Mit "Instagrammatik" durch den Lehreralltag: Herr Schröder unterrichtete in Waldbreitbach
Von Angela Göbler
Als Lehrer immer gut vorbereitet, motiviert und immer mit vollem Elan bei der Sache? Nicht Herr Schröder. Der Deutschlehrer liebt Problemklassen, denn "die Braven wollen ja unterrichtet werden und da hab ich gar keinen Bock zu." Da beschäftigt sich der "Korrekturensohn" doch lieber mit moderner "Instagrammatik" und erzählt davon auf der Kabarettbühne, wie kürzlich im Waldbreitbacher Hotel zur Post.
Waldbreitbach. Wer dabei mehr oder weniger zufällig im Publikum sitzt, muss sich aber nicht zum Zuhören verpflichtet fühlen: "Als Lehrer bist du das gewöhnt, dass alles Mögliche passiert, während du redest", konstatiert Herr Schröder, macht sich darum aber keine großen Gedanken. Es ist eben normal geworden, dass man ohne Platz auf der Gästeliste nicht in die letzte Reihe kommt und nur Referendare noch Unterrichtsvorbereitung betreiben.
Das ist aber auch kein Wunder in Zeiten, wo das Spannendste am Online-Unterricht die Hintergründe sind und sogar Klassenbücher digitalisiert werden, sodass man sie als Lehrer nicht mal mehr schön auf den Tisch knallen kann. Dank Corona wurde aus "Effi Briest" längst "Effi niest" und Sportlehrer sind zum Trillerpfeifen-Theo als "bildungsferne Spaßgurke" verkommen. Da stellt man die fünften Klassen am besten mit Gruselgeschichten ruhig und den Rest erledigen Erklär-Videos auf YouTube.
Das Waldbreitbacher Publikum ließ sich jedenfalls für den Abend mit Herrn Schröder ziemlich gerne noch mal auf die Schulbank verfrachten und auch die Veranstalter hinter der Kleinkunstbühne im Hotel zur Post freuten sich nach kulturarmen Coronajahren endlich wieder über ein ausverkauftes Haus.
Aber wer, bitteschön, wird denn heute noch Lehrer? Das geht nur mit "einer Kette an Fehlentscheidungen", findet Herr Schröder, "und schon lebst du am Korrekturrand der Gesellschaft." Ausdiskutieren konnte er das auch mit den Berufskollegen im Waldbreitbacher Publikum nicht. Die Schüler haben ihr Wissen eh per Smartphone in der Hosentasche. Da hilft es auch nicht, wenn das "Kultusmysterium" den Tod als "stärkste Form der Dienstunfähigkeit" anerkennt. Kritisch wird es ohnehin erst dann, wenn die Schüler den Unterschied nicht mehr erkennen. (Angela Göbler)
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