Neuer Kreisel am Mühlenberg in Puderbach: Wird die Mittelstraße ein Jahr lang gesperrt?
Von Angela Göbler
Der Landesbetrieb Mobilität und die beteiligten Planer haben im Puderbacher Ortsgemeinderat das Konzept zum Bauablauf für die verkehrstechnische Umgestaltung des Mühlenbergs vorgestellt. Dabei soll auch die Brücke über den Holzbach erneuert werden. Im Raum steht die Sperrung der Mittelstraße für rund ein Jahr: Nicht nur für die ansässigen Geschäftsleute wäre das ein Desaster.
Puderbach. Der Kreisel kommt: Dass der Verkehrsknotenpunkt am Mühlenberg in Puderbach grundlegend neugestaltet wird, ist schon lange beschlossene Sache. Mit einem Kreisverkehrsplatz soll die Kreuzung zwischen den Landesstraßen L265 und L267 entschärft werden. Das Projekt ist eingebettet in eine ganze Reihe von großen Baumaßnahmen als Gesamtkonzept, die unter anderem die Erneuerung der Kanalisation in mehreren Straßen und den Neubau der marode gewordenen Brücke über den Holzbach beinhalten. Die zeitlichen Dimensionen insbesondere der nötigen Straßensperrungen während der Bauphase überraschen dann aber doch.
Phase 1 des Gesamtprojektes steht schon kurz vor dem Abschluss: In der Schulstraße beim Schulzentrum ist eine neue Buswendeschleife entstanden. Das war nötig, da beim Bau des Kreisverkehrsplatzes am Mühlenberg die jetzige Einmündung der Schulstraße in die L267 geschlossen wird.
Knackpunkt Kanalarbeiten
Im nächsten Schritt steht die Sanierung der Wollbachstraße inklusive des Dreiecks mit den Einmündungen der Schulstraße und der Sonnenstraße in die Steimeler Straße an. Losgehen soll es im Frühjahr 2023. Knackpunkt hier wird die Erneuerung der Kanäle und der Wasserleitungen sein: Da die Hauptentwässerung unter der Steimeler Straße verläuft, wird eine Vollsperrung von mindestens sechs Wochen mit großräumiger Umleitung des Verkehrs ab April oder Mai kommen. Auch die Schulstraße bis zum Schulzentrum wird für die Kanalarbeiten gesperrt.
Nach mehr als einem Jahr Bauzeit starten dann die Arbeiten rund um den Kreisel am Mühlenberg. Der Kreisverkehrsplatz wird vier Arme haben und in der jetzigen Grünfläche am Mühlenberg entstehen. Angeschlossen werden sollen die L267 Richtung Raubach und die Anbindung Richtung Steimel und Reichenstein (Hauptstraße), die als Mittelstraße quer durch Puderbach verlaufende L265 und die Abzweigung von der Mittelstraße am Fuß des Mühlenbergs. Das Gelände muss dazu rund zwei Meter tief abgetragen und hangseitig mit einer Stützmauer versehen werden.
Keine Behelfsbrücke?
Im Zuge der Bauarbeiten wird auch die baufällig gewordene Brücke über den Holzbach am Fuß des Mühlenbergs erneuert. Die rund 15 Meter lange und 10 Meter breite Brücke stammt aus dem Jahr 1957, eine Sanierung lohnt sich nicht, das Bauwerk muss komplett erneuert werden. Nachdem mehrere Varianten geprüft wurden, kamen die Planer des Landesbetriebes zu dem Schluss, dass eine Behelfsbrücke, die den Verkehr der Mittelstraße aufnimmt und so eine Sperrung verhindert, nicht möglich sein wird. Begründung: Die für den Brückenbau benötigten großen Baumaschinen hätten zu wenig Platz und zu viel Retentionsraum für den Holzbach würde wegfallen.
Die in mehreren Bauabschnitten verlaufenden Bauarbeiten werden sich über mindestens fünf Jahre hinziehen. Die meisten Kopfschmerzen bereitet den Puderbachern vor allem die lange Sperrung der Mittelstraße, die den Ort nicht nur in zwei Hälften teilen, sondern vor allem die entlang der Hauptdurchgangsstraße angesiedelten Geschäftsleute in Probleme stürzen wird.
Mittelstraße ein Jahr lang gesperrt?
"Es kann ja niemand etwas gegen die Baumaßnahmen haben, weil die den Ort und die Region zukunftsfähig machen. Auch sind uns die Schwierigkeiten der Aufgabe bekannt. Allerdings haben wir mit Erstaunen zur Kenntnis genommen, dass eine Sperrung von mindestens einem Jahr geplant ist", wundert sich Herward Geimer, Vorsitzender des Gewerbevereins Puderbach. "Viele der Gewerbetreibenden, insbesondere die Einzelhändler, verarbeiten immer noch die Corona-Lockdowns. Die derzeitige Großwetterlage unter den Stichpunkten Energiepreisexplosion und Inflation machen die Lage auch nicht einfacher."
Ein ganzes Jahr Sperrung der Mittelstraße mit entsprechenden Einbußen an Kunden und Umsätzen würde viele Geschäftsleute ihrer Existenzgrundlage berauben: "Wie die Ortsgemeinde und der LBM als Maßnahmeträger diesen Betrieben bei einer einjährigen Vollsperrung, eine Überlebenschance attestieren, erschließt sich mir derzeit nicht", so Geimer weiter.
Besonders verwunderlich: Schon im Sommer hatte der Gewerbeverein eine Umgestaltung der Mittelstraße angeregt und dafür konkrete Vorschläge gemacht, die im Rahmen einer Bachelorthesis an der Hochschule Koblenz erarbeitet worden waren. Die Kuriere hatten hier berichtet.
Diese Vorschläge während einer ohnehin nötigen Sperrung anzugehen, wurde laut Puderbachs Ortsbürgermeister Manfred Pees gar nicht weiter verfolgt. Gleiches gilt für eine über kurz oder lang nötige Erneuerung der Kanalisation unter der Mittelstraße. Das letzte Wort in Sachen Behelfsbrücke scheint indes ebenfalls noch nicht gesprochen: Da sich die Planer vor allem auf den wegfallenden Retentionsraum für den Holzbach durch eine Behelfsbrücke berufen, hat der Ortsbürgermeister darauf hingewiesen, dass entlang des Bachlaufs oberhalb von Puderbach in den letzten Jahren bereits zusätzliche Flächen für Hochwasserereignisse geschaffen wurden. Das war bisher in der Planung nicht berücksichtigt.
"In Sachen Kommunikationskultur scheint mir jedenfalls noch Luft nach oben zu sein", fasst Herward Geimer seinen Eindruck zusammen. "Der Gewerbeverein wird nun diese neuen und überraschenden Erkenntnisse bewerten, würdigen und das weitere Vorgehen intern erörtern." (Angela Göbler)
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