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Nachricht vom 18.11.2022    

Ergreifende Inszenierung im Schlosstheater Neuwied: Mein Sohn Ludwig

Von Helmi Tischler-Venter

Die Landesbühne Rheinland-Pfalz inszenierte anlässlich des Beethovenjahres ein besonderes Kammerspiel von Stephanie Jänsch und Lajos Wenzel, das nach dem Originalschauplatz, dem Mutter-Beethoven-Haus in Koblenz Ehrenbreitstein, nun auch im Schlosstheater Neuwied zu sehen ist. Nach der Premiere am 17. November zeigten sich die Zuschauer ganz ergriffen.

Cynthia Thurat als Ludwig van Beethovens Mutter Maria Magdalena. Fotos: Helmi Tischler-Venter

Neuwied. Cynthia Thurat als Mutter Beethoven bewies Ausdrucksstärke und Wandelbarkeit. Denn die Perspektive aus Muttersicht auf ihr begabtes Kind macht dieses privater und emotionaler als üblich erlebbar. Tom Grasshofs reduzierte Bühnenausstattung lässt der Schauspielerin und der Fantasie des Publikums viel Raum. Pianistin Laura Bos ergänzt und begleitet die Handlung einfühlsam mit der Musik Beethovens.

Auf dem Sterbebett lässt Maria Magdalena van Beethoven ihr Leben und das ihres erfolgreichsten Kindes Revue passieren. Es ist das Jahr 1746, die Mutter hat den großen Erfolg ihres Sohnes Ludwig nicht mehr erlebt. Erleben konnte sie durch einen sprichwörtlichen Zusammenstoß, das fünfjährige Wunderkind Wolfgang Amadeus Mozart. In Maria Magdalena wuchs dadurch die Sehnsucht nach einem ebenso erfolgreichen Musiker-Kind. Nach dem Tod ihres ersten Ehemanns heiratete sie in zweiter Ehe den Bonner Hofmusiker Johann van Beethoven. Dessen Vater Ludwig, Sänger und Hofkapellmeister des Kurfürsten von Köln, lehnte die Schwiegertochter als nicht standesgemäß ab. Seine Haltung änderte sich durch die Geburt seines Enkels Ludwig.

Drei Jahre später zog die Familie Beethoven nach dem Tod des Großvaters und Geldgebers in das Haus des Bäckermeisters Fischer an das Rheinufer nach Bonn. Dort hörte der kleine Ludwig heimlich beim Musikunterricht seines Vaters zu und er spielte die vom Vater vorgegebenen Tonfolgen sofort nach. Für den strengen Vater, der selbst hart arbeitete und viel trank, musste der Junge jeden Tag die gleiche Abfolge üben. Für den eigenen Sohn hatte der Vater kein pädagogisches Geschick. Damit Ludwig ein Wunderkind würde wie der kleine Mozart, gab der Vater Ludwigs Alter ein Jahr jünger an.



Hin- und hergerissen zwischen dem Stolz auf das kleine Genie und der Sorge um die verlorene Kindheit des Kleinen, resignierte die Mutter: „Ich konnte nichts tun.“ Ihr Herz wurde ein wenig leichter, als sie beobachtete, dass ihr Kind abends freiwillig weiterspielte. Maria Magdalena griff jedoch schützend ein, als Johann den Kleinen mit Ohrfeigen strafte.

Der kleine Musikschüler erlebte Klavier-, Geigen-, Cembalo-, Orgel- und Generalbassspiel-Unterricht bei wechselnden Lehrern: Tobias Friedrich Pfeiffer, Franz Georg Rovantini und Christian Gottlob Neefe. Sie alle erkannten die besondere Begabung des Kindes. Mit Johann Sebastian Bachs „Wohltemperierten Klavier“ machte Neefe Ludwig vertraut und bestärkte ihn als Komponist, denn „die wahre Musik kann jedes Herz ohne Worte berühren.“ Er prophezeite: „In 250 Jahren wird man sagen: „Neefe – ach so, der Lehrer von Ludwig van Beethoven!“

Ohne das Gehalt des kleinen Ludwig als Organist und Klavierlehrer, hätte die Familie „längst in der Gosse gesessen“, weil Johann in der Kneipe seine Stimme verloren hatte. Der Förderer Graf von Waldstein schickte den Elfjährigen zu Mozart nach Wien. Da seine Mutter krank war, wollte Ludwig nicht fahren, aber diese schickte ihn nachdrücklich weg: „Du musst für Mozart spielen. Spiel mit Herzblut!“ (htv)



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