Pressemitteilung vom 09.11.2022
Unkeler Geschichtsverein gibt neuen Geschichtsboten heraus
Der Geschichtsverein Unkel hat wieder einen Geschichtsboten herausgebracht. In der 33. Publikation geht es wie bei dem vorangegangenen 32. Heft um das Gerichtswesen in Unkel im 18. und zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Grundlage der Recherchen sind Gerichtsakten aus dem Unkeler Stadtarchiv.
Unkel. "Dass es überhaupt möglich ist, hier vor Ort derartige Einblicke in die Vergangenheit Unkels zu erarbeiten, ist glücklichen Umständen und der kenntnisreichen Vorarbeit zweier Persönlichkeiten zu verdanken", erklärt Erster Vereinsvorsitzender Werner Geißler bei Präsentation des 33. Unkeler Geschichtsboten. Die bis in das 16. Jahrhundert zurückreichenden Aufzeichnungen wurden in einer Schöffenkiste im Turm der Pfarrkirche St. Pantaleon verwahrt. Denn dort hielt das Schöffengericht die Versammlungen ab. Die Kiste gelangte Mitte des 19. Jahrhunderts auf den Speicher des Pfarrhauses und zeitweise in die Sakristei. "Offenbar war die Kiste kaum jemanden bekannt. Dadurch entgingen die Akten der 1920 amtlich verordneten Überführung von Ortsarchiven in das Landeshauptarchiv Koblenz", vermutet Geißler.
Einen ausgeprägten Sinn für die Bewahrung der Geschichte hatte Lehrer Franz Hermann Kemp, der nach dem Krieg den Inhalt der Schöffenkiste sichtete und sortierte. Rudolf Vollmer, Vorgänger des heutigen Stadtarchivars Wilfried Meitzner, setzte die Arbeit mit Vereinsmitglied Werner Mayer fort. Diese hätten eine wertvolle Basis für das weitere Projekt geschaffen. "Im 18. Jahrhundert schrieb man in Deutscher Kurrentschrift. Werner Mayer begann damit, die Texte zu transkribieren. Eine herausfordernde Arbeit, da jede Handschrift eine eigene Charakteristik aufwies, Interpunktionen anders waren und Begriffe auftauchten, die es heute nicht mehr gibt", erläutert Tom Weingärtner, einer der Autoren. Aufgrund des umfangreichen Materials wurde entschieden, die historischen Strafrechtsfälle in zwei Bänden erscheinen zu lassen.
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Sieben weitere Fälle
Der 32. Geschichtsbote, der im vergangenen Jahr erschien, beleuchtet sieben Fälle: Diebstähle, Bigamie, Randale, Überfälle, Urkundenfälschung, Betrug und eine Kirmesschlägerei. Der 33. Geschichtsbote knüpft daran mit sieben weiteren Fällen an. Die Autoren Piet Bovy, Wilfried und Gisela Meitzner sowie Tom Weingärtner haben die transkribierten Texte in lesenswerte Kapitel umgewandelt. Ein Kapitel ist dem prominenten Fall Anton Kühlwetter gewidmet, der über ein langes Strafregister verfügte und auf dem Stuxberg gehängt wurde. Neben den Fällen recherchierte das Autorenteam zu weiteren verwandten Themen, etwa das Schöffengericht und der Gefängnisturm.
Das Schöffengericht befand sich im Turm der Pfarrkirche und war über die Schöffentür in der Kirchturmmauer erreichbar. Neben dem vom Erzbischof auf Lebenszeit ernannten Schultheiß waren ein Gerichtsschreiber und ein Gerichtsdiener am Schöffengericht beschäftigt. Früher war der Turm im Eigentum der Zivilgemeinde, auch heute noch existiere eine Unterhaltspflicht für den Kirchturm. An der Rheinpromenade steht der Gefängnisturm, in dem wie auch in den ehemaligen Stadttoren Verurteilte ihre Strafe absitzen mussten. Bestand Fluchtgefahr, kamen die Sträflinge ins Verlies des Gefängnisturms. (SOL)
Der 33. Unkeler Geschichtsbote ist beim Geschichtsverein, in der Buchabteilung des Vorteilcenters und bei Stefan Florian Schädlich in Unkel erhältlich. ISBN: 978-3-9406
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