichen und war zu einem negativen Ergebnis für eine Fusion gekommen (Artikel in NR-Kurier am 07.07.2011).

NR-Kurier: Herr Kunz, Sie kennen die Zahlen mit denen Hans-Dieter Spohr argumentiert, dass eine Fusion der Verbandsgemeinde Dierdorf mit Puderbach den Dierdorfern nur Nachteile bringt.

Wolfgang Kunz: Zuerst darf ich feststellen, dass Puderbach im Gegensatz zum wesentlich kleineren Dierdorf kein Fusionskandidat ist, da wir annähernd 15.000 Einwohner haben und im Gegenteil zu Dierdorf nicht unter das Kommunalreformgesetz, das 2014 umgesetzt wird, fallen. Dennoch halte ich es für wichtig, dass man realistisch und weitsichtig die Weichen für die Zukunft stellen sollte, so verstehe ich Politik. Dazu zählt auch, dass man Statistiken ehrlich angeht und nicht Birnen mit Äpfeln vergleicht, um den Bürger hinters Licht zu führen, wie das der CDU-Politiker Hans-Dieter Spohr macht.

NR-Kurier: Schauen wir uns die konkreten Zahlen an: Bei dem Personal rechnet Spohr vor, das Puderbach weit mehr als das doppelte an Personal für die Verwaltung als Dierdorf - bezogen auf die Einwohner - braucht.

Wolfgang Kunz: Die Verbandsgemeinde Puderbach betreibt drei Grundschulen und fünf Kindergärten. Im Gegensatz dazu ist die Verbandsgemeinde Dierdorf überhaupt kein Träger von Kindergärten und nur für zwei Schulen verantwortlich. Allein im Bereich der Kindergärten arbeiten bei uns 71 Erzieherinnen. Da wir auch Betreiber der Post sind, sind auch hier drei zusätzliche Kräfte anzurechnen. Weiterhin ist bei uns die Untere Bauaufsicht angesiedelt, die auch mit zwei Personen zu Buche schlägt. Dass wir darüber hinaus seit Jahren eine intensive Jugendarbeit vorweisen können, ein Jugendheim betreiben, eine Stiftung verwalten und mit den Sozialverbänden, dem Roten Kreuz und den Kirchen die „Puderbacher Tafel“ verwalten, sei nur am Rande angemerkt. Auch der Zweckverband „Kirchspiel Urbach“, sicherlich keine kleine oder unbedeutende Einrichtung, wird im Gegensatz zur Märkerschaft Dierdorf von der Verbandsgemeinde verwaltet.

NR-Kurier: Herr Kunz, Sie zeigen hier bereits große Unterschiede auf, gibt es da noch mehr im Personalbereich, da hier die Zahlen sehr deutlich auseinander klaffen?

Wolfgang Kunz: Dass die Puderbacher Verwaltung pro Jahrgang im Schnitt sechs junge Menschen ausbildet, Dierdorf in drei Jahrgängen aber nur maximal drei Auszubildende einstellt, möge der Leser selbst bewerten. Darüber hinaus bietet die Puderbacher Verwaltung bis zu zehn Jugendlichen die Möglichkeit zur Ableistung eines freiwilligen sozialen Jahres, was im Übrigen auch mit Kosten verbunden ist.

NR-Kurier: Das Steueraufkommen ist in absoluten Zahlen gesehen in Puderbach höher als in Dierdorf.



Wolfgang Kunz: Durch die Erschließung zweier wichtiger, größerer Gewerbe- und Industriegebiete wird sich, wie sich schon jetzt abzeichnet, die Steuerkraft weiterhin sehr positiv entwickeln, wobei die geschaffenen Arbeitsplätze der ganzen Region und damit auch den Bürgerinnen und Bürgern aus der Verbandsgemeinde Dierdorf zu Gute kommen.

NR-Kurier: Kommen wir zum Punkt Verschuldung.

Wolfgang Kunz: Hätte der CDU-Mann Spohr die jüngste Verschuldung von Dierdorf für seine Statistik hinzugezogen, hätte er mindestens von der doppelten Verschuldungsgröße ausgehen müssen. Übrigens steht der Puderbacher Verschuldung per Stichtag vom 1.7. 2011 von circa 7,9 Millionen Euro ein Bilanzvermögen von rund 43 Millionen Euro gegenüber, was im Wesentlichen in den letzten Jahren geschaffen wurde.

NR-Kurier: Können Sie noch ein Wort zu den Werken sagen.

Wolfgang Kunz: Wir entwässern 16 Gemeinden mit 39 Orten und haben es als Auftrag unserer Bürger gesehen die Menschen mit unserem Wasser aus der Region zu versorgen und nicht wie Dierdorf die bequemere, und ich gebe zu, die kostengünstigere Lösung zu suchen, nämlich an das Kreiswasserwerk anzuschließen. Wenn ich die Gebühren vergleiche, so liegen wir bei den Abwasserentgelten günstiger, beim Wasser aufgrund der hohen Investitionen zu Gunsten der Qualität und der Quantität natürlich nicht.

NR-Kurier: Auf die höhere Umlage in Puderbach müssen wir noch zu sprechen kommen.

Wolfgang Kunz: Der höhere Umlagesatz erklärt sich schon durch die Trägerschaft der Kindergärten mit circa zehn Prozent, sowie der Bewirtschaftung und Unterhaltung von drei Grundschulen, also einer mehr als in Dierdorf.

NR-Kurier: Gibt es aus ihrer Sicht noch weitere Aspekte bei der Fusionsdiskussion zu bedenken?

Wolfgang Kunz: Da es nach Abschluss der Freiwilligenphase in 2012 noch vor den nächsten allgemeinen Kommunalwahlen im Jahre 2014 zur Zwangsfusion kommen wird, sei auch mal die Frage erlaubt, wie es denn der CDU-Gemeindeverband Dierdorf mit der so genannten „Hochzeitsprämie“ für die freiwillige Gebietsänderung hält. Darüber schweigt man sich aus. Für freiwillige Gebietsänderungen gewährt das Land nämlich einwohnerbezogene Zuwendungen. Im konkreten Fall wären das rundweg 1,3 Millionen Euro, auf die man anscheinend großzügig verzichtet. Darüber hinaus werden im Zusammenhang mit freiwilligen Gebietsänderungen auch Projektförderungen gewährt, die hinsichtlich der Förderzeitpunkte und der Höhe der Fördersätze vorteilhafter sind als im Regelfall. Auch hier schlägt man großzügig Gelder aus, indem man sich hinter statistischem Zahlenwerk versteckt, das auch schon lange nicht mehr aktuell ist.

NR-Kurier: Herr Kunz, vielen Dank für das Gespräch.

Die Fragen stellte Wolfgang Tischler.


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